Marktübersicht Data Center 28.03.2018, 14:30 Uhr

Schweizer Rechenzentren haben noch Kapazitäten

Anbieter von Rechenzentren haben ein Problem. Es wird schwieriger, Flächen zu verkaufen. Hauptgründe dafür sind Konkurrenzdruck und technischer Fortschritt.
(Quelle: © Oleksiy Mark / Fotolia)
Sicherheit, stabile Infrastruktur, Zuverlässigkeit, aber auch Verschwiegenheit sind Attribute, die sowohl auf die Schweiz zutreffen als auch Faktoren sind, nach denen Kunden ihre Rechenzentrumsanbieter aussuchen. Hinzu kommen liberale Arbeitsgesetze und vorteilhafte Steuersätze, die ausländische Unternehmen dazu animieren, ihre Unternehmen und damit ihre Daten hierher zu verlagern. Entsprechend heisst es oft, die Schweiz sei das Land der Rechenzentren.
Es gibt Zahlen, die eine solche Aussage untermauern: In der Schweiz werden 20 bis 25 Prozent des europäischen Datenvolumens verwaltet. Seit 2011 wurde hierzulande weit mehr als eine Milliarde Franken in neue Rechenzentren investiert, Tendenz steigend. Doch nicht alles Gold, das in den Datentresoren gebunkert wird, glänzt. Unsere Recherchen haben gezeigt, dass es Betreibern immer häufiger schwerfällt, ihre Flächen zu füllen. Darüber will kaum jemand öffentlich sprechen. Zu gross ist die Angst vor einem Gesichtsverlust. Das heile Bild vom lukrativen Data Center Business soll nicht beschädigt werden. Erste Risse zeichnen sich trotzdem deutlich ab.

Mittelgrosse Deals werden schwieriger

Noch vor wenigen Jahren gaben Anbieter freimütig Auskunft über die Auslastung ihrer Rechenzentren. Heute schweigen die Anbieter immer öfter. Einzelne mussten bereits Konkurs anmelden, eine erste Konsolidierungswelle sorgte für Aufruhr in der Branche. Besonders im mittel­grossen Bereich, zwischen 50 und 300 Quadratmetern (je nach Definition) Housing-Fläche, werden Deals immer rarer, wie verschiedene Anbieter auf Nachfrage zugaben.
«Vor nicht allzu langer Zeit wurden für eine gewisse Speicherkapazität Komponenten benötigt, die 4 Racks füllten. Heute wird für die gleiche Kapazität noch 1 Rack benötigt», sagt Walter Pfiffner von Colobâle in Pratteln. «Commodity-Anwendungen werden heute vielfach aus der Cloud bezogen. Nur noch die unternehmenskritischen Daten werden weiterhin auf eigenem Equipment betrieben. Somit wird weniger Fläche notwendig.» Bereits heute, sagt Pfiffner, «hat die Nachfrage von potenziellen Kunden für eine Fläche grösser als 150 Quadratmeter aus meiner Sicht in unserer Region, Nordwestschweiz, nachgelassen.»
Ähnlich argumentiert Ralph Urech, Business Developer bei BSE Software, die in Solothurn das Rechenzentrum Data 11 betreibt. «Wir sehen auch, dass mit jedem Hardware-Release-Zyklus weniger Platzbedarf besteht. Das fällt bei uns jedoch nicht so ins Gewicht, denn die Leistung in Kilowatt bleibt oder steigt sogar.» Zwar würden sie sich auf KMU fokussieren, die Racks und nicht Fläche einkaufen, doch da nehme der Platzbedarf ebenfalls ab: «Was gestern 20 Racks belegte, braucht heute noch 10 und morgen 5. Das hat mit Virtualisierung und Verdichtung zu tun.» Ein KMU mit 100 Leuten bringe die ganze IT mit heutiger Technik in 2 bis 3 Racks unter.



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