Kartellbehörde 12.12.2018, 06:16 Uhr

EU prüft Liberty-Übernahme

Die Übernahme der UPC-Muttergesellschaft Liberty durch Vodafone wird vom EU-Kartellamt genauer unter die Lupe genommen. Auch die Schweiz ist betroffen.
Verizons Kauf von Liberty, dem Mutterkonzern der Schweizer Kabelnetzgesellschaft UPC, wird von der Kartellbehörde der EU genauer geprüft
(Quelle: shutterstock.com/Ken Wolter)
Die EU-Wettbewerbshüter nehmen die milliardenschwere geplante Übernahme von Teilen des US-Kabelnetzbetreibers Liberty Global durch Vodafone genauer unter die Lupe. Liberty Global ist der Mutterkonzern des grössten Schweizer Kabelnetzbetreibers UPC.
Man habe eine vertiefte Prüfung eingeleitet, um den beabsichtigen Kauf der Liberty-Global-Töchter in Tschechien, Deutschland, Ungarn und Rumänien durch Vodafone nach der EU-Fusionskontrollverordnung zu untersuchen, teilte das EU-Kartellamt am Dienstag mit. Es gebe Bedenken, dass die Transaktion den Wettbewerb in Deutschland - wo Liberty als Unitymedia bekannt ist - und in Tschechien einschränken könnte. Die Prüfung soll bis Mai 2019 abgeschlossen sein.
Damit geht das Bundeskartellamt bei der Untersuchung des 18,4 Milliarden Euro schweren Zukaufs leer aus. Die Bonner Behörde hatte einen Antrag auf Verweisung des Falls gestellt und dies mit den erheblichen Veränderungen der Marktverhältnisse im Bereich des Kabelfernsehens und der Telekommunikation in Deutschland begründet. Brüssel hatte allerdings auch schon über die Übernahme von Kabel Deutschland durch Vodafone vor fünf Jahre entschieden.

Konzessionen unklar

Zusammen mit Unitymedia würde der weltweit zweitgrösste Mobilfunker künftig über ein Fernsehkabelnetz verfügen, das mehr als zwei Drittel aller Haushalte in Deutschland erreicht. Vodafone rechnet damit, den im Mai bekanntgegebenen Deal bis Mitte nächsten Jahres über die Bühne zu bringen.
Unklar ist, ob die Briten Konzessionen eingehen müssen und wenn ja, in welcher Art. Der Milliardendeal ist der grösste in der europäischen Telekombranche der vergangenen fünf Jahre.

Auch Schweiz betroffen

Vor dem Riesenverkauf hatte Liberty bereits das Geschäft in Österreich losgeschlagen: UPC Austria ging im vergangenen Dezember für 2 Milliarden Euro an den deutschen Telekomriesen T-Mobile.
Dies betrifft auch UPC Schweiz, unter deren Dach das Geschäft in Österreich rund drei Jahre zuvor zu einer gemeinsamen Regionalorganisation zusammengeführt worden war. Mitte 2015 hatte UPC-Schweiz-Chef Eric Tveter zusätzlich noch die Führung des Zentraleuropageschäfts von Liberty übernommen.
Mit dem Mammutverkauf an Vodafone wurde Tveters Reich wieder kleiner: Die Gesellschaften in Ungarn, Tschechien und Rumänien machten etwa ein Viertel des Gesamtumsatzes aus.

Chefwechsel bei UPC

Im Sommer entschied Liberty Global, das Geschäft in der Schweiz aus der bisherigen Struktur in Zentral- und Osteuropa zu lösen und gleichzeitig die Nachfolge von Tveter als Chef von UPC Schweiz aufzugleisen. Im September übergab der 59-jährige Amerikaner sein Amt an die Rumänin Severina Pascu, die bisher operative Chefin war.
Gleichzeitig kursieren immer wieder Spekulationen über ein Zusammengehen von UPC und Sunrise. Dessen deutscher Grossaktionär Freenet hat sich offen für einen Verkauf seiner Beteiligung gezeigt.
Liberty Global sieht aber keine Not für einen Verkauf von UPC. «Wir müssen nicht unbedingt, das ist wirklich wichtig», hatte Liberty-Global-Finanzchef Charlie Bracken vor einem Monat gesagt.

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