Best Practice 31.08.2018, 10:00 Uhr

In fünf Jahren werden uns künstliche Assistenten im Job unterstützen

Künstliche Intelligenz ist ein Megatrend. Wie Schweizer Unternehmen KI-Lösungen heute schon einsetzen können und was uns in den nächsten Jahren erwartet, beschreibt im Interview Dominik Moser, Mitglied der Geschäftsleitung bei Ergon Informatik. Darüber hinaus wirft er einen Blick in die Zukunft der KI-Technik.
Dominik Moser, Mitglied der Geschäftsleitung bei Ergon Informatik.
Computerworld: Geht es um künstliche Intelligenz (KI), wird oft im Konjunktiv gesprochen. Wie ist der Stand: Wie praxisreif sind heutige KI-Lösungen tatsächlich?
Dominik Moser: Derzeit existierende Systeme, die als KI (englisch AI) bezeichnet werden, sind sogenannte «Weak AI» oder «Narrow AI». Sie konzentrieren sich auf sehr enge Problemstellungen und sind nur auf diese spezialisiert. Im Gegensatz dazu spricht man von einer «Strong AI», wenn man ihr Bewusstsein, Gefühle oder Verstand zuspricht, oder von «Artificial General Intelligence» (AGI), mit der Fähigkeit, Intelligenz auf jedes beliebige Problem anzuwenden. Von Dingen wie «Strong AI» und «AGI» sind wir noch weit entfernt.
CW: Von welchen Kundengruppen kommt derzeit die stärkste Nachfrage nach KI-Anwendungen?
Moser: KI-gestützte Technologien sind in vielen Branchen ein starker Treiber der digitalen Transformation von Geschäftsprozessen. Beschleunigend wirkt die Verfügbarkeit grosser Datenmengen und Rechenpower sowie rasante Fortschritte im Bereich Cloud-Services. Die grösste Nachfrage sehen wir aktuell aus der Finanzbranche und der Industrie. Bei beiden steht die Automatisierung von Routineaufgaben im Vordergrund.
CW: Welche Bedeutung haben Themen wie die künstliche Intelligenz für die weitere Geschäftsstrategie von Ergon Informatik?
Moser: Ergon beschäftigt sich schon länger mit der Anwendung von «Narrow AI», z. B. bei der Streckenplanung im Eisenbahnverkehr. Wir haben uns im Rahmen einer Marktentwicklungsstrategie entschieden, das Thema KI verstärkt anzugehen. Dazu haben wir ein Team ausgewiesener Experten aufgebaut, das in internen Projekten verschiedene KI-Technologien anwenden und praktische Erfahrungen sammeln konnte. Ausgangspunkt waren Daten. Um daraus Mehrwert in Form von Entscheidungsgrundlagen oder einer vollständigen Automatisierung zu generieren, braucht es eine intelligente Verarbeitung. Da kommt KI ins Spiel. Die Bedeutung wird zunehmen, auch für uns als Software-Dienstleister. Zudem sehen wir Synergien etwa beim Internet of Things und bei der Augmented Reality, die für uns ebenfalls strategisch sind.
“Wir haben ein Team von Experten aufgebaut, das in Projekten verschiedene KI-Technologien anwendet„
Dominik Moser, Mitglied der Geschäftsleitung,
Ergon Informatik
CW: Wie unterstützt Ergon Informatik seine Kunden bei KI-Projekten?
Moser: Basierend auf der breiten fachlichen und technischen Erfahrung der Mitarbeitenden ist Ergon Informatik ein äusserst kompetenter Partner für alle Phasen von KI-Projekten: Von der Identifikation möglicher Business-Cases, über genauere Potenzialanalysen und Evaluation von Algorithmen bis hin zur anspruchsvollen Umsetzung und Integration in businesskritische IT-Lösungen.
CW: Welche KI-Projekte verfolgen Sie und mit welchen Kunden?
Moser: Aus einem unserer internen Projekte ist die Lösung Detect-F für die Betrugserkennung entstanden. Betrugsversuche im Zahlungsverkehr werden mit ihr zuverlässiger aufgedeckt, als dies durch herkömmliche Verfahren möglich wäre. Das wurde im produktiven Einsatz bestätigt. Weitere Beispiele sind die Bestellautomatisierung im Industrie- und Retailumfeld sowie die Analyse von Daten im IoT-Kontext von Industriekunden.
CW: Welche KI-Lösungen werden wir in fünf Jahren sehen?
Moser: Ich bin überzeugt, dass wir in fünf Jahren KI-Anwendungen sehen werden, die uns in Form intelligenter Assistenten unterstützen. Darunter verstehe ich zum einen wissensbasierte Expertensysteme, die uns befähigen, unseren Job aufgrund fundierter Entscheidungsgrundlagen effizienter auszuüben als heute. Zum anderen werden uns persönliche intelligente Assistenten Routineaufgaben abnehmen. Ein Mehrwert ergibt sich für mich aber erst dann, wenn sich die KI von der physischen Gestalt eines Geräts trennt und uns nahtlos umgibt. Fachleute sprechen von Immersive oder Ubiquitous AI.


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