Halbjahreszahlen 20.08.2020, 14:30 Uhr

Kudelski schreibt Verluste

Der Westschweizer Spezialist für Zugangssysteme und Verschlüsselung, Kudelski, ist im ersten Semester noch tiefer in die Verlustzone gestürzt.
Kudelski-Firmensitz in Cheseaux VD
(Quelle: pd)
Der Verschlüsselungs- und Zugangsspezialist Kudelski ist im ersten Halbjahr während der Coronapandemie unter die Räder gekommen. Der Umsatz brach ein. Das Unternehmen rutschte noch tiefer in die roten Zahlen.
Um Gegensteuer zu geben, griff das Unternehmen in mehreren Ländern zu Kurzarbeit, um die Kosten vorübergehend zu senken. Ende Juni lag der Personalbestand um 489 Vollzeitstellen tiefer als Anfang Jahr. Das sei eine vorübergehende Reduktion um 14 Prozent, gab Kudelski am Donnerstag bekannt. Davon seien am meisten Österreich (179) und die Schweiz (102) betroffen. Auch in Amerika und Asien setzte Kudelski die Schere bei den Angestellten an. 
Der Umsatz sank im ersten Halbjahr um 20 Prozent auf 320,1 Millionen Dollar. Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) schmolz auf 4,9 Millionen Dollar zusammen nach 15,5 Millionen Dollar im Vorjahressemester. 

Erwartungen weit verfehlt 

Unter dem Strich erlitt Kudelski einen Reinverlust von 27,1 Millionen Dollar. Damit wurde das Defizit gegenüber dem Vorjahr noch ausgeweitet, als ein Reinverlust von 20,4 Millionen Dollar angefallen war. 
Die Markterwartungen hat das Unternehmen so weit verfehlt. Analysten hatten gemäss der Nachrichtenagentur AWP im Schnitt mit einem Umsatz von 384,3 Millionen und einem Reingewinn von knapp 1 Million Dollar gerechnet. An der Schweizer Börse stürzte die Aktie in den ersten Handelsminuten um über 11 Prozent ab. 
Das Unternehmen hat Coronakredite von 22,2 Millionen Dollar erhalten. Weitere kleinere Kredite habe man sich im zweiten Halbjahr gesichert. 

TV-Geschäft unter Druck 

Bei der grössten Sparte Digital TV, die Verschlüsselungskarten für Satelliten- oder Kabelsender produziert, hat Kudelski einen Umsatzrückgang von 19 Prozent auf 154,7 Millionen Dollar hinnehmen müssen. Und dies, obwohl die Menschen während der Absperrmassnahmen in der Coronakrise zu Hause sassen und viel mehr Fernsehen schauten. Hierbei griffen sie offenbar vor allem zu den Streaminganbietern wie beispielsweise Netflix. 
Um der Konkurrenz durch die Streaminganbieter zu begegnen, hätten die Satelliten-, Telekom- und Kabelanbieter ihre Zahlschranken für mehrere Monate gesenkt, schrieb Kudelski. Darüber hinaus seien viele Projekte, die für dieses Jahr geplant gewesen seien, entweder verzögert oder annulliert worden. 
Ausserdem habe eine Reihe von Kunden eine Befreiung von monatlichen Support- und Wartungszahlungen verlangt, um ihre Betriebskosten zu senken. Und das Geschäft habe darunter gelitten, dass viele Läden namentlich in Italien während der Corona-Absperrungen geschlossen gewesen seien. Der EBITDA der Sparte sank um 3 Millionen auf 36,9 Millionen Dollar. 



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