27.11.2009, 11:21 Uhr

CIO räumen auf

Wie bereiten sich die CIOs auf das Ende der Krise vor? Sie räumen erst einmal gründlich auf und zentralisieren, wo es geht. Zu diesem Ergebnis kommen unsere deutschen Schwesterpublikationen Computerwoche und CIO, die IT-Leiter befragt haben.
Zentrale IT liegt im Trend
Der Trend ist eindeutig: Die Zeit der dezentralen IT-Architekturen ist - zumindest fürs Erste - abgelaufen. Im Rahmen der Ausmarchung zum "CIO des Jahres" wurde auch nach der generellen IT-Ausrichtung der Informationstechnik, also beispielsweise, ob die IT eher zentral oder dezentral organisiert sei. Auf einer Skala von 1 (weitgehend zentral) bis 5 (ausgespochen dezentral) kreuzte die überwältigende Mehrheit der IT-Verantworlichen (81 Prozent) eine 1 oder 2 an. Vier von fünf CIOs richten also ihre IT zentral aus. Das bedeutet meist konsolidieren, häufig auch virtualisieren. In den mittelständischen Unternehmen ist diese Tendenz derzeit noch stärker ausgeprägt als in den Grossunternehmen.
Geteilter Ansicht waren die CIOs hinsichtlich der Frage, ob Standardsysteme oder "Best-of-Bread"-Applikationen die bessere Wahl seien. Dass mit einem Hang zur Zentralisierung auch eine deutliche Präferenz für konfektionierte Anwendungen einhergehen müsse, liess sich nur teilweise bestätigen. Sicher drehen sich viele der von den Bewerbern beschriebenen Projekte um Einführung oder Erweiterung von Standard-ERP-Systemen (auch im Mittelstand häufig auf der Basis von SAP-Software). Aber allmählich setzt sich offenbar wieder die Erkenntnis durch, dass spezielle Geschäftsbedingungen auch einer individuellen Unterstützung bedürfen. Einer der CIOs führt derzeit sogar ein selbstentwickeltes ERP-System ein.
Auch die Vermutung, dass die harte wirtschaftliche Lage viele Unternehmen zur Auslagerung ihrer IT-Services bewegen würde, liess sich anhand der Fragebögen nicht belegen. Die Tendenz geht eher in Richtung weniger Outsourcing - sowohl im Mittelstand als auch in den Grossunternehmen. Dennoch fliesst durchschnittlich etwa ein Drittel der IT-Budgets auf die Konten von externen Dienstleistern: im Mittelstand 30 Prozent, in den Grossunternehmen sogar 35 Prozent.

Investitionen trotz Krise

Die IT-Budgets haben sich gegenüber dem Vorjahr verringert, allerdings nicht so stark, wie zu erwarten gewesen wäre. Mehr als ein Drittel der Bewerber konnte heuer mehr ausgeben als im vergangenen Jahr. Vor allem im Mittelstand ist eine Reihe von umfangreichen Projekten (an-)gelaufen - unter anderem SAP-Einführungen oder komplette Neuausrichtungen der IT-Landschaft -, die teilweise erhebliche Budgetsteigerungen mit sich brachten. Nur jeder zweite CIO aus einem kleinen oder mittleren Unternehmen hatte Einschnitte in sein Budget hinzunehmen. Allerdings haben die jetzigen Investitionen zu einem grossen Teil Einsparungen in den kommenden Jahren zum Ziel.
In den Grossunternehmen sah die Situation zudem etwas ungünstiger aus. Hier mussten zwei Drittel der CIOs den Gürtel enger schnallen. Teilweise sind die Projekte, mit denen sich die laufenden Kosten senken lassen, aber dort schon in den vergangenen Jahren unternommen worden, so dass die Unternehmen jetzt die Früchte ernten können.
Schliesslich ist ein relativ hoher Budgetanteil für innovative Projekte vorgesehen. Allgemein gehen Unternehmensberater von weniger als einem Fünftel Budgetanteil für Neuprojekte aus. Die Top-CIOs verfügen hingegen über deutlich mehr "freie" Mittel. In den Grossunternehmen sind es durchschnittlich 29 Prozent, im Mittelstand sogar 33 Prozent.

Jeder Dritte berichtet an den CFO

Rechtfertigen muss oder darf der CIO seine Ausgaben meist gegenüber der Geschäftsführung. Laut Umfrage berichten in den kleineren Unternehmen 60 Prozent der CIOs direkt an die Unternehmensspitze. In den Grossunternehmen sind es allerdings nur 47 Prozent. Immer noch (oder wieder) recht häufig ist eine Konstellation anzutreffen, wo der CIO dem Finanzchef gegenüber zum Rapport verpflichtet ist. Auch von den Spitzen-CIOs muss durchschnittlich jeder dritte dort antreten. Mit 36 Prozent liegt dieser Prozentsatz in den Konzernen etwas höher als in den kleinen und mittleren Betrieben (32 Prozent).
Dazu passt, dass zwei Drittel der IT-Abteilungen als Cost-Center und Serviceabteilung organisiert sind. Nur etwas mehr als 13 Prozent der Bewerber definieren ihren Zuständigkeitsbereich als Profit-Center, wobei der Mittelstand die Nase vorn hat. Allerdings sagt die Form der IT-Organisation nicht zwangsläufig etwas über die Innovationsfähigkeit der IT aus. Viele der CIO sehen sich selbst als Leiter eines Cost-Centers.
Immer mehr Unternehmen betreiben ihre IT aber auch im Rahmen einer Shared-Service-Organisation. Den CIO-Bewerbungen zufolge trifft das bereits auf jede fünfte Organisation zu - oder detaillierter betrachtet: auf 14 Prozent der Mittelständler und 26 Prozent der Grossanwender.

Kommunikation kostet Zeit

Einen Einblick in den Arbeitsalltag der CIOs vermitteln die Antworten auf die Frage, wie viel ihrer Zeit die IT-Chefinnen und -Chefs mit welchen Aufgaben zubringen. Vor allem die Top-CIOs widmen einen Grossteil ihres Berufslebens der Kommunikation. Nicht selten sehen sie mehr als die Hälfte ihrer Arbeitszeit dafür vor.
Namentlich mit den Fachbereichen reden die IT-Verantwortlichen oft und ausdauernd. Geht man von einem zehnstündigen Arbeitstag aus, verbringen sie im Durchschnitt täglich mehr als zwei Stunden, um sich mit ihren internen Kunden abzustimmen. Das gilt für die Konzern-CIOs wie für die IT-Verantwortlichen mittelständischer Betriebe gleichermassen.
Für die Kommunikation mit der Firmenleitung planen die CIOs dagegen etwas weniger Zeit ein: Die IT-Chefs von Grossunternehmen widmen dieser Aufgabe - eigenen Angaben zufolge - etwa 15 Prozent ihrer Arbeitszeit, während die Mittelstands-CIOs dafür nur elf Prozent ihres Tages aufwenden.
Es gibt eine Aufgabe, die den meisten CIOs offenbar wichtiger ist als das Gespräch mit dem Vorstand oder der Geschäftsleitung: Die Personalführung beansprucht im Durchschnitt 17 bis 18 Prozent der CIO-Zeit - im Grossunternehmen naturgemäss etwas mehr als im Mittelstand.

Die Dienstleister im Griff

Im Durchschnitt 16 Prozent ihrer Arbeitszeit denken die IT-Chefs über das nach, was nach landläufiger Auffassung ihre Hauptaufgabe sein sollte: die strategische Planung. Übrigens veranschlagen die CIOs mittelständischer Unternehmen hierfür mehr Zeit als ihre Standeskollegen aus Grossunternehmen.
Der Outsourcing-Trend ist wohl fürs Erste gestoppt, doch das Dienstleister-Management bleibt wichtig. Denn eine Vielzahl kleinerer Verträge zu handhaben verlangt mehr Aufmerksamkeit als ein einziges Mammutabkommen zu beobachten. In kleineren wie in grösseren Unternehmen bringt der CIO damit etwa elf Prozent seiner Arbeitszeit zu. Ähnlich viel Zeit benötigt er für die Routine-Aufgaben, die mit der Verwaltung einer Abteilung zusammenhängen.
Unter dem Punkt "Sonstiges" wurden eine Reihe von unterschiedlichen CIO-Aufgaben subsumiert. Im Mittelstand zählt dazu häufig die Leitung grosser strategischer Projekte, die in grösseren Unternehmen meist einem dedizierten Projektleiter anvertraut wird.



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