15.12.2009, 11:21 Uhr

ERP-Hersteller will MySQL kaufen

Der französische ERP-Hersteller (Enterprise Ressource Planning) Nexedi will die quelloffene Datenbank MySQL von Sun Microsystems abkaufen.
Damit soll die Antitrust-Situation rund um den geplanten Merger zwischen Oracle und Sun entschärft werden. Der US-Datenbankriese würde nämlich durch die Übernahme von Sun in den Besitz von MySQL kommen. Dies hat aber die EU-Kommission auf den Plan gerufen. Sie befürchtet eine Wettbewerbsverzerrung im Datenbankmarkt.
Würde MySQL im Besitz von Oracle bleiben, bedeute dies eine grosse Unsicherheit für seine Kunden, meint Jean-Paul Smets, CEO von Nexedi. Denn das ERP-System der Firma basiert auf MySQL. Deshalb hat sich die Firma entschlossen vorzuschlagen, die Leitung des Open-Source-Projekts von Sun zu übernehmen, und zwar für einen symbolischen Euro.
In einem Brief an die EU erläutert Smets seine Beweggründe für sein Angebot. "MySQL ist unentbehrlich für Nexedi. Folglich gefährdet die Übernahme von Oracle unseren Wettbewerbsvorteil", schreibt Smets. Es gäbe keine Open-Source-Datenbank, die an die Leistung von MySQL in Sachen Clustering heranreiche. Die Furcht, dass Oracle den Wert von MySQL zerstöre, um die eigene proprietäre Technik zu fördern, sei gegeben, fährt Smets fort. Denn der Datenbankriese sei in der Vergangenheit bei Mergern jeweils relativ unzimperlich mit konkurrierenden Techniken umgegangen, ergänzt er. Die EU solle daher Oracle fragen, ob diese MySQL nicht an eine Firma abtreten wolle, die das Produkt unter Wahrung der Open-Source-Gepflogenheiten weiterentwickle und vorantreibe.
Derweil hat Oracle in einer Pressemitteilung seinen Standpunkt bekräftigt und zehn Punkte aufgelistet, in denen sich die Firma für den Erhalt der quelloffenen Datenbank verpflichtet. Unter anderem will Oracle MySQL auch in Zukunft unter der General Public Licence (GPL) herausgeben.
Smets beeindruckt dies nicht. "Ich glaube in der Regel nicht an 'Verpflichtungen' von Firmen, ausser wenn diese auch irgendwie durch eine dritte Instanz durchgesetzt werden können", meint der Nexedi-Chef.



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