5G contra Wi-Fi: Wer ist wo stärker?

Campus-Netze

Aufwendig: Vor allem grosse Unternehmen dürften sich regionale Campus-Netzwerke auf Basis des neuen 5G-Standards leisten können.
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Zwar gibt es künftig die Möglichkeit für regionale 5G-Frequenzen, die von der Bundesnetzagentur für Unternehmen bereitgestellt werden und mit denen Campus-Netze aufgebaut werden können. Diese werden allerdings vor allem für grosse Unternehmen attraktiv sein, da nur sie die Investitionen leisten und auch die behördlichen Voraussetzungen für die Vergabe der Lizenzen erfüllen können. Den Netzbetreibern ist diese Möglichkeit ohnehin ein Dorn im Auge, laufen sie doch Gefahr, umsatzstarke Kunden zu verlieren, wenn die eigene Campus-Netze aufbauen. Sie werden sich deshalb bemühen, diesen Kunden ihre eigenen Services zu günstigeren Konditionen anzubieten, wie es ja auch schon heute mit 4G der Fall ist.
Dennoch sieht man bei Vodafone grosses Potenzial für lokale Campus-Netze mit 5G: «Das Interesse der Industrie an 5G-Campus-Lösungen ist hoch», betont ein Unternehmenssprecher. «Wenn die Daten in kleinen Echtzeit-Rechenzen­tren vor Ort verarbeitet werden, müssen sie den Unternehmens-Campus nicht mehr verlassen», so der Netzbetreiber weiter. Und er erklärt, dass man bereits jetzt gemeinsam mit einem Kooperationspartner, der e.GO Mobile AG, eine erste Smart Factory mit den 5G-Technologien Network Slicing (virtualisierte Netzwerke) und Mobile Edge Computing gestartet habe. Die Telekom wiederum hat angekündigt, gemeinsam mit Ericsson Campus-Netze zu betreiben.
Allerdings verursacht - zumindest die nächsten Jahre noch - 5G auch für den Nutzer höhere Kosten. «Jedes Gerät, jede Maschine und jedes System, das über Mobilfunk vernetzt werden soll, benötigt eine eigene SIM-Karte mit entsprechendem Vertrag. Angesichts der massiven Zunahme vernetzter Geräte im Zeitalter des Internet of Things sind das immense laufende Kosten», gibt Michael Müller von Lancom Systems zu bedenken. Am Ende wird es deshalb wahrscheinlich über die kommenden Jahre hinweg noch auf eine Koexistenz hin­auslaufen, bei der zum Teil beide Technologien miteinander verbunden werden.
“Mobilfunkdienste wie 5G sind sehr effektiv im Hinblick auf großflächige Funkabdeckung.„
Markus Schütz, Head of Product Marketing Central Europe bei D-Link

5G-Mobilfunk statt Glasfaser

Das belegt auch ein Feldversuch, den der Netzbetreiber Telefónica gemeinsam mit Samsung Anfang dieses Jahres in Hamburg aufgebaut hatte. Telefónica hatte Fixed-Wireless-Anschlüsse (FWA) auf Basis von 5G im 26-GHz-Band in Hamburg getestet. Der dreimonatige Versuch, an dem rund 20 Kunden teilnahmen, sollte zeigen, ob Haushalte auch ohne das Verlegen von Glasfaserleitungen mit hochqualitativen Gigabit-Anschlüssen versorgt werden können. Der Vorteil der hohen Frequenz, die sich ähnlich wie Licht ausbreite, liege in der Bandbreite, erklärte Telefónica damals. Zwar lag die Reichweite bei maximal einem Kilometer und auch dickes Mauerwerk erwies sich als Herausforderung - insgesamt bezeichnete Telefónica den Feldversuch aber als Erfolg.
Vodafone wiederum hat mit GigaCube 5G bereits ein kommerzielles Angebot für diesen Bereich am Start. Kunden können dabei einen Router von Huawei für rund 350 Euro kaufen und ihre Wohnung damit ans 5G-Netz an­schliessen. Unter optimalen Umständen sind damit laut ­Vodafone Übertragungsraten von bis zu 500 MBit/s möglich - vorausgesetzt natürlich, dass 5G an dem Standort bereits vorhanden ist.
In dieser Kombination ist ein WLAN-Router unverzichtbar - und dies wird auch noch lange so bleiben. Bislang sind nur wenige Endgeräte mit 5G-Chips ausgestattet, und einige Geräte im Heim- oder Business-Umfeld werden wohl nie für 5G aufgerüstet, da die Chipsätze für die nächste Mobilfunkgeneration deutlich teurer sind als für WLAN.

Waltraud Ritzer
Autor(in) Waltraud Ritzer



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