Kleine Helferlein 14.10.2019, 06:20 Uhr

Wahlen 19: Diese Portale und Tools helfen bei der Wahlentscheidung

Am Sonntag findet die Wahl der National- und Ständeräte statt. Nicht einfach, hier die Übersicht zu behalten. Wir zeigen vier kleine Helferlein, die Wählerinnen und Wähler bei der Entscheidung unterstützen.
(Quelle: ch.ch)
Am 20. Oktober ist es wieder so weit: Wie alle vier Jahre werden die insgesamt 246 National- und Ständeräte gewählt. (So füllt man einen Wahlzettel aus.)
Dieses Mal haben wir es mit einer nie gekannten Zahl von Kandidierenden zu tun: 4664 Personen kämpfen um 200 Plätze im Nationalrat, 184 Kandidierende um 46 Plätze im Ständerat. Auch viele Parteien gibt es – im Kanton Wallis beispielsweise gibt es 40 Listen mit Parteien und Listenverbindungen, darunter einige Exoten wie die Bernische «die liebe, sehr sehr liebe Partei» oder «die Guten» aus Zürich.
Es ist nicht einfach, diese Parteien politisch zu verorten – ganz abgesehen von einzelnen Personen, die sich ja innerhalb ihrer Partei auch noch unterschiedlich Positionieren. Wenn man also differenziert und genau vorgehen will, brauchts Hilfe.
Dafür gibt es Webtools, die mit Hilfe von Fragen nach Ihrer Meinung und  Gewichtung einzelner politischer Themen versuchen, Ihnen aufzuzeigen, welche Parteien und Personen Ihre Interessen in Bundesbern am Besten vertreten würden. Wir stellen Ihnen die vier bekanntesten vor und zeigen auf, wie diese im Einzelnen zu bedienen sind.

Smartvote

Die wohl bekannteste digitale Wahlhilfe in der Schweiz ist Smartvote. Seit 2003 wird das Portal vom Verein Politools betrieben und wurde auch von diesem Verein entwickelt. Der nach eigenen Angaben politisch neutrale, nicht gewinnorientierte Verein arbeitet dafür mit verschiedenen Partnern in der ganzen Welt zusammen und konnte sein Tool bereits bei über 200 Wahlen auf lokaler, kantonaler, nationaler und internationaler Ebene zum Einsatz bringen. Richtig: auch international. In Australien, Bulgarien und Luxemburg kam Smartvote seit 2005 mehrfach zum Einsatz.
Für jede Wahl – also auch für die National- und Ständeratswahl – werden einerseits allgemeine Fragen zu politischen Haltungen und der Priorisierung einzelner Themenbereiche entwickelt. Andererseits werden die Meinungen zu wahlspezifischen Themen mittels Ja/Nein-Fragen oder Gewichtungs-Skalen erfasst.
Die Themen und Fragen werden dabei nicht nur vom Smartvote-Team bestimmt, sondern können von Usern, Medien oder Parteien jeglicher Couleur vorgeschlagen werden. Diese werden dann in Prä-Tests überprüft.
Einige Wochen vor dem Aufschalten der entsprechenden Publikums-Fragebögen füllen die (interessierten) Kandidaten den Fragebogen selbst aus. 84 Prozent aller Kandidierenden haben dies getan bis heute. Aus einem Mittelwert der gegebenen Antworten werden die Profile der Parteien erstellt. Zum Vergleich der Antworten der User mit jenen der Kandidaten, respektive Listen wird die sogenannte euklidische Distanz beigezogen (die geradlinige Entfernung zwischen zwei Punkten in einem multidimensionalen Raum).
Mittels diesem Wert wird dem User angegeben, zu viel Prozent sein eigenes Profil mit jenem der einzelnen Kandidierenden oder Listen übereinstimmt. Des Weiteren wird sein Profil in einem Links/Rechts/Konservativ/Liberal-Schema dargestellt und die Priorisierung in 8 spezifischen politischen Themenbereichen in einem sogenannten Smartspider dargestellt. 

Wie funktioniert Smartvote?
Wir zeigen Ihnen anhand eines willkürlich zusammengeklickten Smartvote-Profils, wie Smartvote zu bedienen ist.
  1. Surfen Sie Smartvote.ch an.
  2. Entscheiden Sie sich, ob sie ein eher grobes oder detailliertes Profil wünschen. Entsprechend entscheiden Sie sich für den Rapide- oder den Deluxe-Fragebogen. Beide sind kostenlos.
  3. Beantworten Sie die 75, respektive 31 Fragen und entscheiden Sie, wie wichtig Ihnen jedes spezifische Anliegen ist, indem Sie auf das Plus-, Gleich- oder Minus-Icon klicken.
  4. Bei einigen Fragen können Sie auch auf den Button mehr Informationen klicken. Diese zeigen Ihnen den aktuellen politischen Stand oder sonstige Hintergründe auf.
  5. Haben Sie die Umfrage beendet, klicken Sie auf Wahlempfehlung.
  6. Entscheiden Sie, ob Sie Listen oder einzelne Kandidierende angezeigt bekommen wollen.
  7. Sie können nun den Kanton auswählen und festlegen, ob Sie eine Empfehlung für National- oder Ständerat erhalten wollen. Ebenfalls können Sie weitere Filter nach Geschlecht oder anderen Parameter setzen.
  8. Wenn Sie Ihre Resultate nun sehen, können Sie oben auf Smartspider klicken. Dieser wird Ihnen angezeigt.
  9. Wahlweise können Sie auch auf Smartmap klicken und sehen, wo Sie politisch und gesellschaftlich stehen.
  10. Klicken Sie auf ein Kandidatenprofil, um die einzelnen Antworten der Kandidaten zu sehen und um die Smartspiders zu vergleichen. Weiter können Sie auf diesem Profil alle Angaben zur Person des Kandidierenden sehen.

Vimentis

Vimentis bietet Texte zu Aktualitäten
Quelle: NMGZ
Ebenfalls seit 2003 gibt es die Urform von Vimentis. Es handelt sich dabei um ein Portal über Schweizerische Politik; ein Info-Portal, das in einfacher und verständlicher Sprache über komplexe Zusammenhänge informieren will. Dabei geht es oft um Wahlen oder Sachabstimmungen auf kantonaler, nationaler oder auch nur Gemeindeebene. Auch grundsätzliche Status-Quo-Sachlagen zu einzelnen politischen Themen sind zu finden.
Aber nicht nur: Vimentis beleuchtet auch Vorgänge und Aktualitäten jeglicher Natur im politischen oder wirtschaftlichen Bereich und erklärt dabei den Zusammenhang mit der Schweiz und ihrer Bevölkerung – wie beispielsweise das Rahmenabkommen mit der EU oder den Brexit.
Des Weiteren stellt Vimentis ein Lexikon zur Verfügung, in dem hunderte Begriffe im Schweiz-politischen oder schweizerisch-wirtschaftlichen Rahmen erklärt werden. Diese erstrecken sich vom 3-Säulen-System über die Arbeitslosenversicherung, das Milizdepartement bis zur (bundesrätlichen) Zauberformel.
Das Lexikon bietet viel Wissenswertes
Quelle: NMGZ
In einem weiteren Punkt gibt es auf Vimentis.ch Blogs zu lesen. Politikern oder einfach registrierte Bürgern jeglicher politischer Couleur steht es frei, dort ihre Meinung zu einem Thema in einem Text kund zu tun.
Mit Umfragen will man die aktuelle Stimmung einfangen
Quelle: NMGZ
Ein weiterer wesentlicher Teil des Portals sind Umfragen. Vimentis befragt User aller politischer Ecken zu politischen oder gesellschaftlichen Themen, um so einerseits ein Stimmungsbild zeichnen, oder aber auch politische Prognosen machen zu können.
Politiker und User jeglicher Couleur können sich zu Themen äussern
Quelle: NMGZ
Ebenfalls lassen sich dort natürlich diverse How-To-Videos zur National- und Ständeratswahl 2019 schauen und sich mittels eines Fragebogens ein politisches Profil anfertigen, welches sich mit den Profilen der Kandidaten vergleichen lässt. Der Fragebogen, auf welchem die Profilanalyse basiert, ist im wesentlichen der gleiche wie bei Smartvote (siehe Seite 2).
Wir meinen: Vimentis bietet wirklich umfangreiche Informationen zu verschiedenen Themen an - auch jenseits der basalen Wähl-Facts. Spannend. Zudem ist es übersichtlich aufgebaut.

Freedomvote.ch

Das Wahlhilfe-Tool Freedomvote.ch steht ab sofort für die kommenden Nationalratswahlen am 20. Oktober bereit. Die Plattform fokussiert auf die fortschreitende Digitalisierung und Vernetzung. Bereits 2015 bot es den Kandidatinnen und Kandidaten die Möglichkeit, sich gegenüber der Wählerschaft zu präsentieren, wie die Digitale Gesellschaft in einer Mitteilung schreibt.
Filterfunktionen auf Freedomvote.ch, darunter sind alle Kandidierenden aufgelistet, die ein Profil erstellt haben
Quelle: Screenshot/freedomvote.ch
Über 100 Kandidierende haben ein Profil erstellt und Fragen zu Datenschutz, freie Software, Open Data, Netzsperren, E-Voting und Überwachung beantwortet. Unter dem Tab Kandidaten und Kandidatinnen finden sich sämtliche Politikerinnen und Politiker, die sich bereit erklärt haben, den Fragebogen auszufüllen. Klicken Sie auf einen Namen, um dieses Profil inklusive Spider-Grafik zu sehen.
Eine Such- und Sortierfunktion ermöglicht es, Kandidaten zu finden, gezielt nach Politikern zu suchen und nach ParteiKantonKategorie (z.B. Datenschutz) oder alle Kandidaten (neue/bisherige) zu filtern.
Details zu einer Kandidatin inklusive Spider-Grafik
Quelle: Screenshot/freedomvote.ch
Ausserdem können Wählerinnen und Wähler ebenfalls den Fragebogen ausfüllen. So kann man die Profile direkt mit den eigenen Wahlpositionen vergleichen.Freedomvote.ch wird durch die Lokalgruppe Zürich der Free Software Foundation Europe betreut und ist eine Initiative der überparteilichen Parlamentarischen Gruppe Digitale Nachhaltigkeit (Parldigi) und des Umsetzungspartners Adfinis SyGroup, mit Unterstützung der Verbände Digitale Gesellschaft, CH Open und Opendata.ch.
Wir meinen: Das Web-Tool ist interessant, wenn man sich zusätzlich über die Positionierung von Kandidierenden im Bereich Digitalisierung informieren möchte. Als einziges Tool überzeugt es jedoch nicht, denn es ist kein Vergleich zum komplexeren Wahl-Web-Tool Smartvote.

Easyvote

Easyvote will nach eigenen Angaben erreichen, dass sich 18- bis 25-jährige für Politik interessieren und wählen gehen. Die Texte basieren auf den offiziellen Abstimmungs- und Wahlinformationen des Bundes und der Kantone. Wer sich noch informieren möchte, wird unter Aktuelles oder Wissen (Themendossiers) fündig. Nebst textlicher Erläuterung gibt es meist Clips, die Seite kommt recht frisch daher.
Easyvote zielt auf Jüngere und bietet auch Hintergrundwissen
Quelle: Screenshot/NMGZ
Auf der Homeseite finden sich 1001 Videos von Menschen, die erzählen, warum sie wählen gehen. Unter Wie Wählen wird das Prozedere in einem Video in 5 Schritten erklärt. Wer auf den Tab Wen wählen klickt, kommt direkt zu den Fragebögen (National- und Ständerat), welche auf Smartvote basieren. Wo wählen zeigt an, wo man sein Wahlcouvert abgeben kann. Briefkästen der Post inklusive Leerungszeiten sollten angezeigt werden. Sollten – denn weder mit dem Firefox- noch mit dem Chrome-Browser zeigte es uns die Google-Maps Karte an.
Man kann sich Registrieren/anmelden, muss aber nicht. Der Dienst ist kostenlos. Easyvote gibt es sowohl als Webtool als auch als App («votenow», Android, iOS). Die App ist sehr ähnlich aufgebaut.
Wie funktioniert Easyvote?
  1. Rufen Sie in Ihrem Browser easyvote.ch auf.
  2. Klicken Sie auf Wahlen.
  3. Füllen Sie die 31 Fragen für die Nationalratswahlen aus (oder wechseln Sie zum Ständerats-Fragebogen).
  4. Um die Einschätzungsfragen zu beantworten, verschieben Sie den grauen Punkt.
  5. Geben Sie an, in welchem Kanton Sie stimmberechtigt sind.
  6. Klicken Sie auf Resultate anzeigen.
  7. Nun wird Ihnen eine Spider-Grafik angezeigt, darunter eine Liste der Kandidaten inklusive Prozentzahl für die Übereinstimmung.



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