«Grösster Disruptor nach Salesforce» 09.07.2019, 19:29 Uhr

So viel Potenzial hat Slack wirklich

«Slack ist der grössten Disruptor nach Salesforce», sagt GP Bullhound. Der M&A-Berater und Investor erwartet, dass sich der Anbieter von B2B-Software bis 2025 zu einem der nächsten Tech-Titanen mit einer Bewertung von 50 Milliarden US-Dollar entwickelt.
(Quelle: shutterstock.com/DJSinop)
Slack ging genau vor zehn Jahren, ursprünglich als Instant-Messaging-Dienst des US-Unternehmens Slack Technologies, an den Start. Es sollte die Kommunikation innerhalb von Arbeitsgruppen erleichtern. Wie gross das Potenzial der lange unscheinbaren, in Kanada gegründeten Software-Firma wirklich ist, zeigte sich spätestens im Juni dieses Jahres mit dem Start an der New Yorker Börse.
Slack wählte beim Börsengang den Weg einer Direktplatzierung, bei der die Papiere ohne Begleitung durch Investmentbanken gelistet werden. Das spart Gebühren, gilt aber als riskanter, da die Banken als Zwischenhändler und Kursstabilisator ausfallen. Der Mut wurde belohnt. Anleger rissen sich beim Debüt um die Aktien. Der Kurs schoss zum Handelsstart um rund 50 Prozent in die Höhe und eröffnete bei 38,5 US-Dollar. Der Referenzkurs war am Vorabend auf 26 US-Dollar festgesetzt worden.

Riesiges Potenzial

Aktuelle Zahlen zu dem Bürokommunikations-Dienst legt Investor GP Bullhound vor, der an Slack beteiligt ist. Demnach ist Slack heute eines der am schnellsten wachsenden Software as a Service (SaaS)-Unternehmen überhaupt. Bei der letzten Finanzierungsrunde im August wurde Slack mit gut sieben Milliarden US-Dollar bewertet. Vor dem Börsendebüt waren es schon fast 16 Milliarden US-Dollar. Im ersten Quartal stieg Slacks Umsatz im Jahresvergleich um 67 Prozent auf 134,8 Millionen US-Dollar, es fiel aber ein operativer Verlust von 38,4 Millionen an.
Slack wird täglich von rund zehn Millionen Mitarbeitern verschiedener Firmen benutzt, davon sollen über 85'000 zahlende Kunden sein. Seit dem Start 2013 besorgte sich Slack laut Medienberichten rund eine Milliarde US-Dollar bei Geldgebern. GP Bullhound zufolge ist Slack der grössten Disruptor nach Salesforce. Der Investor erwartet, dass Slack bis 2025 zu einem der nächsten Tech-Titanen mit einer Bewertung von 50 Milliarden US-Dollar wird.
Warum wird Slack so grosses Potenzial bescheinigt? Das Unternehmen verändert die Art und Weise, wie Menschen im B2B-Bereich kommunizieren und zusammenarbeiten – mit ähnlichen Auswirkungen auf Firmen wie Salesforce in den frühen 2000er Jahren. Slack soll sich zu einem der führenden Anbieter der bedeutendsten Software-Unternehmen weltweit entwickeln. GP Bullhound schätzt dabei den gesamten Markt für Unternehmensproduktivität auf etwa 230 Milliarden US-Dollar und erwartet, dass er bis 2024 auf 500 Milliarden US-Dollar wächst. Slack zielt auf den Bereich der Zusammenarbeit ab, der derzeit etwa 14 Prozent des gesamten adressierbaren Marktes ausmache.
Das Geschäftsmodell soll dabei einzigartig sein: «Slack zeigt eine seltene Kombination aus hoch wiederkehrenden Umsätzen und viralen Inhalten. Wachstum, das von Bottom-up- und Top-down-Kundenakquisitionskanälen getrieben wird, wobei sie das Beste aus beiden Welten nehmen: Enterprise SaaS und Instant Messenger», so der Investor. Das übergeordnete Ziel von Slack ist es, eine Plattform zu werden. Man will sich weiter im Unternehmensumfeld etablieren – und das mit einem wachsenden Ökosystem von über 1500 Integrationen, die auf der API von Slack basieren.

Die Herausforderungen

Problemlos gestaltet sich der geplante Aufstieg jedoch nicht. Vor allem der scharfe Wettbewerb wird zur Herausforderung. Slack konkurriert in erster Linie mit Microsoft, Facebook und Google, die Konkurrenzprodukte anbieten. Das kann auf lange Sicht zu einer teureren Benutzer-Akquise und einem höheren Preis für Kunden sowie weniger Erlös pro Kunde führen.
Aktuell scheint Slack in Sachen User Experience den Mitbewerbern voraus zu sein. Um das zu halten, sind jedoch weitere und höhere Investitionen vonnöten. Im Vergleich zu anderen grossen Messaging Apps betrifft das primär die Bereiche Mobile und Offline-Nutzung.
Ein besonderer Fokus liegt auch auf den Aspekten Datenschutz und Schutz der eigenen IT. Denn gerade Datenverstösse könnten das schnelle Aus für das Wunderkind bedeuten. So warnten jüngst auch erst die Datenschützer der Electronic Frontier Foundation (EFF) Unternehmen vor der bedenkenlosen Nutzung des Business Messengers. Sie fordern Slack dazu auf, seinen Nutzern mehr Datenhoheit einzuräumen und die Sicherheit des Dienstes zu erhöhen.


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