15.06.2011, 11:26 Uhr

Folgt eine Frau auf den IBM-Thron?

Der langjährige IBM-CEO Samuel Palmisano denkt offenbar langsam ans abtreten und macht sich Gedanken um seine Nachfolge.
Wird Virginia Rometty in den nächsten 18 Monaten IBM-Chefin?
Das «Wall Street Journal» berichtet unter Berufung auf mit Palmisanos Gedankenspielen vertraute Insider, der Konzerlenker werde vermutlich innerhalb der nächsten 12 bis 18 Monate seine Nachfolge durch die Ernennung eines President oder COO einläuten. Palmisano selbst, der seit 2002 an der Spitze von «Big Blue» steht, wird im kommenden Monat 60 Jahre alt und kann sich seinen Nachfolger in aller Ruhe aussuchen. Allerdings sieht momentan alles danach aus, als würde es eine Nachfolgerin werden. Und zwar die 53-jährige Vertriebschefin Virginia «Ginni» Rometty, die sich aus Sicht von Recruitern sowie ehemaligen und derzeitigen IBM-Mitarbeitern im Laufes des letzten Jahres von ihren «Verfolgern» absetzen konnte - als zweite Wahl gilt offenbar noch der 56-jährige Global-Services-Boss Michael Daniels, ausserdem kommt vielleicht der 52-jährige Hardware-Boss Rod Atkins in Betracht.
Rometty ist aus Sicht des früheren IBM-Managers Jim Steele, inzwischen Chief Customer Officer bei Salesforce.com, «seit mindestens zehn Jahren einer ihrer Top Stars». Rometty hatte 2002 die Integration der übernommenen Beratungssparte von PriceWaterhouse Coopers und später Teile des Dienstleistungsgeschäfts geleitet. Im vergangenen Jahr war die Managerin zur Leiterin der Vertriebsmannschaft befördert worden und hatte in den drei Quartalen seitdem den Konzernumsatz (bei dem Analysten mehr Wachstum sehen wollen) um 5,8 Prozent gesteigert. Sie leitet inzwischen auch Marketing und Strategie.

Rometty wäre die erste Frau an der Spitze von IBM (die Schweizer Niederlassung ist hier unlängst mit gutem Beispiel vorangegangen) und der Konzern dann das grösste börsennotierte US-Unternehmen, das eine Frau führt.

Laut «Wall Street Journal» hatte zuletzt eine ganze Reihe von High-Tech-Firmen mit wenigsten zehn Milliarden Dollar Jahresumsatz versucht, Rometty von IBM abzuwerben. Der Verwaltungsrat hatte im Januar fünf Millionen Dollar für Aktienboni für Rometty und Daniels genehmigt, falls beide bis 2013 im Unternehmen bleiben.

Wer auch immer die oder der nächste IBM-CEO wird - sie oder er wird es nicht leicht haben, in die von Palmisano hinterlassenen Fussstapfen zu treten. Der hat nicht nur heilige Kühe geschlachtet (etwa mit dem Verkauf der PC-Sparte an Lenovo), sondern gilt auch weithin als Vertriebs- und Operations-Genie. Hinzu kommt, dass IBM sich mit deutlich veränderten Marktverhältnissen konfrontiert sieht: Mobile und Cloud Computing standen vor zehn Jahren noch nicht auf der Agenda, Outsourcing-Megadeals sind rar geworden und das Geschäft in den boomenden Schwellenmärkten ist nicht ohne Risiken.



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