28.06.2010, 13:50 Uhr

Kunstliebhaber werden zu Podcast-Fans

In Zusammenarbeit mit dem Verein "Freunde des Museums am Stadtgarten" erarbeitete AudioP ein Konzept zur audiovisuellen Vermittlung von Gemälden. Eine erste Episode des Albert-Anker-Podcast ist seit Juni aufgeschaltet - weitere folgen in den nächsten Wochen. Damit soll ein neues Publikum den Zugang zu Winterthurer Kunst finden.
Als Verein der Generation, die noch mit Schreibmaschine und Briefpapier aufgewachsen ist, muss es für die "Freunde des Museums am Stadtgarten" eine besonders revolutionäre Entscheidung gewesen sein, sich für das innovative Kommunikationsmittel Podcast zu entscheiden. Zum 125. Geburtstag des Museums Oskar Reinhart überreicht der Verein mehrere Episoden zu Bildern der Anker-Wechselausstellung von Ende November 2010.

Podcast schult Bildbetrachtung

Durch die audiovisuelle Vermittlung eröffnet sich dem Betrachter eines Gemäldes eine völlig neue, hintergründige Welt. Kein Laie würde beim Betrachten der "Kinderkrippe" von Albert Anker auf den ersten Blick den Jungen mit eingebundenem Kopf und Daumen im Mund bemerken. Erst durch die Erklärung über Kopfhörer, und als sein schmerzverzerrtes Gesicht in Nahaufnahme erscheint, wird klar: Zahnweh, ist der Grund. Die Stimme im Ohr führt den Betrachter durchs Bild verweist auf Details, die beim blossen Betrachten des Gesamtkunstwerks schlicht untergehen. Wer hätte auf Anhieb bemerkt, dass nur die Tagesmutter aus einem teuren Porzellanteller ist, während die Kinder ihre Brot-Suppe aus Blechnäpfen löffeln?

Hören, wenn das Auge schon besetzt ist

Information zu hören, statt mühsam auf Prospekten nachlesen lesen zu müssen, ist wohl nirgends so wertvoll, wie dort wo das Auge bereits beschäftigt ist. Kunst bietet sich da gerade zu an. Dieser Meinung sind nicht nur die Mitglieder des Vereins "Freunde des Museums am Stadtgarten", sondern auch die Hörer, welche die Probe-Episode bereits bewertet haben. Luca Roth vom Vereinsvorstand hat sehr positive Feedbacks bekommen. "Den Leuten gefällt die Probe-Episode und sie finden Podcast genau das richtige Mittel, vermehrt auch junge Leute ins Museum zu bringen". Es habe ausserdem Stimmen gegeben, die noch mehr Hintergrundinfos wünschen, etwa über die Biografie des Malers, seinen Stil oder die politisch-gesellschaftliche Situation der Epoche.

Winterthurer Gemälde werden weltweit gehört
Diese Feedbacks werden nun gesammelt und ausgewertet. Der Verein hat nämlich bereits weitere Ziele. Zusätzlich sollen die Bilder der permanenten Ausstellung im Museum Oskar Reinhart vertont werden, allenfalls auch speziell didaktisch aufbereitet für Schüler oder in Englischer Sprache für Touristen. "Winterthur und seine Kunstschätze verbreiten sich durch die Podcasts in der ganzen Welt - und dies gratis, über iTunes", freut sich Luca Roth. Er hat bereits Pläne zur Finanzierung und ist auf der Suche nach Sponsoren für die Gemälde-Vertonungen. Vorerst soll monatlich ein Bild der Ausstellung im Museum Oskar Reinhart als Audio-Version zur Verfügung stehen.


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