Neon: die Schweizer Internet-Bank im Test

Die Anmeldung (es wird hässlich)

Doch am Anfang steht die Anmeldung in der App für iOS oder Android. Banken müssen wissen, mit wem sie es zu tun haben – so will es das Gesetz. Bei Revolut werden während der Anmeldung die beiden Seiten des Ausweises fotografiert und ein Selfie geschossen. Das war’s. Die Anmeldung funktioniert zu jeder Tages- und Nachtzeit, die Bestätigung dauert keine zehn Minuten.
Bei Neon wird die Identität hingegen über einen Videochat durchgeführt. Das dürfte nicht nach jedermanns Geschmack sein. Es kommt aber noch besser: Dieser Chat wird von Intrum durchgeführt. (Machen Sie sich keine Sorgen, wenn sich jetzt Ihre Eingeweide verkrampfen – das ist in der Schweiz eine völlig normale Reaktion und zeigt, dass Ihre Instinkte hellwach sind.) Ich wollte die Anmeldung am Pfingstmontag durchführen, was scheiterte. Versuchen Sie es auch nicht am Sonntag, am frühen Morgen oder am späten Abend.
Fehlstart
Quelle: Screenshot / ze
Unangenehmer Vollkontakt
Am nächsten Tag erhielt ich per E-Mail die Aufforderung zum Videochat innerhalb der Neon-App. Dabei musste ich auch meinen Ausweis zeigen und einige Fragen beantworten. Die ganze Prozedur dauerte etwa zehn Minuten und war sehr unangenehm. Das lag auch daran, dass die Agentin ohne Vorwarnung zur anderen Kamera wechselte und dabei in mein Wohnzimmer linste. Und obwohl ich eigentlich eher locker drauf bin, ärgerte ich mich, dass ich vom anderen Ende einfach geduzt wurde. Seid Ihr jetzt eine Bank oder ein Club?
Wäre es dabei nicht um diesen Computerworld-Test gegangen, hätte ich mich mitten im Chat dankend verabschiedet.
Das endlose Warten
Kann das Konto jetzt endlich genutzt werden? Nein. Zuerst muss der Zugangscode abgewartet werden, der per E-Mail geschickt wird. Das sollte «ein bis zwei Tage» dauern, hiess es. (Warum zum Geier dauert das so lange?) Tatsächlich verstrichen geschlagene vier Tage, bis der Code kam und die App zum ersten Mal richtig gestartet werden konnte.
Fertig? In zwei Tagen? Was ist daran «fertig»?!
Quelle: NMGZ / ze
Noch übler traf es meinen Junior, der eigentlich ein Konto mit Kreditkarte für den Lehrbeginn suchte: Er erhielt nach zwei Wochen (!) auch auf Nachfrage keinen Code, aber stattdessen die PIN für die Kreditkarte. (Spoiler-Alarm: Er wird das Konto nicht behalten.)
Das ist einfach nur peinlich für Neon und entwürdigend für die Kunden.
Zum Vergleich: Bei Revolut steht ab der ersten Sekunde nach der Anmeldung eine virtuelle Kreditkarte zur Verfügung, die für Online-Einkäufe verwendet werden kann. Die physische Karte wird dann direkt aus London geschickt – und die hielt ich in weniger als der Hälfte der Zeit in den Händen.
Der Ablauf der Ereignisse in der Zusammenfassung:
Tag 1: Pfingstmontag – nichts geht, aber das ist verständlich
Tag 2: Videochat mit Intrum – die Identität ist verifiziert
Tag 6: Ich erhalte den Zugangscode zum Konto, die App startet jetzt wenigstens
Tag 8: Ein Brief mit der PIN zur Kreditkarte trifft ein – aber keine Kreditkarte
Tag 10: Jetzt ist auch die Kreditkarte da.
So viel zum Versprechen «Kontoeröffnung in 10 Minuten».
Das ist – mit Verlaub – nichts anderes als eine dreiste Lüge
Quelle: NMGZ / ze



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