Gartners Virtualisierungs-Test 12.08.2016, 13:48 Uhr

VMware führt on-premise - Microsoft ist Zweiter - Citrix/Red Hat stark in der Cloud

VMware behauptet seine Technologieführerschaft, aber Microsoft holt stark auf. Citrix und Red Hat punkten mit Kostenlos-Angeboten. Die Cloud wird den Markt komplett verändern.
Von Server- und Storage-Virtualisierung muss man niemanden mehr überzeugen. Es locken Vorteile wie Flexibilität, Agilität, Skalierbarkeit und eine optimale Ausnutzung der Hardware-Ressourcen. Laut Gartner sind daher 80 Prozent der x86-Server-Workloads bereits virtualisiert. Unternehmen greifen jedoch je nach Use Case und Preismodell zu unterschiedlichen Lösungen, oder fahren eine Multi-Vendor-Strategie. In den Firmen dominiert immer noch der Marktführer VMware, hat aber an Vorsprung eingebüsst. Microsoft holt mit Hyper-V auf.
Mit dem Vormarsch der Cloud verschiebt sich allerdings das Geschäft, und Cloud-Provider greifen gerne zu Citrix' Xen-Technologie. Citrix dominiert die Cloud, und Red Hat prescht mit OpenStack und seinen Open-Source-Betriebssystem Red Hat Enterprise Linux (RHEL) nach vorn.

VMware - der ewige Marktführer

VMware hat Anfang 2015 die neue Version seines 'Betriebssystems der Cloud' - vSphere 6.0 - auf den Markt gebracht und konnte damit seinen Technologievorsprung zwar nicht ausbauen, aber halten. VMware bleibt Virtualisierungs-Marktführer. Kunden seien im allgemeinen sehr zufrieden mit den Lösungen und dem Support, so Gartner.  Allerdings reissen die Mäkeleien wegen zu hoher Preise und eines drohenden Vendor Lock-in nicht ab. Als Marktführer ist VMware ausserdem stärker als die Konkurrenz von einer Abkühlung des Virtualisierungsmarktes betroffen. 80 Prozent der x86-Server sind bereits virtualisiert, der Markt habe seinen Höhepunkt überschritten, urteilt Gartner. Grosse Unternehmen halten VMware die Stange, aber kleine Unternehmen, die in ihrer Virtualisierungsstrategie noch nicht so weit fortgeschritten sind, greifen tendenziell lieber zu Microsofts Hyper-V. Auch das starke Wachstum der IaaS-Cloud-Provider spielt eher dem Konkurrenten Citrix in die Hände. VMware dominiert zwar den Unternehmens- und Grosskundenmarkt, hat aber in der Cloud einen wesentlich kleineren Marktanteil. Die Software-Perle der EMC-Gruppe wird demnächst in die Hände von Michael Dell übergehen, als Teil des Mega-Infrastrukturanbieters 'Dell Technologies'. Michael Dell hat angekündigt, die Virtualisierungsfirma weitgehend eigenständig weiterführen zu wollen. VMware Stärken: VMware ist Technologieführer und investiert stark in Forschung und Entwicklung. Das Unternehmen dominiert den On-Premise-Markt für Infrastruktur-Virtualisierung. Kunden sind zahlreich und sehr zufrieden mit den Lösungen. VMware Schwächen: VMware lässt sich seine sehr guten Lösungen auch etwas kosten. Kunden kritisieren die zu hohen Preise, und VMwares Technologievorsprung schmilzt. Ausserdem hat der On-premise-Markt für Virtualisierungslösungen seinen Höhepunkt überschritten. Das bedroht VMwares Geschäftsmodell. Nächste Seite: Stärken und Schwächen von Microsoft

Microsoft holt weiter auf

Die niedrigen Preise sprachen schon immer für Microsofts Hyper-V und gegen VMware. Trotzdem hat VMware, Gartner beruft sich auf Feedbacks von Kunden, immer noch einen Technologievorsprung. Kunden kritisieren bei Microsoft die längere 'Downtime', die man für die Einrichtung der Lösung einplanen muss. Microsoft ist ausserdem operational komplexer, und die Hochverfügbarkeit insbesondere beim Failover hat laut Kunden kleine Defizite. Mit dem neuen Release Windows Server 2016, das Ende dieses Jahres auf den Markt kommen soll, will Microsoft diese Probleme adressieren. Microsoft konnte bislang nur sehr wenige VMware-Kunden dazu bewegen, auf die eigene Lösung zu migrieren. Aber viele Kunden fahren sowieso eine Multi-Vendor-Strategie, und Microsoft bleibt die beliebteste zweite Wahl - mit Potenzial nach oben. Microsoft Stärken: Microsofts Virtualisierungslösung ist kostengünstiger als der Konkurrent VMware. Ausserdem hat das Unternehmen viele Kunden, die bereits Windows Server installiert haben oder sogar eine Windows-only-Strategie verfolgen. Dazu zählen viele KMU. Ausserdem forciert der Anbieter die Integration zwischen Hyper-V, der Management-Plattform System Center und der Azure-Cloud und wird von Synergie-Effekten profitieren. Microsoft Schwächen: Die VMware-Landschaften von Grosskunden auf die eigene Plattform zu migrieren ist ein schwieriges Unterfangen. Microsoft hat kaum Expertise im Large-Scale-Grosskundenmarkt. Ausserdem wird die Konkurrenz aus dem Open-Source-Lager immer stärker: Citrix (Xen)  und Red Hat (RHEL/OpenStack) punkten gerade im Cloud-Anbietermarkt, und genau dorthin geht der Trend. Nächste Seite: Die Cloud liebt Citrix Xen

Citrix - die Cloud liebt Xen

Anfang des Jahres übernahm der Ex-Microsoft-Manager Kirill Tatarinov das Steuerruder bei Citrix. Seitdem hat Citrix einen massiven Reorganisationsprozess durchlaufen, hat sich von seiner GoTo-Produktserie getrennt und will sich stärker auf seine Kernkompetenzen konzentrieren. Dazu gehört die Desktop-Virtualisierung mit XenApp und XenDesktop, wo Citrix immer noch den Markt anführt. In kleinen und mittleren Firmen soll ausserdem - laut Citrix - die Server-Virtualisierungslösung XenServer gerne eingesetzt werden, oft in Kombination mit XenDesktop 7.6 und höher. Kostengründen mögen dafür ausschlaggebend sein, denn der XenServer ist, im Gegensatz zur teuren VMware, kostenlos.  Infrastruktur-Cloud-Anbieter (IaaS) - zum Beispiel die Amazon Web Services - setzen ausserdem gerne Xen-Texhnologie von Citrix ein. Citrix Stärken: XenServer ist kostenlos, wenn auch technisch nicht so überzeugend wie die Lösungen der Konkurrenz. Besonders Telkos und Cloud-Service-Anbieter, die viel Technologiekompetenz im eigenen Haus haben, greifen gerne auf Xen zurück. Citrix Schwächen: Citrix müsste seinen XenServer plus Support weiter ausbauen, um eine grössere Marktdurchdringung zu erreichen. Ausserdem werden Open-Source-Anbieter (KVM) wie Red Hat immer stärker, bei denen Lizenzgebühren ebenfalls entfallen. Nächste Seite: Diese Mega-Trends prägen den Markt

Red Hat - der Visionär

Red Hat hat Boden gut gemacht und ist vom Nischen-Player zum Visionär avanciert. Ein Trumpf ist die starke Integration von KVM, dem HyperVisor, und der offenen Lösung OpenStack. Trotzdem sei Red Hat - von Private-Cloud-Installationen abesehen - laut Gartner keine echte Konkurrenz für VMware. Das Primärziel bleibt, Linux-Kunden (RHEL - Red Hat Enterprise Linux) mit einer Virtualisierungslösung auszustatten. Strategisch ist Red Hat in einer ähnlichen Situation wie Microsoft: Microsoft zielt primär auf Windows-Kunden, Red Hat auf RHEL-Kunden. Red Hat Stärken: Red Hat hat eine loyale RHEL-Kundschaft und offeriert mit CloudForms ein Management-Layer für heterogene Cloud-Infrastrukturen - Open-Source- und kommerzielle Lösungen. Besonders die verstärkte Interoperabilität mit Microsoft bewerten die Analysten positiv. Red Hat Schwächen: Ein Grossteil der RHEL-Kunden benutzt VMware als Virtualisierungsplattform, und VMware ist schwierig zu ersetzen. 

Zwei Mega-Trends prägen den Markt

Der Markt der x86-Server-Virtualisierung wird von zwei mächtigen Trends beherrscht: Infrastruktur-Modernisierung und Cloud Computing. Server-Virtualisierung bietet einige riesige Vorteile: Hardware-Ressourcen werden besser ausgenutzt, die Kosten reduziert, die Energie-Effizienz verbessert. Ausserdem erhöht sich die Geschwindigkeit, mit der neue Ressourcen bereit gestellt werden können. Der Markt verschiebt sich allerdings von On-Premise-Installationen hin zur Cloud. Laut Gartner wächst der IaaS-Cloud-Markt (Server + Storage + Netzwerk) zwischen 60 und 70 Prozent pro Jahr. Etwa 15 Prozent aller Virtuellen Maschinen stellen Public-Cloud-Anbieter bereit. 2011 waren es erst drei Prozent. Etablierte Virtualisierungsanbieter wie VMware werden sich darauf einstellen müssen, oder langfristig Marktanteile verlieren.



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