Firmenfachbeitrag 13.09.2021, 07:50 Uhr

Low-Code as a Service

Low-Code verkürzt die Time-to-Market für digitale Lösungen massiv. Durch einen «as-a-Service»-Ansatz kann dieses Potenzial von Fachabteilungen noch einfacher genutzt werden.
Übersicht der drei «aaS»-Modelle für Low-Code
(Quelle: adesso Schweiz AG)
Digitale Lösungen sind ein zentrales Element für den Geschäftserfolg vieler Unternehmen. Das Dilemma ist jedoch oft folgendes: Die IT hat als Cost Center limitierte Ressourcen und kann den stetig steigenden Bedarf aus den Fachabteilungen nicht schnell genug bewältigen.

Neues Paradigma

An dieser Stelle setzt mit Low-Code der nächste logische Abstraktionsschritt der klassischen Softwareentwicklung an. Ein Grossteil der Grundlagenarbeit wird automatisiert: z.B. die Anbindung von Backend-Systemen, die Erstellung von «responsive» Oberflächen oder die Bereitstellung der Infrastruktur.  Doch damit nicht genug: Durch die grafische Entwicklung von Oberflächen sowie Applikations- und Geschäftslogik können bestimmte Tätigkeiten bei der Applikationsentwicklung von den Fachabteilungen, den sog. Citizen Developern, übernommen werden.
Um Low-Code erfolgreich im Unternehmen einzusetzen, reicht es nicht aus, einfach eine Plattform auszuwählen und diese den Citizen Developern bereitzustellen. Vielmehr muss die neue Art und Weise der Softwareentwicklung nachhaltig im Unternehmen eingeführt und verankert werden, um die typischen Vorteile wie eine Verkürzung der Durchlaufzeiten um den Faktor 5 bis 10 oder eine höhere Zufriedenheit der Mitarbeitenden auch wirklich realisieren zu können.
Dabei hilft ein aaS-Ansatz, d.h. die Auslagerung von Aktivitäten an interne oder externe Dienstleister, die sich auf diese Aktivitäten spezialisiert haben und diese «as a Service» (aaS) wieder bereitstellen.

Mögliche Modelle

Wir sehen drei Modelle, wie Low-Code in einem aaS-Ansatz genutzt werden kann. Deren Bereitstellung ist sowohl durch interne als auch externe IT-Dienstleister möglich. Die drei Modelle bauen aufeinander auf, die Unterscheidung liegt lediglich in der Aufteilung der Arbeit zwischen dem IT-Dienstleister und der Service konsumierenden Fachabteilung (siehe Abbildung oben).
  1. Bei der Digitalisierung as a Service (DaaS) nutzt der IT-Dienstleister eine Low-Code-Plattform, um für Fachabteilungen erheblich schneller neue Funktionalitäten und Apps zu entwickeln und bereitzustellen. Dabei nutzt er die Plattform ausschliesslich selbst und bindet für Entwicklungsaktivitäten keine Citizen Developer mit ein.
  2. Bei Digital Ecosystem as a Service (DEaaS) können Citizen Developer aktiv an der Digitalisierung mitwirken. Dazu nutzen sie ­Konnektoren, App-Bausteine und UI-Widgets, die vom IT-Dienstleister entwickelt, gepflegt und zur Nutzung bereitgestellt ­wurden.
  3. Bei Low-Code Platform as a Service (LCPaaS) erfolgen alle Entwicklungsarbeiten durch die Fachabteilungen, d.h. der IT-Dienstleister kümmert sich nebst dem Betrieb der Low-Code-Plattform auch um das Enabling der User. Dies kann z.B. durch die Bereit­stellung eines Center of Excellence (CoE) erfolgen, das für Schulungen zuständig ist und bei Fragen oder Problemen kontaktiert werden kann.

Ein konkretes Beispiel

Die drei Modelle werden nun an folgendem Beispiel näher betrachtet: Ein Unternehmen will seine administrativen Arbeitsabläufe, die aus vielen manuellen Schritten bestehen, optimieren. Diese Einzelschritte basieren auf IT-Anwendungen, die teilweise nicht mehr zur Arbeitsweise passen oder veraltet sind.
Im DaaS-Modell (1) bespricht der interne IT-Dienstleister mit den betroffenen Fachabteilungen die Anforderungen, realisiert diese innerhalb weniger Tage und verbessert dann die sofort nutzbaren Ergebnisse in einem «Inspect & Adapt»-Ansatz gemeinsam mit den Fachabteilungen weiter. Die interne IT wird so zum Wegbereiter der Digitalisierung und durch die grafische Entwicklung sowie die schnell verfügbaren Resultate ist ein effektives Arbeiten möglich. Eine Arbeitsteilung bei den Entwicklungsarbeiten ist in diesem Modell aber nicht angedacht.
Das DEaaS-Modell (2) hingehen setzt auf Arbeitsteilung. Hier führen die Fachabteilungen die notwendigen Anpassungen als Citizen Developer grösstenteils selbst in der Low-Code-Plattform durch. Sie verwenden dabei jedoch Konnektoren und UI-Komponenten, die zuvor von der internen IT vorbereitet wurden. Um hier wartbare Applikationen zu gewährleisten und einen Wildwuchs von Applikationen zu vermeiden, ist eine solide Governance, welche ebenfalls in der Dienstleistung inbegriffen ist, die Grundvoraussetzung. Nach einer ersten Aufbauphase reduziert sich der Aufwand dafür kontinuierlich. Positiv hervorzuheben ist der Einfluss auf die Zufriedenheit der Mitarbeitenden durch Möglichkeiten zur Mitgestaltung.
Im LCPaaS-Modell (3) schliesslich werden rein die Low-Code-Plattform sowie die Be­fähigung und das Center of Excellence durch die IT-Abteilung bereitgestellt. Die Aufwände für Konnektoren und UI-Komponenten fallen nicht weg, sondern werden von allen Ent­wicklern auf der Low-Code Plattform übernommen und nicht durch den IT-Dienstleister vorbereitet.

Vorzüge von «as a Service»

Die Vorteile des aaS-Ansatzes sind bereits von Cloud-Technologien bekannt. Die Ausprägung dieser Vorteile ist dabei abhängig von der Maturität des Service-Anbieters. Im Folgenden beschreiben wir die optimalen Ausprägungen.
Im aaS-Ansatz stellt der IT-Dienstleister seinen Service mehreren oder gar vielen Konsumenten bereit. Dadurch kann er Skaleneffekte nutzen, was es ihm erlaubt, stärker zu industrialisieren. Im Idealfall bedeutet das für die konsumierenden Organisationseinheiten eine höhere Maturität der Services, z.B. in Form von besserer Qualität, stärkerer IT-Sicherheit, höherer Geschwindigkeit und niedrigeren Kosten.
aaS-Modelle sind elastisch, d.h. Fachabteilungen können je nach aktuellem Bedarf mehr oder weniger vom Service beziehen, wobei der Dienstleister rasch auf die Bedarfsfluktuationen reagieren kann, indem er hoch- oder runterskaliert.
aaS-Modelle sind zudem kostengünstiger – einerseits aufgrund der erwähnten Skaleneffekte und des höheren Industrialisierungsgrades, andererseits weil der Dienstleister den Servicekonsum detailliert misst und im Idealfall in Form von Pay-as-you-go nur den tatsächlichen Konsum verrechnet.
Weiter kann ein Service klar spezifiziert und durch entsprechende Vereinbarungen (OLAs bzw. SLAs) abgesichert werden. So können von Beginn an gegenseitige Erwartungen klar definiert und auch eingehalten werden.
Den aaS-Ansatz auf Low-Code anzuwenden, kombiniert die oben genannten Vorteile mit der hohen Geschwindigkeit der Softwareentwicklung, der Möglichkeit zum Citizen Development, der Entlastung der IT-Ressourcen und der effektiveren Ressourcennutzung.

Fazit

Der aaS-Ansatz ist im Bereich von Cloud-­Computing schon seit Jahren etabliert: Die IT-Infrastruktur wird einschliesslich der damit einhergehenden Verantwortlichkeiten an die Dienstleister ausgelagert, die durch Skalen-effekte einen höheren Maturitätsgrad erreichen. Die Vorteile der Cloud lassen sich für Low-Code direkt nutzen, da die meisten ­Plattformen «Cloud native» sind. Darüber hinaus wird der aaS-Ansatz sogar weiter auf die ganze Low-Code-Welt ausgedehnt. Damit ­lassen sich die intrinsischen Vorteile des Low-Code-Paradigmas noch effektiver und effizienter nutzen.
Zwischen den Modellen kann zu einem späteren Zeitpunkt sehr einfach gewechselt werden, wodurch eine lange Konzeptphase vermieden werden kann. IT-Dienstleister können mit einem DaaS-Modell beginnen und bei genügend Maturität auf ein DEaaS-Modell wechseln. Ebenfalls vorteilhaft ist der Investitionsschutz, da durch Konnektoren bestehende Applikationen einfach genutzt werden können.
Mit einem Proof-of-Value-Projekt lässt sich innerhalb weniger Wochen der potenzielle Mehrwert inklusive Handlungsempfehlungen von Low-Code für einen Teilbereich oder ein ganzes Unternehmen feststellen.
Im Zusammenhang mit dem Einsatz von Low-Code ist es uns wichtig zu erwähnen, dass dies keinesfalls einfach als weiteres neues Thema auf der Agenda betrachtet werden soll, dessen Umsetzung mit hohem Aufwand verbunden ist. Vielmehr ist es eine attraktive Lösung, die bei vielen aktuellen Herausforderungen helfen kann.
Zu den Autoren
v.l.n.r. Dr. Christian Straube, Dr. Dominik Langer
adesso Schweiz AG
Dr. Christian Straube ist Head of Consulting Digital & Innovation und berät Kunden bei der effektiven Nutzung von Low-Code-Plattformen.
Dr. Dominik Langer verantwortet als Chief Digital & Innovation Officer den Aufbau neuer ­Services in den Bereichen Digitalisierung, Cloud und IT Security.
Zum Unternehmen: adesso unterstützt Sie bei Digitalisierungsvorhaben im Allgemeinen und bei der optimalen Nutzung von Low-Code im Speziellen: von Business Consulting über IT Consulting und Software Entwicklung bis hin zu IT Management. Durch unsere Branchennähe verstehen wir Ihre spezifischen Herausforde­rungen.
Mehr Informationen: www.adesso.ch/low-code
Dieser Beitrag wurde von der adesso Schweiz AG zur Verfügung gestellt und stellt die Sicht des Unternehmens dar. Computerworld übernimmt für dessen Inhalt keine Verantwortung.



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