Auskunft bei Facebook, Google und Co. 22.06.2018, 17:21 Uhr

Ein Blick in die eigenen Daten

Weil Europa den Datenschutz angepasst hat, erfahren auch Schweizer-Nutzer nun einfacher, welche Daten über sie gespeichert werden. Viele solcher Abfragen können direkt am PC gemacht werden.
Was wissen eigentlich Google, Microsoft, Apple und Facebook über mich? Skeptiker behaupten «alles», Naive meinen «nichts Wichtiges». Realisten finden die Wahrheit mit ein paar Mausklicks selber heraus.
Wer beispielsweise die Internetseite https://myaccount.google.com/dashboard aufruft, kann sich selber zuhören. Unter «Meine Aktivitätsdaten», «Sprach- und Audioaktivitäten», «Sprach- und Audioaktivitäten aufrufen» finden sich nämlich die Spracheingaben, die man mit dem Befehl, «Okay Google» ausgelöst hat. Man stellt dann fest, dass man am letzten Wochenende die Frage «navigiere nach Hause» mit leicht angesäuseltem Zungenschlag gesprochen hat. Bei https://www.google.com/maps/timeline sieht man, welche Umwege man glücklicherweise zu Fuss ertorkelt hat und https://www.youtube.com/feed/history macht klar, dass man dabei von Rihanna und ihrem «Lost in paradise» begleitet wurde.
Das Stöbern im Dashboard von Google ist wie das stöbern im eigenen Tagebuch. Je nach genutzten Diensten erfährt man, welches Buch man gelesen hat, welche Apps man irgendwann mal installiert hat, wo sich ein bestimmtes Handy gerade befindet und welche Drittanbieter ebenfalls Zugriff auf persönliche Google-Daten haben. Wer beim Wühlen in seiner eigenen Vergangenheit in Schamesröte verfällt, kann viele Einträge auch explizit löschen und die zukünftige Aufzeichnung verhindern. Das Dashboard ist ferner auch eine gute Anlaufstelle, um seine Adressliste, seine Datensammlung beim Cloudspeicher oder sein Fotoarchiv mittels Backup in Sicherheit zu bringen. Weil man ja nie weiss, ob man irgendwann den Zugang zu seinem Google-Konto verliert oder Hacker das persönliche Fotoarchiv in der Cloud ausradieren.

Was plaudert mein PC?

Auch Microsoft gibt einen Einblick in die von ihr verwalteten persönlichen Daten. Erste Anlaufstelle ist https://account.microsoft.com/account/privacy. Insbesondere die Spracheingabe von Cortana, der Browser und Navigationshelfer von Microsoft erweisen sich hier als Datensammler. Am Windows PC selbst kann man via Einstellungen, Datenschutz einen Überblick erhalten, welche Informationen man während der Arbeit an Microsoft übermittelt und welche Programme Dritter auf die persönlichen Daten zugreifen können. Allerdings übermittelt Windows auch viele technische Daten während der Nutzung von Windows direkt zu Microsoft. Nach Download des Diagnostic Data Viewer (https://www.microsoft.com/store/productId/9N8WTRRSQ8F7) kann man in der neusten Version von Windows ebenfalls Einsicht in diese Daten nehmen.
Auch Apple hat in den letzten Wochen bei der Datentransparenz nachgebessert. Früher musste man seine Infos per E-Mail einfordern. Heute kann man die Webseite https://privacy.apple.com aufrufen und seine Daten einfacher bestellen. Meist dauert es aber mehrere Tage, bis diese für einen Download bereitstehen.
Bei Whatsapp muss man sich auf der Handy-App via «Account, Account-Info anfordern» erst mal um seine Daten «bewerben». Erst einige Tage später erhält man eine Benachrichtigung und muss dann die Infos erst mal auf das Handy herunterladen. Die so erhaltenen Infos sind aber spärlich.

Erschlagen von eigenen Daten

Bei Facebook findet man via https://www.facebook.com/help/1701730696756992 Zugang zu seinen Personendaten. Die Details muss man sich aber eher mühsam zusammenklicken. Spannend ist beispielsweise https://www.facebook.com/location_history/view/. Will man mehr wissen, muss man auch bei Facebook erst seine Datensammlung anfordern.
Fazit: Das Stöbern in den eigenen Datenspuren weckt Erinnerungen aber oft auch ein bisschen Gruseln. Während Google die persönlichen Daten fein säuberlich portionenweise zeigt und zur Löschung anbietet, machen es Apple, Facebook und Whatsapp den Nutzern nicht so einfach. Schlimmstenfalls wird man einem mehrere Gigabyte grossen Datenarchiv erschlagen. Darin muss man dann selber herausfinden, was die einzelnen Informationen wirklich bedeuten und Löschungen müssen speziell beantragt werden.



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