Lehren aus dem Cambridge-Analytica-Skandal

Datenrecht und Datenschutz

Computerworld: Sie sind bald schon Opening-Keynote-Sprecherin auf der Command Control in München. Warum haben Sie sich dazu entschieden an derlei Veranstaltungen mitwirken zu wollen? Sehen Sie dies als Ihre Aufgabe an, weil Sie aufgrund Ihrer Bekanntheit in der Branche Gehör finden, oder ist das eine Art Wiedergutmachung?
Kaiser: Ich bin schon seit einiger Zeit eine öffentliche Rednerin, da ich gerne Gelegenheiten wahrnehme, Menschen über Themen aufzuklären, die mir am Herzen liegen. Im Moment gehören Datenrechte und Datenschutz zu den wichtigsten politischen und kommerziellen Themen der Welt, aber nicht jeder ist ausreichend gut informiert darüber, wie die Datenindustrie funktioniert und wie er sich selbst schützen kann. Ich sehe dies als meine Pflicht an, weil ich die Vergangenheit nicht ändern kann, und weil ich jeden Tag daran arbeite, die Zukunft der Technologie positiv zu beeinflussen, um ethischer, transparenter und für die Gesellschaft vorteilhafter zu sein.
Brittany Kaiser tritt immer wieder öffentlich auf, um für das Thema Datenschutz zu sensibilisieren, wie hier im November 2019 am Web Summit in Lissabon
Quelle: Sam Barnes/Web Summit via Sportsfile
Computerworld: Der Fall CA hat gezeigt, dass jeder Internet-Nutzer schnell und mit relativ einfachen Mittel manipuliert und ausspioniert werden kann. Was muss passieren, damit die Menschen wieder mehr Kontrolle über ihre persönlichen Daten bekommen?
Kaiser: Es gibt drei Dinge, die gleichzeitig geschehen müssen, um sicherzustellen, dass unsere Daten besser geschützt sind: Bildung, Gesetzgebung & Regulierung sowie die Entwicklung der ethischen Technologie. An der Bildungsfront müssen die Menschen ihre digitale Kompetenz erhöhen und selbst dazu in der Lage zu sein, sich zu schützen, statt darauf zu warten, dass die Regierung oder ein Unternehmen dies für sie tut. Einfache Veränderungen im täglichen Leben können zu viel mehr Privatsphäre führen als bisher.
Was die Gesetze und Vorschriften betrifft, ist es wichtig, die machthabenden Politiker in die Pflicht zu nehmen! In allen Demokratien arbeiten die Vertreter technisch für die Bürger. Es dauert nur wenige Minuten, eine E-Mail zu schreiben oder eine Sprachnachricht in deren Büro zu hinterlassen, um ihnen zu sagen, dass sie sich um Ihre Privatsphäre und die Regulierung von «Big Tech» kümmern sollen. Wenn sie genug Kontakte bekommen, müssen sie handeln.
Grundsätzlich rate ich zum Verwenden von sicheren Programmen wie dem Brave Browser oder Duck Duck Go anstelle von Google Chrome. Signal bietet sich ausserdem als sinnvolle Alternative zu WhatsApp an.



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