03.08.2010, 11:14 Uhr

Hörgerät für den iPod Touch

Mit neuen Audio-Algorithmen wollen Forscher Schwerhörigen die Verständigung bei Internettelefonie und Handygesprächen erleichtern. Ein Prototyp läuft auf dem iPod Touch.
Der iPod Touch könnte in Zukunft als Hörgeräte-Ersatz dienen
Für Träger von Hörgeräten sind Kommunikationstechnologien wie Voice over IP (VoIP) und Mobilfunk teilweise problematisch. Echos oder Störgeräusche erschweren das Gespräch. Die häufigste Gegenmassnahme ist, die Lautstärke hoch zu regeln, um überhaupt folgen zu können. Dann stören aber die Hintergrundgeräusche, die ebenfalls verstärkt werden.
Die Wissenschaftler des deutschen Fraunhofer-Instituts für Digitale Medientechnologie (IDMT) entwickeln derzeit einen Algorithmus, der gezielt Sprachfrequenzen verstärkt und Störsignale dämpft. Die Technologie soll der Benutzer selbst steuern können, um sie an sein individuelles Gehör anzupassen. «Jeder Schwerhörige hat individuelle Frequenzen, die ihm Schwierigkeiten bereiten», weiss Stefan Goetze vom IDMT.
Damit die Anwender nicht dutzende Knöpfe drücken und Regler schieben müssen, entwickeln die Forscher auch eine intuitive Benutzeroberfläche. Auf einem Test-Telefon werden zum Beispiel zwei Blumen im Display dargestellt, die zwei Audiosignale mit unterschiedlichem Klang symbolisieren. Indem der Benutzer auf die Blumen drückt, regelt er die gewünschte Verstärkung. Anhand dieser Einstellungen pegelt sich der Algorithmus automatisch auf das individuelle Hörvermögen des Nutzer ein, erläutert Goetze.
Telefonieren im Grossraumbüro
Laut Fraunhofer eignet sich die Technik nicht nur für Schwerhörige. Ein Anwendungsfall sei das Grossraumbüro, in dem der Algorithmus für jeden Anruf so eingestellt werden kann, dass bei Telefonaten ein gut verständlicher Klang entsteht und Hintergrundgeräusche automatisch gefiltert werden.
In eine Telefonanlage, ein Videokonferenzsystem, einen Fernseher und einen iPod Touch wollen die Forscher ihre Technik bisher eingebaut haben. Allerdings seien alle Geräte noch Prototypen, sagt Goetze. «Wenn die Technologie in Unterhaltungselektronik eingebaut ist, benötigen Schwerhörige nicht mehr permanent ein Hörgerät.» Fertige Produkte könnten in zwei Jahren erhältlich sein, so die Wissenschaftler.




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