08.08.2011, 11:54 Uhr

Blitzschlag führt zu Cloud-Super-GAU

In Irland sind nach einem heftigen Gewitter die beiden Cloud-Rechenzentren von Amazon und Microsoft offline gegangen.
Ein Gewitter hat den Cloud-Diensten von Amazon und Microsoft zugesetzt (Bild: Fir0002/Flagstaffotos)
Ein Blitzschlag hat gestern Abend die Cloud-Rechenzentren von Amazon.com (AWS) und Microsoft in Irland teilweise vom Netz genommen. In der Folge kam es zu Störungen bei Webseiten, die Amazons EC2-Infrastruktur nutzen, sowie für Anwender von Microsofts BPOS (Business Productivity Online Suite, Vorgänger von Office 365), wie die Spezial-Publikation «Data Center Knowledge» berichtet. Amazon teilte mit, ein Blitz sei in einem Transformator nahe seinem Data Center eingeschlagen und habe dabei eine Explosion und einen Brand verursacht mit der Folge, dass die Stromversorgung zusammenbrach und man auch die eigenen Generatoren nicht mehr starten konnte. Der resultierende komplette Stromausfall betraf eine der EC2-Availability-Zones im Dubliner Rechenzentrum, dem zentralen europäischen Hub für Amazon Cloud-Plattform.

«Normalerweise würde die Stromversorgung bei einem Wegfall des Trafos nahtlos von Backup-Generatoren übernommen», schreibt Amazon in seinem AWS-Status-Dashboard. «Die von der Explosion versursachte transiente elektrische Abweichung war aber so stark, dass sie einen Teil des Phasen-Kontrollsystems erreichte, der die Backup-Generatoren synchronisiert, die daraufhin teilweise deaktiviert wurden.»

Stromquellen müssten phasen-synchronisiert werden, bevor man sie unter Last online schalten kann. In diesem Fall habe man manuell synchronisieren müssen, so Amazon weiter. Die Stromversorgung sei inzwischen wieder hergestellt und die EC2-Instanzen würden sukzessive wieder hochgefahren.

Nach Angaben von Amazon begann der Ausfall am Sonntag Abend um 19:41 Uhr MESZ, die Wiederherstellung der ausgefallenen Instanzen etwa zwei Stunden später ab 21:47 MESZ. Bei einigen der beeinträchtigten Systeme dauert die Wiederherstellung allerdings länger, speziell wenn sie Elastic Block Storage (EBS) nutzen. Gegen 1 Uhr heute früh liefen 60 Prozent der ausgefallenen Cloud-Systeme wieder. «Ein Anhalten und Neustarten beschädigter Instanzen hilft nicht bei der Wiederherstellung", schrieb Amazon an die betroffenen Kunden. «Falls jemand besonders schnell wieder am Netz sein möchte, empfehlen wir, die Instanz in einer anderen Availability Zone neu zu launchen.»

Black Out auch bei Microsoft

Microsoft informierte im Twitter-Feed für seine Online-Dienste darüber, dass ein Stromproblem in einem europäische Rechenzentrum den Zugriff auf die BPOS-Service beeinträchtigt habe. Ab etwa halb zwei Uhr nachts kamen die Services langsam wieder hoch.

Dublin hat sich aus verschiedensten Gründen für US-amerikanische IT-Unternehmen zur zentralen Schaltstelle für Europa und darüber hinaus entwickelt - unter anderem aufgrund seine Lage, Konnektivität, des Klimas und eine Vielzahl verfügbarer IT-Experten. Die Temperatur in der irischen Stadt ist ideal, um Rechenzentren mit Frischluft statt teurer Chiller zu kühlen.

Das hat es Microsoft ermöglicht, dort eines der grössten und effizientesten Rechenzentren weltweit für seine Cloud-Dienste in Europa zu designen und zu bauen. Mit einer Fläche von gut 51'000 Quadratmetern ist es gleichzeitig eines des grössten Rechenzentren weltweit.

Amazon hatte bereits 2008 in Dublin ein Rechenzentrum für die europäischen AWS-Verfügbarkeitszonen eröffnet. Der Konzern hat gerade ein weiteres Gebäude mit gut 22'000 Quadratmeter Fläche für einen Erweiterungsbau dazugekauft, um das rapide Wachstum seiner Cloud-Dienste in Europa bedienen zu können.



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