Die Frauen der Schweizer ICT 15.01.2019, 07:00 Uhr

Sonja Meindl: «Wir sollten versuchen, Frauen die Angst oder Skepsis zu nehmen»

Frauen sind in der Schweizer ICT-Branche selten anzutreffen – geschweige denn in Führungspositionen. Computerworld hat bei Sonja Meindl, Country Manager von Check Point Schweiz, nach den Gründen des Frauenmangels und möglichen Lösungsansätzen gefragt.
Sonja Meindl ist seit 2012 Country Manager von Checkpoint Schweiz und Österreich
(Quelle: Check Point)
Computerworld: Wo sehen Sie die Gründe für die tiefe Frauenquote in der ICT?
Sonja Meindl: Generell ist bei uns nach wie vor eine recht strikte Rollentrennung zu spüren – vor allem, wenn eine Familie gegründet werden soll. Und wenn die Kinder da sind, bleibt grundsätzlich eher die Frau zu Hause. Eine Elternzeit wie in anderen Ländern gibt es in der Schweiz auch weiterhin nicht. Ausserdem ist die IT im Speziellen natürlich techniklastig – damit kann sich nicht jede Frau identifizieren.
CW: Wie können mehr Frauen für ICT-Berufe begeistert werden?
Meindl: Wir sollten versuchen, ihnen die «Angst» oder Skepsis zu nehmen. Technik ist erlernbar – die junge Generation wächst ja heute mit ITGadgets auf und hat damit sicher eine niedrigere Hemmschwelle, diese Themen auch in das berufliche Umfeld aufzunehmen. Auch Familie und Beruf können in der IT generell sehr gut unter einen Hut gebracht werden, weil Themen wie Home Office oder Arbeitszeitregelung in den meisten Fällen sehr flexibel gehandhabt werden. Aufklärung seitens der Unternehmen wäre sicherlich hilfreich.
CW: Inwiefern fördern Sie bei Check Point gezielt Frauen?
Meindl: In einem israelischen Unternehmen – und Check Point ist eines – sind Frauen per se schon sehr gut gestellt. In Israel sind sehr viele Frauen sehr gut ausgebildet, berufstätig und haben vielfach Führungspositionen inne. Damit ist bei uns ein guter Grundstein für die Förderung von Frauen gelegt, da sie ein hohes Ansehen bei Check Point geniessen.
CW: Achten Sie bei der Rekrutierung von neuen Mitarbeitenden auf ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis?
Meindl: Das Hauptziel ist, geeignete Mitarbeiter zu finden, was sowohl die fachliche als auch die soziale Kompetenz betrifft. Das ist erst mal unabhängig vom Geschlecht. Wenn ich aber die Chance habe, eine Frau einzustellen, dann tue ich es gerne. Wir haben schon einige Frauen im Team, aber von einem ausgeglichenen Verhältnis kann (noch) nicht die Rede sein – wir arbeiten daran.
CW: Welche Ratschläge können Sie Frauen mit auf den Weg geben, die in der ICT-Branche Karriere machen wollen?
Meindl: Es einfach versuchen und authentisch bleiben. Wenn man Spass an einem Umfeld hat, das sich schnell verändert, immer wieder Flexibilität und Offenheit verlangt und wo kein Tag wie der andere ist, dann sollte man es ausprobieren. Weil Frauen in der ICT-Branche auch heute noch eher eine Seltenheit sind, hat man sehr gute Chancen, viel zu erreichen.



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