ECM-Tag 13.11.2014, 13:48 Uhr

Von der Notwendigkeit der Digitalisierung

Am «ECM-Tag 2014» von Pentadoc wurde über die Zukunft der Kommunikation, Digitalisierung und Crowdsourcing diskutiert. Zudem wurden die ECM-Awards verliehen.
Sämtliche Finalisten und Sieger der ECM-Awards 2014
(Foto: Pentadog)
Rund 120 Fachbesucher verschiedenster Branchen konnten am diesjährigen, von Pentadoc organisierten und durchgeführten «ECM-Tag» in den Hallen des Trafo in Baden begrüsst werden. Wie der Name bereits verrät, ging es im weitesten Sinne um die Themen Enterprise Content Management und Dokumentenmanagement, sowie um die Zukunft der Kommunikation. Zum ersten Mal fand heuer ein gemeinsamer ECM-Tag für Deutschland, Österreich und die Schweiz statt. Der Fokus der diesjährigen Veranstaltung lag noch stärker auf dem Anwendernutzen und der besseren Vernetzung zwischen Teilnehmern und den Veranstaltungspartnern.

Digitalisierung unabdingbar

In seiner Keynote nahm sich Harald Adams, Key Account für Grosskunden bei OpenText, des Themas Digital Disruption an. Unternehmen müssen sich dringend eine digitale Agenda zulegen, wenn sie in den kommenden Jahren Schritt halten wollen, so Adams. Neue Technologien (Mobile Business, Social Media, Big Data, Cloud) und das veränderte Kundenverhalten zwingen Unternehmen zu radikalem Umdenken bestehender Geschäftsmodelle und Prozesse. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, innovative Produkte und Services zu entwickeln, mit denen sie Kundenbedürfnisse schneller, besser und günstiger als bisher bedienen können. Nur diejenigen Unternehmen, die in der Lage sind, sich schnell genug an die veränderten technologischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen anzupassen, werden den sogenannten «Digitalen Darwinismus» überleben. Binsenweisheiten, die in vielen Unternehmen aber trotzdem noch nicht befolgt werden.
Dazu führte der OpenText-Manager einige Beispiele an, wie sich die Wirtschaft verändern werde: So werden in den meisten Industrien bis ins Jahr 2030 die Grenzkosten (jene Kosten, die durch die Produktion einer zusätzlichen Mengeneinheit eines Produktes entstehen) gegen Null gehen und die Share Economy wird gänzlich Einzug halten. «Ein digitales Geschäftsmodell, gut umgesetzt, wie am Beispiel Netflix zu sehen, kann revolutionär sein und alteingesessene Unternehmen verdrängen», so Adams. «Wer durch Papierkram gelähmt wird, kann sich draussen kaum agil aufstellen.» Die grösste Herausforderung für Unternehmen dabei: überhaupt die Fülle an Informationen in den Griff zu bekommen. Nächste Seite: Mit Crowdsourcing Geld sparen

Crowdsourcing als Kostensparer

Dr. Torsten Zytowski, IT- Projektmanager bei der EnBW (Energie Baden-Württemberg AG) schlug an einem der acht konferenzbegleitenden Roundtables eine Bresche für das Crowdsourcing. Sein Unternehmen nutzt Crowdsourcing beispielsweise beim Identifizieren von Kunden-Post wie unleserliche Zählerables-Karten oder Retouren aufgrund von Adressänderungen und dergleichen. «Die Qualität der Ergebnisse ist kolossal, die Kosteneinsparungen massiv», so Zytowski. Die Korrekturen, würden sie manuell durch interne Ressourcen bearbeitet werden, würden ihn pro Stück 50 Cent kosten, durch die Crowd-Gemeinde im Internet aber nur gerade einmal 1 Cent. Da die HITs (Human Interface Tasks) komplett anonymisiert und aus dem Zusammenhang genommen sind, sieht er auch keine gröberen Sicherheitsrisiken.

Gegen inhaltlose Kommunikation

Bernhard Hellstern, Diplomverwaltungswirt und Schauspieler am Theater Scharlatan, brachte als satirischer Gastredner in der Rolle des Professor Lallinger einige unliebsame Wahrheiten zu den Themen Kommunikation und Social Media auf den Tisch. So würden im digitalen Zeitalter mehrheitlich Worthülsen und Heissluftballons die Kommunikation mit Kunden und Mitarbeitern dominieren, sei Kommunikation zu oft noch sinn- und inhaltslos, werde mit Schlagworten um sich geworfen und die Sprache verdenglischt. Er mahnte die Anwesenden ab, sich Gedanken darüber zu machen, was sich Mitarbeiter und Kunden wirklich wünschen und nicht Opfer virtueller Selbstberauschung zu werden (z.B. in Sozialen Medien). «Kommunikation ist mehr als das Sammeln und Auswerten von Daten», so Hellstern. Der Chief Branding Officer dürfe nicht zum Chief Blogging Officer mutieren. Doch oft stehe die Kommunikationskultur heute vor dem Problem der Beliebigkeit und Einseitigkeit und werden viel Zeit und Energie mit «digitalem Kinderkram und Hightech-Tschutschu» verschleudert. Schon vor 40'000 Jahren habe die Kommunikation über Sein oder Nichtsein entschieden, und habe jene Spezies überlebt, die Kommunikations-Kompetenz und nicht -Potenz vorzuweisen hatte. Hirnlose Click- oder Wisch-und-weg-Kommunikation müsse durch echtes Interesse an den Bedürfnissen der Kunden ersetzt werden. Doch in manchen Unternehmen versuche man den Kunden so schnell über den Tisch zu ziehen, dass dieser die dabei entstandene Reibungshitze als Nestwärme empfinde. Er appellierte an die Macht des Dienens und die Göttlichkeit des Kniefalls.

Abschliessend hielt Hellstern die Konferenzbesucher dazu an, den Impuls sich zu verändern nicht durch Selbstbeschränkung und faule Ausreden zu verhindern, und auch die Herausforderungen mit Mut zum Risiko anzugehen: «Wenn Elefanten tanzen leidet das Gras und: Wer heute den Kopf in den Sand steckt, knirscht morgen mit den Zähnen.» Sicher war Hellsterns Vortrag überspitzt formuliert, führte aber zum einen oder andern Aha-Erlebnis bei den Konferenzteilnehmern, wie auch der zustimmende Applaus bewies. Nächste Seite: Die ECM-Awards gehen an...

Die Gewinner der ECM-Awards

Am Ende eines langen Konferenztages wurden die ECM-Awards, dieses Jahr erstmalig länderübergreifend für die Schweiz, Deutschland und Österreich, verliehen. In der Kategorie «ECM-Hersteller des Jahres» konnte sich ELO Digital Office gegen die beiden anderen Finalisten Optimal Systems und d.velop durchsetzen. Den Pokal in der Kategorie «ECM-Projekt des Jahres» teilen sich die Jaeger Ausbau Gruppe und Datengut Leipzig. Beide hängten die weiteren Finalisten, die Basler Versicherungen, Insiders Technologies, EnBW Energie Baden-Württemberg und ELO Digital Office mit ihrem Projekt ab. Als beste «ECM-Lösung des Jahres» wurde jene der Firma Henrichsen gekürt. Auf den weiteren Rängen folgen d.velop international und Top Image Systems.



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