Das Auto wird zum rollenden Rechner

Schneeräumer, Busse …

Test: Mercedes-Benz hat im Herbst 2017 fahrerlose Schneeräumfahrzeuge getestet, die etwa auf Flughäfen eingesetzt werden könnten.
Quelle: Daimler AG
Offenkundig haben die Hersteller beim autonomen Fahren erhebliche Fortschritte erzielt. Ein Modell der E-Klasse von Mercedes-Benz hat bereits mehrere 1000 Kilometer im Autopilot-Modus absolviert. Audi stattet den neuen A8 mit einer Selbstfahrfunktion der Ebene 3 aus. Das bedeutet, der Fahrer darf die Hände vom Steuer nehmen, denn das Fahrzeug bewältigt einen Grossteil der Verkehrssituationen eigenständig. Allerdings muss der Fahrzeuglenker sofort eingreifen können, wenn eine kritische Situation entsteht, etwa im Berufsverkehr in der Innenstadt (zu den Stufen siehe auch den Kasten auf Seite 100).
Noch offen ist, wann Fahrzeuge mit der Stufe 5 marktreif sind, die vollkommen autonom agieren können. Vermutlich wird das noch circa fünf Jahre dauern. Die Vo­raussetzung ist, dass nicht nur Rechenkapazitäten vorhanden sind und selbstlernende KI-Systeme über die erforderlichen Kapazitäten verfügen. Vor allem die Kameras und Sensoren der Fahrzeuge müssen besser werden. 
Das gilt beispielsweise für Situationen, in denen mehrere Faktoren zusammenkommen: Dunkelheit, starker Regen, Lichtreflexe auf der Fahrbahn und Nebel. Zudem arbeiten Forscher an Techniken, um die Kommunikation von autonomen Autos mit Radfahrern und Fussgängern zu verbessern, etwa mit Hilfe von Lichtsignalen. So muss beispielsweise ein Fahrzeug erkennen, ob ihm ein Fussgänger Vorrang einräumen und erst nach Passieren des Autos einen Zebrastreifen überqueren möchte.
Die Vernetzung von Fahrzeugen in Verbindung mit Künstlicher Intelligenz und Assistenzsystemen ist nicht nur bei Personenkraftwagen ein Thema. So sind Tests mit Lastern, Bussen und Reinigungsfahrzeugen angelaufen, die autonom agieren können. Daimler beispielsweise hat im Herbst 2017 Räumfahrzeuge getestet. Das Besondere dabei: Die Fahrzeuge können nach den Vorgaben eines Technikers in Formation fahren. Die Laster tauschen dabei über Funk Daten aus. Der Flughafen Frankfurt am Main hat bereits Interesse an solchen Fahrzeugen angemeldet. Sie können selbstständig Rollfelder von Schnee und Eis befreien.
Im öffentlichen Personennahverkehr sind selbstfahrende Busse im Test. In der Schweiz setzt die Post Bus AG seit 2016 automatisierte Busse ein, beispielsweise in Sion im Kanton Wallis. Und die meisten Fahrgäste haben sich offenbar mit dem fahrer­losen Transportsystem arrangiert. Laut einer Befragung von Post Bus haben in Sion 62 Prozent der Fahrgäste keine oder nur leichte Bedenken gegen die Fahrzeuge ohne menschlichen Fahrer. Auch in Deutschland werden solche Busse getestet, etwa im Nahverkehr in Berlin oder im bayerischen Bad Birnbach.

… und fliegende Autos

Selbst Themen, die stark nach Science-Fiction klingen, nähern sich der Realität. «Etwa ab 2027 wird es autonome Fahrzeuge geben, die gleichzeitig fliegen können», ist sich Michael Ramsey, Analyst bei Gartner, sicher. Funktionieren sollen sie so ähnlich wie Hubschrauber. «Vor allem in Mega-Citys könnten autonome fliegende Fahrzeuge zum Zuge kommen, um konventionelle Verkehrsmittel zu entlasten.»
Projekt Pop.Up: Airbus hat ein Hybrid-Fahrzeug entwickelt, das sich als Auto und als Hubschrauber verwenden lässt.
Quelle: Airbus
Allerdings werden allein die Kosten eines solchen Hybrid-Fahrzeugs den Käuferkreis stark begrenzen. Ramsey geht davon aus, dass ein Interessent mehrere Hundertausend Euro für ein solches Vehikel hinlegen muss. Hinzu kommen weitere Hürden, etwa der begrenzte Luftraum und der Umweltschutz. Daher sind Fahrzeuge mit Elektromotoren in der Entwicklung. Ein Problem dabei sind die Akkus. Sie müssen leistungsfähiger und leichter werden, damit sie für den Einsatz in Flug-/Fahrzeugen taugen.
Wie ein fliegendes Auto aussehen könnte, zeigt das Projekt Pop.Up von Airbus: Die Fahrerkabine lässt sich mit einem «fahrbaren Untersatz» und einem Helikopter-Modul koppeln. Bei Bedarf ruft der Fahrer das Flugmodul herbei und verwandelt sein Auto in einen Hubschrauber. Umgekehrt kann er die Kabine wieder an das Fahrmodul andocken.
Bereits 2020 will der Automobilhersteller Toyota zu den Olympischen Spielen in Tokio ein Flugauto vorstellen. Entwickelt wird es von dem Start-up-Unternehmen Cartivator, das massgeblich von Toyota finanziert wird. Eine kommerzielle Version soll ab 2025 verfügbar sein.
Der Fahrdienst Uber arbeitet ebenfalls an einem solchen Konzept. Er plant, ab 2020 sogenannte Vertical Take-off and Landing Vehicles (VTOLs) im texanischen Houston und in Dubai einzusetzen.



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