09.08.2011, 09:51 Uhr

Die zehn grössten Cloud-Katastrophen

Totalausfall bei Amazon EC2 und Mail-Super-GAU bei Google: Dieser Artikel liefert einen Überblick über die zehn schlimmsten Cloud-Ausfälle.
In der Theorie ist Cloud Computing perfekt: Anstatt ein eigenes Rechenzentrum zu betreiben und immer wieder die bestehende Hardware zu warten und auszutauschen, schickt man die Daten einfach in die Cloud. Zudem ist es reizvoll immer und überall Zugriff auf die Daten und Dienste zu haben und sich nicht um die Organisation, Sicherung und Speicherung sorgen zu müssen. Doch leider hat auch die Wolke ihre Kehrseiten. Denn wer seine Daten in die Cloud auslagert, der verliert zwangsweise auch die volle Kontrolle über diese. Wo werden meine Daten gespeichert? Wer hat noch Zugriff? Nach wie vor sind nicht alle Fragen bezüglich Cloud Computing geklärt. «Die Wolke wird als ein magisches Ding verkauft. Es funktioniert einfach und ist absolut zuverlässig», sagt Lew Moorman, Chief Strategy Officer beim Hosting- und Cloud-Anbieter Rackspace. Darüber hinaus gibt er aber zu bedenken: «Wenn man Cloud Computing nutzt, dann verwendet man schlussendlich auch nur einen IT-Service und die IT ist und bleibt fehleranfällig.» Unsere US-Schwesterpublikation InfoWorld hat die zehn schlimmsten Cloud-Computing-Katastrophen zusammengetragen, die wir Ihnen auf den folgenden Seiten vorstellen.

Amazon

Ein falsch ausgeführtes Netzwerk-Upgrade sorgte im vergangenen April in einem Rechenzentrum in Northern Virginia zu einem Störfall. Die Folge war, dass sich Datensätze von Amazons Elastic Block Store (EBS) verselbstständigten und nach geeignetem Backup-Platz für sich selbst suchten. Die Reparatur nahm vier Tage in Anspruch, an denen der Service für viele Kunden nicht erreichbar war. Ein Teil der gespeicherten Daten konnte zudem gar nicht mehr wiederhergestelltwerden. Wenn man also einen Teil der IT in die Cloud verlagern will, sollte man bei der Systemplanung solche Verluste von Anfang an berücksichtigen. Der IT-Dienstleister Twilio beispielsweise erlitt keine nennenswerten Schäden, obwohl das Unternehmen seine Infrastruktur bei Amazon EC2 gehostet hatte. «Wir haben beim Aufbau unsere Infrastruktur berücksichtigt, dass ein Hoster Pannen haben kann und auch haben wird», sagt Twilio-CTO Evan Cooke. «Deshalb vertrauen wir bei unserer Kernarchitektur auch nicht nur auf eine einzelne Maschine oder Komponente.»

Sidekick

Die Besonderheit des Sidekick-Dienstes: Persönliche Daten, Adressen oder Kalendereinträge können direkt in der Cloud gesichert werden. So sollen alle Daten auch bei Geräteverlust schnell wiederhergestellt werden. Das versprach zumindest die Werbung.
Doch gerade dieser Cloud Service hatte im vergangenen Herbst einen Ausfall. Als Folge konnten alle Nutzer eine Woche lang nicht mehr auf Kontakte, Termine und andere Daten zugreifen, die auf Servern gespeichert waren, die von Microsoft betrieben wurden. Schlimmer noch, es waren nicht einmal Backups angelegt worden. Spter haben die Redmonder bekannt gegeben, dass sie die verlorenen Daten wiederherstellen konnten. Ein ähnlicher Vorfall soll laut Microsoft zudem nicht mehr möglich sein. Man habe einen stabileren Back-up-Prozess eingerichtet, hiess es nach den Ereignissen. Wenn es also um sensible Daten geht, sollte man dennoch nicht auf andere vertrauen, sondern sich im Idealfall selber darum kümmern. Sorgen Sie also selbst für ein Backup und überprüfen sie das Disaster Recovery Ihres Cloud-Providers.

Google

Gmail ist mittlerweile auch für Geschäftskunden eine lohnende Alternative zu Microsoft Exchange. Aber auch der Cloud-Dienst von Google ist vor Ausfällen nicht sicher. Eine besonders schlimmer Software-Bug sorgte dafür, dass tausende Google-Kunden auf leere Posteingnge blickten und Nachrichten, Ordner oder Notizen temporär abhanden kamen. Dank einer Reihe von Sicherungen konnte Google zwar alle Daten wiederherstellen, aber nichtsdestotrotz hatten Anwender tagelang keinen Zugriff auf ihre E-Mails. Deswegen sollten Cloud-Nutzer gründlich auf die Sicherungsmechanismen achten und eventuell vorsorglich eine Backup- oder Offline-Zugriffslösung aufsetzen.

Hotmail

Gmail ist jedoch nicht der einzige Mail-Dienst mit Ausfällen. Auch Microsofts Hotmail hatte, neben einem Phishing-Angriff, bei dem über zehntausend Hotmail-Konten ausgespäht wurden, mit leeren Postfächern zu kämpfen. Ein Skript sollte eigentlich nur überflüssige Dummy-Accounts löschen. Leider wurden von diesem Skript auch 17'000 real existierende Accounts gelöscht. Aber auch in diesem Fall wurden alle Daten wiederhergestellt.

Intuit

Im vergangenen Jahr hatte Intuit mit seinen Cloud-Services wie TurboTax, Quicken oder Quickbooks zwei Ausfälle innerhalb eines Monats. Vor allem eine Störung über 36 Stunden im Juni verärgerte die Kunden. Ein Stromausfall hatte die Systeme inklusive Backups lahmgelegt ? leider erlitt Intuit wenige Wochen später einen weiteren Stromausfall. «Die Wahrheit ist, es gibt bessere Lösungen als eine Single Cloud, wenn absolute Verfügbarkeit erreicht werden soll», so Chris Whitener, Chefstratege von HP Secure Advantage-Programm. «Es ist nicht unbedingt nötig, dass alles doppelt gesichert wird, denn auch eine einzelne Zusatzmassnahme kann den Unterschied ausmachen ? beispielsweise ein zusätzliches Backup wichtiger Daten.»

Microsoft

Man kann schwer produktiv arbeiten, wenn die als SaaS eingebundene Arbeitsumgebung nicht mehr erreichbar ist. Im Mai stocke die Microsoft Business Productivity Online Standard Suite. So gingen E-Mails erst mit neun Stunden Verzögerung ein. Die Störung wurde zwar schnell behoben, trat aber zwei Tage später wieder auf. Noch dazu hatten einige Nutzer nicht einmal mehr die Möglichkeit sich in Outlook einzuloggen.

Salesforce

Eine Stunde Ausfall klingt nicht nach viel. Wenn aber ein Dienst nicht mehr erreichbar ist, über den zehntausende Unternehmen ihren Kundenservice laufen lassen, können 60 Minuten sehr lange sein. Der Rechenzentrumsausfall von Salesforce.com im Januar brachte einige wütende Kunden hervor.
Den Unmut kann Tim Crawford, CIO der Konica-Minolta-Tochter All Covered verstehen, nicht jedoch, dass viele Unternehmen nicht mit solchen Ausfällen gerechnet haben. «Die Realität ist, dass auch Cloud-basierte Rechenzentren ausfallen können», sagt Crawford. «Das war schon immer so und wird immer so sein.» Unternehmen sollten sich daher die Frage stellen, ob es für sie tragbar ist, wenn Geschäftsdaten temporär nicht abrufbar sind.

Terremark

Der Cloud-Anbieter Terremark, der kürzlich für einige Milliarden US-Dollar von Verizon gekauft wurde, geriet Anfang 2010 wegen einer Störung in die Schlagzeilen. Am 17. März kam es zu einem Ausfall in einem Rechenzentrum in Miami. In der Folge kollabierte der vCloud Express-Service und auf sämtliche Daten konnte sieben Stunden lang nicht mehr zugegriffen werden. Bei Cloud-Diensten kann es daher sinnvoll sein, Daten auf verschiedenen Servern in unterschiedlichen Rechenzentren zu sichern. Selbstverständlich lohnt es sich auch, die Dienste mehrerer Provider zu nutzen.

PayPal

Paypal ist ein grosser Anbieter im Bereich E-Payment. Somit hat ein Ausfall immense wirtschaftliche Folgen. Ein Hardware-Problem legte im Sommer 2009 den Bezahldienst für eine Stunde lang lahm. Keine schöne Erfahrung für Händler wie Kunden, die ihre Waren online ein- und verkaufen wollten.

Rackspace

Ende 2009 musste Rackspace drei Millionen Dollar an seine Kunden zurückzahlen. Der Betreiber hatte mit mehreren technischen Problemen zu kämpfen und die gehosteten Websites gingen dabei jedes Mal offline. Für die Kunden wie Justin Timberlake oder TechCrunch eine kostenintensiver Ausfall. Heute achtet Rackspace nicht nur darauf, solche Ausfälle zu vermeiden, man informieret die Kunden auch, dass manche Ausfälle unvermeidlich sind. Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer US-Schwesterpublikation InfoWorld.



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