Autonome Fahrgemeinschaft 25.01.2022, 15:57 Uhr

VW und Bosch nehmen die Hände vom Lenkrad

Mit VW und Bosch wollen zwei deutsche Autoriesen zusammenspannen, um autonome Fahrzeuge zu entwickeln.
(Quelle: Archiv CW)
Auf dem Weg zum selbstfahrenden Auto wollen der VW-Konzern und Bosch die nächsten Schritte gemeinsam angehen. In einer Kooperation soll eine Software-Plattform entstehen, die zunächst teil- und hochautomatisierte Funktionen «massentauglich» macht. Dies könne die Basis für komplexere Anwendungen bis hin zum vollautomatisierten Fahren schaffen, kündigten beide Partner an.
«Erste Funktionen sollen schon im kommenden Jahr für Kunden nutzbar sein», sagte VW-Finanzvorstand Arno Antlitz. Vorerst geht es um das Level-2-Niveau – also ohne ständiges Steuern des Fahrers – sowie Level 3, wobei der Computer etwa auf der Autobahn für längere Zeit übernimmt. Zudem prüfe man «Entwicklungsziele und Zeitpläne» in Richtung Level 4 – dann kann der Fahrer zum blossen Passagier werden.
Bei VW kümmert sich die Software-Tochter Cariad um das Thema. Ziel ist es, Programmcodes und Automatisierungstechnologien öfter selbst herzustellen statt von Zulieferern zu kaufen. In der ersten Etappe sollen die Systeme aus der Zusammenarbeit mit Bosch in Modellen des VW-Konzerns eingesetzt werden – mit Funktionen, «bei denen Fahrer die Hände zeitweise explizit vom Lenkrad nehmen können», wie es hiess. Später will Bosch sie auch für andere Anbieter öffnen.

Techniken für die Masse

Cariad-Chef Dirk Hilgenberg erklärte, es gehe nicht allein um Technik für die Oberklasse: «Wir wollen sie für jeden verfügbar machen. Und wir meinen wirklich: für jeden.» Zum Start werde ein wesentlicher Schwerpunkt zwar das Projekt Artemis sein, in dem Audi mit Porsche und Bentley einen «Tesla-Fighter» entwickelt. Bald danach sollen weitere VW-Konzerntöchter jedoch ebenfalls eingebunden werden.
Über 1000 Expertinnen und Experten von Bosch und Volkswagen beginnen den Angaben zufolge nun mit der Umsetzung. Zur Investitionshöhe und zu möglichen Folgen für andere Lieferanten wie Continental wollten sich beide Partner nicht näher äussern.
Bis Ende 2026 steckt der VW-Konzern rund 30 Milliarden Euro allein in Digitalisierung und Automatisierung. Aus Firmenkreisen verlautete, Cariad sehe sich «nicht als reinen Vermittler zwischen Konzern und Zulieferern. Wir können uns nicht mehr nur darauf verlassen, Lösungen zuzukaufen und Software von Dritten mühsam in unsere Architektur zu integrieren, ohne in die Lösung hineinschauen zu können.»
Man bleibe allerdings offen für Kooperationen, Zukäufe oder externe Beschaffung. Im Laufe des Jahres dürfte es «weitere Neuigkeiten in diesen Feldern» geben. Die Zusammenarbeit mit Bosch sehen die Wolfsburger als Ergänzung zum bestehenden US-Partner Argo AI – dort geht es um vollkommen autonome Fahrzeuge (Level 5) ganz ohne Fahrer.



Das könnte Sie auch interessieren