iPhone 4 12.07.2010, 08:00 Uhr

Kamera im Test

Apple hat die Kamerafunktion beim iPhone 4 im Vergleich zum Vorgänger verbessert. Wir zeigen die Neuerungen der Kamera in der Praxis sowie die Unterschiede und Schwächen.
Apple hat bei der Vorstellung des iPhone 4 viel Zeit darauf verwendet, die Pluspunkte der neuen Kamera vorzuführen. Sogar ein aufwändiges Beispielvideo hat man produziert, das die Bildqualität verdeutlichen soll. Dieses ist zwar mit Tricks wie Kameraschlitten entstanden, dennoch merken auch normale Nutzer den Unterschied zum iPhone 3GS im Alltag deutlich.
Die Stärken der neuen Kamera
Die Auflösung der Fotofunktion ist von drei auf fünf Megapixel gewachsen. Gleichzeitig hat Apple den Bildsensor vergrössert, den wesentlichen Teil einer jeden Digitalkamera. Ein grösserer Sensor bedeutet, vereinfacht gesagt, mehr Lichtempfindlichkeit und damit bessere Bilder. Die Videofunktion ist ebenfalls deutlich aufgewertet: statt VGA- gibt es jetzt 720p-Auflösung. Das heisst im Klartext. 1280 mal 720 statt 640 mal 480 Pixel, rund drei mal so viele Bildpunkte.Doch nicht nur die Kamera selbst ist neu, Apple hat auch die Peripherie verbessert. Erstmals gibt es einen Blitz, beziehungsweise eine LED-Leuchte, die in dunken Umgebungen für etwas zusätzliches Licht sorgt. Diese kann man bei Fotos und Filmaufnahmen verwenden. In der Praxis ist die Wirkung dieser Leuchte aber begrenzt. der LED-Blitz ist zwar erstaunlich hell, erleuchtet die Umgebung aber nicht annhähernd so hell wie ein gewöhnlicher Blitz.Neben dem Blitz hat Apple auch eine zweite Kamera eingebaut. Diese dient hauptsächlich für die Videotelefonie Facetime. Doch auch mit der Kamera-App kann man die Zweitlinse nutzen. Auch als Taschenspiegel, für Selbstporträts oder später einmal für Videochats mit Skype und Co. Man schaltet einfach zwischen den beiden Kameras hin und her. Die Auflösung der Frontkamera ist auf 640 mal 480 Pixel beschränkt, die Bildqualität nur mässig.
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Vergleich zum Vorgänger
In der Praxis fällt der Unterschied zum iPhone 3GS sofort auf, auch ohne den direkten Vergleich. Die Fotos sind schärfer, lassen Details nicht so leicht untergehen und zeigen eine ordentliche Farbdarstellung. Bei Videos ist die HD-Auflösung ein besonders drastischer Sprung. Statt nur ein Gimmick zu sein, macht sich die Videofunktion jetzt tatsächlich nützlich und kann für Urlaubserinnerungen und Co. ausreichen.
Bei Videoaufnahmen ist der Bildausschnitt etwas kleiner als bei Fotos, wirkt also wie mit grösserer Brennweite aufgenommen. Dies liegt daran, dass die Kamerafunktion nicht die gesamte Fläche des Bildsensors nutzt. Im Vergleich zum iPhone 3GS ist das iPhone 4 generell etwas weitwinkliger. Neu ist auch der digitale Zoom, den auch ältere iPhone-Modelle mit iOS 4 erhalten haben. Dieser ist jedoch kaum sinnvoll, da sich die Bildqualität dadurch enorm verschlechtert. Beim iPhone 4 sind die Reserven dafür aber am grössten, sodass das Bild erst bei stärkerem Zoom extrem verwaschen wirkt.
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Trotz all der Verbesserungen: Die Kamera im iPhone 4 bleibt eine Handykamera und ist mit den typischen Schwächen behaftet. Beispielsweise bei Gegenlicht gerät die Kamera schnell an ihre Grenzen und auch bei starken Hell-/Dunkel-Kontrasten sind helle Bereiche schnell überstrahlt, während dunkle untergehen. Dies liegt am geringeren Dynamikumfang eines vergleichsweise kleinen Bildsensors. Mit einer herkömmlichen Kompaktkamera kann das iPhone 4 nicht mithalten.
Bei der Videofunktion sieht es ähnlich aus. So positiv die Neuerungen wirken, ein echter HD-Camcorder wird aus dem iPhone 4 nicht. Auch im Vergleich zu kleinen und günstigen HD-Kameras fällt die Videofunktion des iPhone 4 etwas ab. Es gibt etwas weniger Schärfe und auch bei der Farbintensität und Hell-/Dunkelkontrasten liegt das iPhone im Vergleich zu einer günstigen HD-Kamera hinten. Kodak, Flip und Co. haben immer noch die Nase vorne.
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Besonders störend ist der langsame Bildaufbau des Bildsensors bei Videos. Oft kann man deutlich erkennen, dass das Bild nach und nach und zwar von unten nach oben aufgebaut wird, was an der Bauart des Bildsensors liegt. Dies äussert sich dann in störenden Verschiebungen, die gerade Linien wackelnd und diagonal aussehen lassen. In der Fotografie nennt man das Rolling-Shutter-Effekt. Dadurch scheint das Bild bei Schwenks oder schnellen Bewegungen förmlich zu wabern, was für den Zuschauer besonders auf grossen Bildschirmen unangenehm aussieht. Auch vorbeifahrende Autos oder Züge sehen sprichwörtlich schräg aus.
Etwas störend wirkt auch die Belichtungsautomatik der Videofunktion, die bei Helligkeitsanpassungen auch die Farbdarstellung verändert, sodass sich bei einem Schwenk vom Hellen ins Dunkle die Farbtemperatur verändert. Dies ist jedoch Kritik auf hohem Niveau (bei Handykameras).
Fazit: Apple hat die Kamerafunktion deutlich verbessert. Von der Frontkamera über den Blitz bis hin zu HD-Auflösung: schön, dass Apple die Kamerafunktion endlich ernst nimmt und aktuelle Technik verbaut. Dank der neuen Bildqualität können dank des iPhone 4 Kompaktkamera und Mini-Camcorder tatsächlich oft zuhause bleiben. Die Qualität ist für Schnappschüsse und Andenken in bewegten Bildern gut genug. Ersetzen kann man spezialisierte Geräte damit aber nicht, dazu fehlt nicht nur noch mehr Bildqualität, sondern auch Ausstattung wie optischer Zoom. Im Vergleich zu den Vorgängern ist das iPhone 4 aber eine mehr als deutliche Verbesserung.
Der Test wurde von unserem Macwelt-Kollegen Patrick Woods durchgeführt.



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