Eine Baustelle

Gemäss Microsofts aktueller Roadmap kommt Windows Vista, das bereits über zwei Jahre Verspätung hat, für Grosskunden im November, für die breite Masse im Januar 2007. Die Marktforscherin Gartner glaubt indes nicht, dass der Vista-Zug fahrplanmässig eintrifft. Die Beta 2 soll nämlich alles andere als ausgegoren und so löchrig wie Emmentaler Käse sein. «Ich habe praktisch alle Windows-Systeme getestet. Aber ein derart fehlergespicktes Programm ist mir in dieser späten Entwicklungsphase noch nicht untergekommen», schipmft Joe Wilcox, Analyst bei Jupiter Research. Auch Oliver Ryf, Solution Architect bei der Fehraltorfer IT-Dienstleisterin Up-Great, kritisiert: «Es gibt viele Dinge, oft nur Kleinigkeiten, die das Arbeiten mühsam machen. Die Performance, sogar auf Hardware neueren Datums, ist schlicht enttäuschend. Man wünscht sich, dass die vielen eher verspielt daherkommenden Features zu Gunsten einer stabilen Performance wieder verschwinden.»

Simon Wepfer, CTO bei der Thalwiler Sicherheitsberaterin Oneconsult, siehts gelassen: «Keine Beta-Version hat den Anspruch, fehlerlos zu sein. Ehrlich gesagt ist mir eine Emmentaler-Beta lieber als eine poröse Final-Version.»

Gemäss einer Jupiter-Umfrage wollen 50 Prozent der CIO mindestens ein Jahr mit der Vista-Migration zuwarten. Ein guter Vorsatz, findet Wepfer: «Für Unternehmen lohnt es sich nie, neue Betriebssysteme sofort einzusetzen.» Ryf hingegen spezifiziert: «Falls eine Firma gerade eine grössere Investition in ihre Client-Infrastruktur getätigt hat, wird sich ein schneller Wechsel auf Vista nicht bezahlt machen. Steht aber ein Wechsel der Client-Landschaft unmittelbar bevor, oder müssen im Bereich Sicherheit Lösungen angeschafft werden, die Vista schon mitbringt, so ist ein Einsatz zu überdenken.

Gartner glaubt, dass Vista erst Ende des zweiten Quartals parat sein wird. Microsoft Schweiz hält am offiziellen Launch-Datum fest, liess aber an einer Pressekonferenz durchblicken, dass der Termin nicht in Stein gemeisselt sei.