ISG-Studie 15.07.2019, 15:23 Uhr

Schweizer Colocation-Boom

In der Schweiz boomen die Colocation-Rechenzentren, und zwar nicht nur in den grösseren Wirtschaftsräumen wie dem Knotenpunkt Zürich. Dies zeigt eine Studie von ISG.
Im «Leader»-Quadranten des Marktsegments «Colocation Services» konnten sich sieben Anbieter positionieren.
(Quelle: ISG Research)
Die Nachfrage nach Flächen in Colocation-Rechenzentren zieht in der Schweiz weiter an. Dies stellt eine soeben vom Marktforschungs- und Beratungsunternehmen ISG Information Services Group (ISG) veröffentlichte Untersuchung fest. Die ISG-Studie mit dem etwas sperrigen Titel «ISG Provider Lens – Private/Hybrid Cloud - Data Center Solutions & Services Switzerland 2019»  unterstreicht, dass der Colocation-Boom längst über die Region rund um den Internet-Austauschknoten Swiss-IX in Zürich hinausgeht und mittlerweile alle grösseren Wirtschaftsräume in der Schweiz erfasst hat. Neben dem Colocation-Markt beleuchtet der neue ISG Provider Lens drei weitere Marktsegmente: Managed Services, Managed Hosting sowie Managed Container as a Service.

«Räumliche Nähe zu den Rechenzentren wünschen sich nicht nur Mittelständler, sondern auch viele Grosskunden», sagt Barbara Florschütz, Geschäftsführerin und Partner bei der ISG Information Services Group DACH. «Zudem spielt mittlerweile auch das Edge Computing für Anwendungen im Internet of Things eine grössere Rolle», ergänzt sie. Die dabei vor Ort anfallenden grossen Datenmengen benötigten geringe Latenzzeiten von unter fünf Millisekunden. «Ein entferntes Cloud-Rechenzentrum mit Antwortzeiten von rund 70 Millisekunden kann eine solche Performance nicht bieten», so Florschütz.

7 von 18 Provider gelten als Leader

Der Colocation-Boom wird laut ISG-Anbietervergleich kundenseitig nicht nur von Unternehmen aus allen Grössenklassen getragen, sondern auch von Service Providern, Integratoren sowie Carriern. Diese installieren ihr Netzwerk in den Colocation-Zentren, um über «Meet me Rooms» Direktverbindungen bereitstellen zu können. Auch bilden Colocation-Rechenzentren oft das Rückgrat von hybriden Cloud-Lösungen.
Der «ISG Provider Lens – Private/Hybrid Cloud - Data Center Solutions & Services Switzerland 2019» untersuchte im Marktsegment «Colocation Services» die Fähigkeiten von 18 Providern. Der Anbietervergleich ergab, dass mit E-Shelter, Equinix, Everyware, Green Datacenter, Interxion, Safe Host und Swisscom gleich 7 Firmen als Leader gelten dürfen.

Nachfrage in weiteren Segmenten steigt ebenfalls

Doch nicht nur die Colocation-Dienste gelten als boomendes Gebiet der helvetischen Rechenzentren-Szene. Auch die Nachfrage im Marktsegment der «Managed (Cloud) Services» hat sich der neuen ISG-Provider-Lens-Studie zufolge sowohl bei mittelständischen als auch bei Grossunternehmen dramatisch erhöht.
Zunehmend binden die Service Provider auch Public Clouds in ihr Leistungsspektrum mit ein und richten ihre Services immer mehr branchenspezifisch aus. Getrieben wird der Markt den ISG-Analysten zufolge vor allem durch neue Geschäftsideen, welche die Unternehmen kurzfristig umsetzen und deshalb ihre Arbeitsabläufe flexibler und skalierbarer gestalten müssen.
Besonders vom hiesigen Standort profitieren auch «Managed Hosting»-Anbieter. Denn Schweizer Unternehmen entscheiden sich laut ISG-Marktforchern in der Regel für Managed Hosting-Angebote auf Augenhöhe, also in Reichweite und mit Kenntnis der Schweizer Marktbesonderheiten. Dies gilt laut der ISG-Studie noch einmal verstärkt, wenn wertvolle und geschäftskritische Informationen mit inbegriffen sind.
Insbesondere trifft dies für den in der Studie analysierten Markt für «Private/Hybrid Hosting» sowie die zugehörigen Managed Services zu. Generell folgt die Auswahl eines Managed-Hosting-Anbieters bei mittelständischen wie auch Grosskunden demnach einfachen Regeln. Kunden suchen nach wie vor nach günstigen Preisen sowie transparenten und zugleich standardisierten, aber dennoch individualisierbaren Vertragsmodellen. Die Managed-Hosting-Anbieter bauen dabei ihre Rechenzentrumsimmobilien mehr und mehr ab. Stattdessen bieten sie Managed Services auf Basis von Partnerschaften mit Betreibern von Colocation-Rechenzentren an.

«Managed Container as a Service» noch am Anfang

Der Anbietermarkt für «Managed Container as a Service» steht laut ISG dagegen erst am Anfang, was Service Level Agreements (SLAs), Servicebeschreibungen, Preise und vor allem die Ausrichtung des jeweiligen Angebots angeht. Die Studie förderte hier zutage, dass es allen voran globale Service-Provider sind, die Container als Managed Service anbieten – zumeist im Kontext mit agiler Softwareentwicklung und DevOps. Zudem sind gemäss den Analysten bislang nur wenige Anbieter Kubernetes-zertifiziert.
Eine weitere Gruppe von Hosting-Providern betrachte und vermarkte Container zudem eher aus Infrastruktur-Perspektive, heisst es. Applikationsmodernisierung, -entwicklung oder auch -migration spielt für sie eine untergeordnete Rolle. Diese Anbieter fokussieren demnach meistens auf Projekte, die Container als günstige und schnelle Variante des Hardware-abstrahierten Hostings sehen. Reine Kosten- und Performance-Vorteile durch den Container-Betrieb stehen dabei laut ISG-Analyse im Mittelpunkt.



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