26.01.2006, 20:44 Uhr

Offen ist nicht kostenlos

Viele Anwender und Entwickler kennen und schätzen Open-Source-Software (OSS) als Selbstbedienungsladen.
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Erich Oswald ist Chief Technology Officer bei der Ergon Informatik, Zürich. www.ergon.ch
Man braucht ein Tool oder eine Bibliothek, wirft die Suchmaschine an, betrachtet kurz die Treffer und holt sich die vielversprechendste Alternative vom Netz. Nur noch installieren, dann kann die Arbeit losgehen. Gekostet hat das Ganze lediglich ein paar Minuten Zeit. Meistens funktioniert dieses Modell erstaunlich gut. Gerade kleinere Utilities erweisen sich oft als überraschend clever und nützlich. Wie steht es aber mit grösseren Komponenten, die zum integralen Bestandteil des eigenen Projekts werden sollen?
Ein Merkmal der OSS-Szene ist ihre Heterogenität. Der Mythos vom Freizeitprogrammierer, der am Abend aus Spass an der Sache freie Software programmiert, ist durchaus real.
Am anderen Ende des Spektrums finden wir Grossfirmen, die sich professionelle Programmierteams leisten, ohne für das Produkt von deren Arbeit direkt Geld zu verlangen. Es ist deshalb nicht erstaunlich, dass selbst zwischen OSS-Projekten die eigentlich ähnliche Probleme adressieren, grosse Unterschiede bezüglich Philosophie, Umfang und Qualität bestehen. Um eine gründliche Evaluation der verfügbaren Lösungen kommt deshalb gerade in einem professionellen Umfeld kein Anwender herum.
Ähnlich verhält es sich beim Einarbeiten in eine neue Applikation oder Bibliothek. Dokumentation und Support sind zwar längst keine Fremdwörter mehr für offene Software - aber mit Einschränkungen muss gerechnet werden. Die Möglichkeit, bei Bedarf im Quellcode nachschlagen zu können, ist ungeheuer wertvoll, aber kein geeignetes Mittel, um sich in die Konfiguration oder die Programmierschnittstelle einer Software einzuarbeiten. In der Praxis verwenden grössere Projekte meistens mehrere OSS-Komponenten, die wiederum aus voneinander unabhängigen Distributionsquellen stammen. Aufbau und Konfiguration dieser Komponenten können dementsprechend stark variieren. Dass die Integration eines solchen Gemischtwarenladens unter Umständen nicht mehr trivial ist, leuchtet auf Anhieb ein. Wer hier auf glänzend polierte Angebote von grossen Herstellern setzt, fährt bequemer
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