Hardware 12.04.2018, 14:30 Uhr

Test: Apple iPad 9.7 (2018)

So viel iPad fürs Geld gab es noch nie.
Das neue iPad richtet sich an Schüler und Studenten – so die Verlautbarung von Apple. Auch die Produktseite widerspiegelt diese Absicht bis ins Detail. Allerdings dürfte noch ein anderes Motiv im Spiel sein: die Möglichkeit, ein wirklich günstiges Gerät für die Masse aufzugleisen, ohne dem Premium-Anspruch (inklusive der Premium-Preisgestaltung) untreu zu werden.
Das erste Nicht-Pro mit Unterstützung für den Pencil
Quelle: Apple, Inc.

Leistung: nahe dran am Pro

Mit seiner rohen Rechenleistung mischt das iPad 9.7 Zoll (im Folgenden kurz «iPad» genannt) ganz vorne mit. Im Inneren pumpt Apples eigene A10-CPU, wie sie auch im iPhone 7 verbaut wird. Tests mit GeekBench 4 attestieren diesem Gerät eine Leistung, die über dem iPad Pro 9.7 Zoll (Test) von Mitte 2016 liegt, aber nicht ganz an das iPad Pro der neusten Generation heranreicht. Im wichtigeren Single-Core-Test erreichte das neue iPad etwa 3500 Punkte, das iPad Pro 9.7 etwa 3000 Punkte und das aktuelle 12.9 Zoll grosse iPad Pro (Test) etwa 4000 Punkte. Mehr Mittelfeld geht nicht – zumindest nach Apples Massstäben.
Oder anders gesagt: Alle Aufgaben, die Sie diesem Tablet vorsetzen, werden problemlos bewältigt. Die Oberfläche läuft butterweich. Wir haben einige 4K-Videos mit 60 fps (!) von einem iPhone X übertragen, die ohne das geringste Ruckeln in iMovie für iOS geschnitten wurden – inklusive Titeln, Überblendungen und Effekten, die in Echtzeit dargestellt werden. Mit derselben spielerischen Leichtigkeit werden aufwendige Spiele und 3D-Anwendungen, RAW-Bearbeitung und mehr bewältigt, während das Gehäuse höchstens handwarm wird. Auch wenn der Prozessor nicht ganz den neusten Pro-Modellen entspricht: Dieses iPad ist ein Rechenmonster, das mit den besseren Notebooks problemlos mithalten kann!
4K-Videos mit 60 fps und Effekten in Echtzeit schneiden: kein Problem
Quelle: Screenshot / Ze
Ein weiterer Fokus von Apple liegt auf Augmented-Reality-Anwendungen (AR), denen ein enormes Potenzial attestiert wird – und zwar besonders im Bildungsbereich. Apple treibt dieses Thema ehrgeizig voran, schliesslich ist iOS mit weitem Abstand die grösste AR-Plattform der Welt.
In einem besonders attraktiven Beispiel (zumindest technisch gesehen) werden Frösche mit der App Froggipedia nicht nur auf dem heimischen Tisch virtuell in Szene gesetzt, sondern auch fachgerecht seziert und in ihre Einzelteile zerlegt – alles in Echtzeit, versteht sich, und wieder ohne das geringste Ruckeln.
Der virtuelle Frosch fühlt sich im Chaos sichtlich wohl
Quelle: Screenshot / Ze
Hätten die Frösche dieser Welt eine Ahnung vom iPad, sie wären begeistert. Und das gilt wohl auch für unzählige Studenten, die der Demontage von Amphibien nichts abgewinnen können.
Danke, aber mehr Nähe zur Realität braucht es nicht
Quelle: Screenshot / Ze

Pencil-Unterstützung

Zum ersten Mal unterstützt ein Nicht-Pro-Modell den Apple Pencil, denn dieser Stift benötigt eine spezielle Schicht innerhalb des Displays, um die Informationen über Druck und Neigung zu übertragen. Beim Schreiben und Zeichnen ist praktisch keine Latenz zu spüren; auch hier befindet sich das Gerät in der Praxis auf Augenhöhe mit den Pro-Modellen.
Darüber hinaus wird Logitech im Sommer einen eigenen Stift anbieten, der sich eher an der klassischen Form eines Zeichenwerkzeugs für Kinder orientiert und damit einen festen Griff ermöglicht. Der Crayon soll etwa die Hälfte des Pencils kosten. Leider ist er nur für die USA vorgesehen und wird selbst dort nur an Schulen verkauft. Es ist jedoch nicht anzunehmen, dass das lange so bleiben wird, nachdem die erste Welle der US-Schüler damit eingedeckt worden ist.
Der «Crayon» ist nur für Schüler in den USA erhältlich – aber das muss ja nicht so bleiben
Quelle: Logitech

Die Kamera

Manchmal sieht man in der freien Wildbahn immer noch Leute, die mit dem iPad fotografieren – doch die Omnipräsenz der Smartphones lässt sie selten werden. Geblieben ist die Kamera als Werkzeug, um Whiteboards zu fotografieren, Rapporte zu dokumentieren und Papiere zu erfassen. Dazu stehen längst hochwertige Apps zur Verfügung, wie etwa GoodNotes 4, das handschriftliche Notizen fast schon zur Kunstform erhebt und das Gekritzel via OCR in editierbare Texte übersetzt – wenn auch ohne Gewähr.
Die hintere Kamera des iPads löst mit 8 Mpx auf und dreht Videos in Full-HD mit 30 fps. Das sind solide Werte – nicht mehr und nicht weniger. Funktionen wie Panoramen, die Stabilisierung von Videos oder eine Zeitlupe mit 120 fps sind ebenfalls an Bord. Leider fehlt ein LED-Blitz, um ein wenig Licht ins dunkle Sitzungszimmer zu bringen.
Die vordere FaceTime-Kamera für Videochats und Selfies löst mit eher bescheidenen 1.2 Mpx auf; dabei sorgt die Gesichtserkennung für eine optimale Fokussierung.



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