Ergonomieforschung 08.01.2019, 14:36 Uhr

Haltung bewahren vor dem PC

Gegen eine krumme Haltung vor dem Bildschirm hilft nach Ansicht eines internationalen Forscherteams eine einfache Übung: Bei dieser nimmt man zunächst eine besonders schlechte und schmerzhafte Haltung ein.
Für eine gute Körperhaltung vor dem Bildschirm probiert man am Besten diverse «schlechte» Haltungen aus, haben Forscher herausgefunden
(Quelle: Thü Hürlimann / Zugergrafik.ch für Computerworld)
Rund 30 Sekunden lang extra-krumm vor dem Bildschirm sitzen: Das schlagen Forschende vor, damit jedem bewusst wird, was eine schlechte Haltung für den Körper heisst. Das Team aus den USA und den Niederlanden präsentiert im Journal «Biofeedback» noch weitere Experimente zur Körperhaltung.
«Wenn Deine Position hoch und aufgerichtet ist, können Deine Rückenmuskeln leicht das Gewicht Deines Kopfes und Deines Halses tragen», sagte Mitautor Erik Peper von der San Francisco State University. Es seien etwa 5,4 Kilogramm. Wenn der Kopf dagegen um 45 Grad nach vorne geneigt wird, werde der Hals zu einer Art langem Hebel und die Belastung vervielfältige sich. Es sei nicht verwunderlich, dass Menschen bei dieser Haltung steife Nacken sowie Schulter- und Rückenschmerzen bekämen.

Bereits Schmerzen nach 30 Sekunden

In der Studie sollten zunächst 87 Studenten aufrecht sitzen und den Kopf nach beiden Seiten drehen. Dann sollten sie ihren Kopf nach vorne neigen und dasselbe tun. Erstes Ergebnis: 92 Prozent konnten ihren Kopf nicht mehr so gut drehen wie zuvor. In einem weiteren Versuch sollten 125 Studenten 30 Sekunden in dieser vorgebeugten Haltung verharren.
Danach berichteten 98 Prozent von irgendeiner Art Schmerzen im Kopf, im Nacken oder im Bereich der Augen. Solche Experimente, die eine Wirkung deutlich machen, seien hilfreicher für eine gute Haltung vor dem Bildschirm als ständige Ermahnungen, gerade zu sitzen, schreiben die Forschenden. Die meisten Probanden seien auch überrascht gewesen, dass sie den Kopf nicht mehr so gut drehen konnten.
Zwölf Studenten wurden per Elektromyographie untersucht. Ergebnis: die Hals- und die Trapezmuskeln, die zwischen Schulter und Wirbelsäule sitzen und bis zum Nacken hinaufgehen, waren in der nach vorne geneigten Position stärker angespannt.
Bei Kopf-, Nacken- oder Rückenschmerzen durch Bildschirmarbeit sollte man prüfen, ob der Kopf stets aufrecht in einer Linie mit dem Hals ist, raten die Forschenden. «Du kannst sehr schnell etwas gegen Deine schlechte Haltung tun», sagte Peper. Um die Aufmerksamkeit für eine gute Haltung zu steigern, sollte man absichtlich wiederholt in die vorgebeugte Haltung wechseln, sie gegebenenfalls etwas übertreiben und den Symptomen nachspüren. So könne man sich der krummen Haltung bewusst werden und damit aufhören.

Schriftgrösse und Bildschirmhöhe

In einem weiteren Test sollten 125 Studenten erst gerade sitzen und dann das Kinn 30 Sekunden lang leicht vorstrecken, so dass der Nacken Falten warf. 98 Prozent berichteten über Symptome wie steifen Nacken oder Kopfweh und waren verwundert, dass sie so schnell etwas spürten. Einige von ihnen registrierten dabei jedoch, dass sie vor dem Bildschirm generell zu dieser Haltung neigten und lösten das Problem mit einer Brille oder durch Grösserstellen der Schrift.
Um ein Zusammensinken innerhalb des Tages zu vermeiden, raten die Forscher dazu, morgens den Bildschirm - wie auch die Spiegel im Auto bei langen Fahrten - optimal einzustellen und später am Tag nicht mehr zu verstellen. Die Forscher raten beispielsweise beim Laptop zu einem von der Tastatur getrennten Bildschirm. Der Bildschirm sollte in Augenhöhe stehen.
Die Übungen in der Studie machten den Teilnehmern die Symptome bewusst, die bei schlechter Haltung entstehen können. «Fühlen und Sehen - Selbsterfahrung - ist sehr viel wirkungsvoller als Teilnehmern zu sagen, sie sollten ihre Haltung korrigieren», schreiben die Autoren.

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Bizarre Arbeitswelt "Was ich bisher von der Arbeitswelt kennengelernt habe, was da vor sich geht, das finde ich teilweise ganz schön bizarr", schreibt der 1994 geborene Philipp Riederle in seinem Buch "Wer wir sind und was wir wollen". Link zum Buch bei Amazon Foto: Knaur




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