Digital Trust 19.12.2017, 10:40 Uhr

ETH Lausanne gründet Plattform für «digitales Vertrauen»

Die ETH Lausanne (EPFL) hat heute die Gründung eines «Center for Digital Trust» bekanntgegeben. Acht Partner aus Industrie und Institutionen haben Interesse gezeigt, sich zusammen mit der EPFL für diese Plattform zu engagieren.
ETH-Lausanne-Präsident Martin Vetterli hebt am Cybersecurity Day das «Center for Digital Trust» aus der Taufe
(Quelle: EPFL)
Die Digitalisierung wird einige Herausforderungen für Wirtschaft und Gesellschaft der Schweiz bringen. Gerade in Sachen Cybersicherheit, Datenschutz und Achtung der Privatsphäre in der digitalen Welt muss eine neue Vertrauensbasis gefunden werden. Auf dieser Suche soll das nun von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) ins Leben gerufene «Center for Digital Trust» Hilfestellung bieten.
«Die Digitalisierung wird oft mit einer grossen Welle verglichen, die über die Welt hereinbricht. Deshalb brauchen wir Orientierungspunkte, um zu lernen, vertrauensvoll auf dieser Welle zu reiten», umschreibt EPFL-Präsident Martin Vetterli die Notwendigkeit des Zentrums.

Gelegenheit für die Schweiz

Die Digitalisierung und die damit verbundenen Herausforderungen stellen eine echte Chance für die Schweiz dar. Unser Land befinde sich aufgrund seiner Neutralitätstradition und seines von zahlreichen internationalen Institutionen anerkannten Know-hows in einer idealen Ausgangsposition, um die Grundlagen für ein neues «digitales Vertrauen» zu schaffen, heisst es in einer Mitteilung der ETH-Lausanne. «Dieser Begriff steht im Mittelpunkt unseres Ansatzes», betont Jean-Pierre Hubaux, akademischer Leiter des Zentrums. «Wir wollen zu einer Referenzplattform werden, auf der alle Partner unabhängig von ihrer Nutzung digitaler Dienstleistungen Antworten bezüglich ihrer Ziele und Befürchtungen erhalten.»
Für die Entstehung eines Vertrauensklimas in einer dematerialisierten Welt müssen gemäss den Initianten des Zentrums drei Voraussetzungen erfüllt sein: Cybersicherheit, damit die in den Netzen zirkulierenden Daten nicht gehackt werden können, Transparenz bei den Prozessen und der Art der Verteilung und Aufbewahrung der Daten sowie Schutz der Privatsphäre, damit beispielsweise persönliche, medizinische oder finanzielle Daten nicht an unbefugte Dritte weitergegeben werden.
Das EPFL Center for Digital Trust werde daher parallel Lösungen in allen drei Themenbereichen erarbeiten, heisst es.

Partnerschaften mit Öffentlichkeit und Industrie

Mehrere industrielle und institutionelle Partner haben bereits zugesagt, von Beginn weg mit dem Zentrum zusammenzuarbeiten. Es sind dies das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) und das Universitätsspital Lausanne (CHUV) sowie die Unternehmen ELCA, SICPA, Swisscom und Swissquote.
Die in direktem Kontakt mit der Bevölkerung und der Industrie stehenden Partner sollen - so die Vorstellung der Initiantin - die Bedürfnisse und Anliegen ihrer Gesprächspartner im Zusammenhang mit der digitalen Welt ermitteln und im Zusammenspiel zwischen ihren eigenen Fachleuten und den Forscherinnen und Forscher der EPFL konkrete Probleme lösen. Ausserdem werden sie auch zur Finanzierung des Zentrums beitragen.

Zwei neue Lehrstühle, 24 beteiligte Professuren

Die EPFL gründet ihrerseits zwei neue Unterrichts- und Forschungslehrstühle, für die das Bewerbungsverfahren bereits angelaufen ist. Sie ergänzen die 24 schon in diesem Bereich tätigen Labors verschiedener Fakultäten (Informatik und Kommunikation, Life Sciences und Schule für Technologiemanagement).
«Es handelt sich um ein eigentliches, weltoffenes Ökosystem», erklärt Hubaux. «Die Herausforderungen sind so gross, dass es eine Illusion wäre, zu glauben, man könne sie ohne einen intensiv transversalen Ansatz bewältigen.»
Ziel ist die Entwicklung von Instrumenten und Trust Technologies, mit denen ein nachhaltiges Klima des Vertrauens zwischen Nutzern und Erbringern von Dienstleistungen aufgebaut werden kann. Dadurch sollen diese schneller eingeführt und bestmöglich genutzt werden können.



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