Telko-Knatsch 16.04.2020, 11:47 Uhr

Streit zwischen Init7 und UPC verlangsamt Internet-Verbindung der Kunden

Mitten in der Corona-Krise streiten sich UPC und der Winterthurer Internet-Provider Init 7. Kunden im Home Office bezahlen den Preis und müssen mit langsamerer Internet-Verbindung rechnen.
UPC und Konkurrent Init7 zoffen sich – auf Kosten der Kunden
(Quelle: upc/Init7)
UPC hat den Traffic-Austausch zwischen UPC und dem Winterthurer Internet-Provider Init7 einseitig eingestellt, wie «Watson» berichtet. Bisher flossen die Daten beim sogenannten Private Peering von Init7 direkt zur UPC und umgekehrt. Neu müssen Ihre Daten einen Umweg über die USA nehmen.
Was ist passiert? Am Dienstag informerte Init7 via Twitter, dass der viel grössere Telko UPC (Liberty Global) die sogenannten Peering-Sessions von Init7 gekappt hat. Dadurch sei die Latenz stark gestiegen. Init7 verurteilt dies als «aggressiven Akt».
In einem langen Statement schreibt Init7-CEO Fredy Künzler: «Am 14. April 2020 um ca. 10:30 Uhr hat UPC (AS6830, auch bekannt als Liberty Global) einseitig die bestehenden Interkonnektionen (PNI, Private Peerings) zu Init7 (AS13030) abgeschaltet. Diese Peering-Links bestanden seit über einer Dekade und haben bislang eine direkte Verbindung zwischen dem Init7-Netz und dem UPC-Netz gewährleistet. Diese Abschaltung ist ein einseitiger Akt der Aggression.»
Quelle: Screenshot/Init7
UPC hat dies offenbar im vollen Bewusstsein der Konsequenzen durchgezogen. «Durch die einseitige Abschaltung der Peerings mit Init7 durch UPC beträgt die Latenz [Erklärung siehe unten, Anm. d. Red] seit dem 14. April 2020 jetzt ca. 140ms – gut sichtbar in der neben-stehenden Grafik. UPC zieht es vor, Traffic zu Init7 via die USA statt direkt wie bisher zu routen.»

Warum jetzt?

Aufgrund der COVID-19-Umstände wächst der Internet-Traffic überdurchschnittlich schnell. Im Verlauf des 2. April 2020 begann Init7, immer mehr Traffic via Wien oder London umzurouten, was eine höhere Latenz zur Folge hatte. 
Am 2. April fand eine Videokonferenz zwischen UPC und Init 7 statt, in der das Thema erneut diskutiert wurde. «Init7 hat einmal mehr mit Nachdruck eine Entschärfung der Situation durch Upgrades der bestehenden Links gefordert. Die Upgrades von 2* 1 Gigabit/Sekunde auf 2* 10 Gigabit/Sekunde wären günstig: Jeder Peering-Partner müsste mit einmaligen Kosten von weniger als 2’000 Franken rechnen.» schreibt Init 7 im Statement dazu.
UPC sieht die Situation anders.
«Der Fall wird von Init7 nicht nur sehr einseitig dargestellt, sondern auch falsch», schreibt eine UPC-Sprecherin auf Anfrage vom PCtipp. UPC habe transparente, für alle Unternehmen weltweit gültige Peering Principles, die sicherstellten, dass alle Peering-Partner «gleichberechtigt, diskriminierungsfrei und fair» behandelt werden.
Weiter heisst es in einem Statement von UPC: «Init7 hat uns gegenüber Probleme mit erhöhten Volumen geäussert und verlangt, dass wir das Peering von Init7 erhöhen. Da Init7 die in den obengenannten Peering Principles festgelegten Mindestschwellenwerte nicht erfüllt, sind wir bei UPC nicht in der Lage, mehr Kapazität bereitzustellen. Init7 drohte uns jedoch schriftlich, dass sie ihren Datenverkehr über die USA leiten / routen würden, wenn wir nicht mehr Peering (mehr Interkonnektions-Volumen) ausserhalb des Geltungsbereichs unserer Peering Principles bereitstellen würden.
Wenn ein Peering-Partner ihre Kapazität gegenüber unserem Netzwerk erhöhen möchte, kann er dies über einen von vielen anerkannten, weltweiten Internet-Konnektivitätsanbietern (Peering-Partnern) tun. Diese Möglichkeit steht auch Init7 jederzeit offen. Um es klar zu formulieren: Es besteht keine Notwendigkeit, etwas an UPC zu zahlen oder irgendeine Beziehung zu uns zu unterhalten, um über alle Kapazitäten zu verfügen, die für unser Netzwerk erforderlich sein könnten

Seit letzter Woche hat Init7 alsdann begonnen, den Datenverkehr zu UPC via USA und Grossbritannien zu leiten / routen. Die Darstellung, wonach UPC dies täte, stimmt nicht. (...)», so UPC.
Die beiden Streithähne zoffen sich noch immer öffentlich via Twitter ¯ und die Kunden gucken weiterhin in die Röhre.



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