Ein Abend der Extreme

Ein Schönheitschirurg zwischen den Fronten

Einen Spagat zwischen den Extremen vollführe Enrique Steiger, konstatierte Kohli in ihrer Überleitung zum Gastreferat von Enrique Steiger. Starlets aus Hollywood kennen den Gründer der Swisscross Foundation ebenso, wie die Führer der Taliban.
Der Chirurg betreibt einerseits eine Schönheitsklinik mit Standorten in Zürich und Malibu. Auf der anderen Seite arbeitet der Facharzt für plastische und Wiederherstellungschirurgie während zwei Monaten pro Jahr in Kriegsgebieten. Vor Ort versucht er mit seinen Helfern Verwundete zu retten und die Lebensqualität Kriegsversehrter zu verbessern.
In einem packenden und teils schockierendem Vortrag erzählte Steiger von seinem Engagement, den Hürden sowie Erfolgen seiner Arbeit. Etwa von 18-stündigen Schichten, in denen er und seine Mitstreiter wie am Fliessband Verletzte operierten. Von US-amerikanischen Anwälten, die nach Operationen gerettete danach befragten, ob ihnen ihre Patientenrechte vor der OP erläutert wurden. Wenn nicht, könnten sie Steigers Organisation auf verklagen.
Der Arzt prangerte die in einem Krieg verrohenden Sitten an. Er zeigte das Bild eines zerschossenen Krankenwagens. Dieses symbolisiere die zunehmende Missachtung des Roten Kreuzes durch Konfliktparteien.
Wie brutal auch westliche Streitkräfte vorgehen, zeigte Steiger anhand einer ausgebrannten Ruine. Das einstige Spital von Ärzten ohne Grenzen wurde 2007 von der US-Luftwaffe «dem Erdboden gleich gemacht, mit dem Ergebnis, dass 14 meiner Mitarbeitenden und 24 Patienten, teilweise noch auf dem Operationstisch, verbrannt oder erschossen wurden», wie Steiger ausführte.
Die Gewalt habe dazu geführt, dass sich medizinische Helfer von den Fronten zurückziehen und versuchen müssten, die Aufgaben remote über einheimische Helfer zu  erledigen. Steiger bildet daher in Kooperation mit dem Roten Kreuz im Libanon Ärzte aus Ländern der Region aus, so dass diese die Kriegsversehrten aus Syrien versorgen und das Projekt eigenständig weiterführen können.

ICT-Firmen sollen unterstützen

Das Technologiebewusstsein der Hilfsorganisationen sei noch gering ausgebildet. Wissen gehe daher oftmals wieder verloren, sobald Hilfskräfte aufhörten oder ums Leben kämen. Steiger appellierte daher an die Gäste der ICT-Networkingparty, mit technischen Lösungen die Arbeit der Hilfsorganisationen zu unterstützen. «Sie verstehen etwas von Technologie und Digitalisierung. Diese Organisationen haben keinen blassen Schimmer», verdeutlichte Steiger die Lage.
Der Arzt arbeitet daher mit Hochschulen und Organisationen an neuen, technisch gestützten Lösungen. Ein Beispiel wie Technik unterstützend wirken kann, demonstrierte der Chirurg anhand einer Telemedizinlösung, über die Fachärzte Kollegen in Kriegsgebieten zeigen können, wie sie bei einer Operation vorgehen müssen.
Mit der amerikanischen Universität von Beirut arbeitet Swiss Cross daran, das Expertenwissen von Kriegsmedizinern zu erhalten. Ein Ziel dieser Arbeit sei es, eine Datenbank aufzubauen, in der das medizinische Wissen gesammelt und für behandelnde Helfer über eine App abrufbar ist. Unterstützung erhält das Projekt durch einen internationalen Softwarehersteller.



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