SAP-Outsourcing des Kantons Zürich 04.12.2009, 05:53 Uhr

Swisscom viel zu teuer

Wie die jüngst erfolgte Ausschreibung der Finanzdirektion des Kantons Zürich zeigt, verlangt Swisscom für SAP-Outsourcing doppelt so viel wie die Konkurrenz. Wer rechnet hier mit falschem Augenmass?
Wer seine SAP-Systeme auslagern will, sollte bei der Auftragsvergabe ein kritisches Auge auf Swisscom IT Services haben. Entgegen der gängigen Meinung übertrifft nämlich die IT-Dienstleistungstochter des Telekom-Marktführers mit ihren Preisen die Konkurrenz haushoch. Dies geht aus einem vertraulichen Dokument der Finanzdirektion des Kantons Zürich hervor, das Computerworld vorliegt.
Worum geht es? Der Kanton Zürich hat entschieden, dass in Zukunft seine SAP-Systeme anstatt von bisher mehreren nur noch von einem Anbieter betrieben werden sollen. Das Resultat der Ausschreibung erstaunt: Von den Firmen, die daran teilgenommen haben, ist Swisscom IT Services bis auf eine Ausnahme mit Abstand die teuerste. 16,1 Mio. Franken will Swisscom für eine Leistung kassieren, die der Sieger Siemens für fast die Hälfte (8,7 Mio. Franken) parat hält. Einzige Ausnahme bildet APT Airport Technologies, deren Angebot fast dreimal so hoch ist wie das von Siemens. Der IT-Dienstleister des Flughafenbetreibers Unique arbeitet allerdings im SAP-Bereich mit einem Partner zusammen und so ist es nicht erstaunlich, dass das Angebot von ATP (22,9 Mio. Franken) nicht konkurrenzfähig ist.

Less For The Mess?

Dennoch stellt sich die Frage, ob Swisscom mit anderen Ellen misst als die Konkurrenz. Hat man aus der Vergangenheit gelernt und offeriert nur noch zu Vollkosten, anstatt zum Beispiel Auslagen auszuklammern, nur damit man einen Auftrag um jeden Preis erhält? Swisscom schweigt dazu, ist damit aber nicht allein. Nicht einer der von Computerworld angefragten Dienstleistern wollte zu seinem Angebot Stellung beziehen. Kein Wunder, haben doch alle eine Stillschweige-Vereinbarung unterzeichnen müssen.
Einzig aus Zürich-Altstetten kommt eine Antwort: «Alle Aufträge, die wir in den letzten Jahren im Bereich IT-Outsourcing und SAP-Betrieb erhalten haben - dazu gehört auch der Auftrag des Kantons Zürich - sind in sich profitabel», sagt Siemens-Sprecher Benno Estermann. Siemens verfüge über umfassendes Know-how, standardisierte Offerings sowie Spezialisten mit den nötigen Erfahrungen für Migration und Betrieb und sei dadurch in der Lage, sehr wettbewerbsfähige Angebote machen zu können.
Bleibt zu hoffen, dass der Kanton Zürich die Kosteneinsparungen bei seinen SAP-Systemen nicht mit unliebsamen Überraschungen bezahlen muss.
Markus Häfliger



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