Design Thinking: Kundenbedürfnisse stehen im Mittelpunkt

Drei Faktoren

Mit der Geschichte demonstrieren David und Tom Kelley, was erreicht werden kann, wenn ein an Menschen orientierter Ansatz genutzt wird. Sie empfehlen, die drei Faktoren technische Machbarkeit, Wirtschaftlichkeit und mensch­liche Bedürfnisse ins Gleichgewicht zu bringen. Die Grafik auf Seite 67 illustriert diese drei Faktoren. Das Ziel müsse sein, «den Bereich zu finden, an dem sich Machbarkeit, Rentabilität und Bedarf überschneiden». Wie kann das gehen?
Die Basis vieler Entwicklungen sind zunächst die Bereiche Machbarkeit und technische Eigenschaften. Nach Ansicht der beiden Kelley-Brüder ist das zunächst zu wenig, um wirklich überzeugende und erfolgreiche Produkte zu entwickeln. «Tolle Technologie allein reicht nicht», schreiben sie in ihrem Buch. Deswegen müsse im nächsten Schritt auch die Rentabilität miteinbezogen werden. «Die Technik muss nicht nur funk­tionieren, sie muss auch kostendeckend und wettbewerbs­fähig produziert und eingesetzt werden können.» Ausserdem müsse sie ins Geschäftsmodell des Unternehmens passen. Erinnert sei an die Fleisch-Lasagne von Colgate und das Parfüm von Harley-Davidson. Beide passten nicht ins Portfolio des jeweiligen Herstellers – und nicht zur Zielgruppe.
Nun kommt der dritte Faktor ins Spiel: die menschlichen Bedürfnisse. Diese seien nicht notwendigerweise wichtiger als die anderen beiden Faktoren. Allerdings würden diese bei vielen Entwicklungen und in den meisten Unternehmen bereits ausreichend gewürdigt. Bei der «menschlichen Perspektive» sehe es anders aus. Die Kelleys sind überzeugt, dass dieser bislang häufig vernachlässigte Bereich den «besten Ansatzpunkt für Innovationen» bietet. Weiter führen sie aus: «Der Anwender steht im Mittelpunkt unseres Innovationsprozesses.» Man müsse nur versuchen zu verstehen, «warum Menschen machen, was sie gerade machen». Auf diese Weise könne man relativ leicht «herausfinden, was sie in Zukunft machen könnten». Es gelte, «den Punkt zu finden, an dem sich Machbarkeit, Rentabilität und die Bedürfnisse des Menschen überschneiden, indem man die wahren Bedürfnisse und Wünsche seiner Kunden miteinbezieht». Dies sei «Teil dessen, was wir bei IDEO und an der d.school Design Thinking nennen». Auf diesen Grundsätzen aufsetzend haben sie vier Schritte entwickelt, die – in verschiedenen Variationen – massgeblich für erfolgreiche Entwicklungen verantwortlich sind. Im Einzelnen sind es Inspiration, Synthese, Ideenbildung/Experimentieren und Umsetzung.
Basis zum Erfolg
Innovation in vier Schritten
David und Tom Kelley haben in ihrem Buch «Kreativität und Selbstvertrauen» vier Schritte formuliert, welche die Basis einer erfolgreichen Innovation sein können, bei der auch die «menschliche Perspektive» miteinbezogen wird.
  1. Inspiration: Warten Sie nicht tatenlos ab, bis die Inspiration Sie erreicht. Gehen Sie stattdessen hinaus in die Welt und suchen Sie aktiv nach Erfahrungen, die Ihr kreatives Denken anregen.
  2. Synthese: Nachdem Sie vor Ort unterwegs waren, ­besteht der nächste Schritt darin, Muster zu erkennen, ­Themen zu identifizieren und die Bedeutung all dessen zu erfassen, was Sie gesehen, gesammelt und beobachtet haben.
  3. Ideenbildung/Experimentieren: Als Nächstes unter­suchen Sie neue Möglichkeitsfelder. Sie generieren unzäh­lige Ideen und ziehen viele unterschiedliche Optionen in Betracht. Dann versuchen Sie, sich den vielversprechendsten mit immer neuen Prototypen anzunähern.
  4. Umsetzung: Bevor eine neue Idee auf den Markt kommt, perfektionieren Sie das Design und legen einen Plan zur Markteinführung fest.

Andreas Fischer
Autor(in) Andreas Fischer



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