Swisstopo 22.12.2011, 10:41 Uhr

Streit um Geodaten

Kartendaten der Schweiz sollen nach dem Jahreswechsel zu viel höheren Preisen als anhin kommerziell genutzt werden dürfen. Bei den Abnehmern herrscht Unverständnis.
Wanderkarten rufen Benutzer auf «Map+» inklusive der Points of Interest ab
Auf dem Portal «Map+» konnten Benutzer bis anhin Wanderkarten für die Schweiz abrufen. Das Kartenmaterial stammte vom Bundesamt für Landestopografie, Swisstopo. Der Betreiber Tydac aus Bern zahlte dafür einen Betrag von rund 4700 Franken pro Jahr. Nach dem Jahreswechsel will Swisstopo gemäss dem neuen Geoinformationsgesetz bis zu zehn Mal höhere Gebühren für die kommerzielle Nutzung der Karten berechnen. «Der Betrag ist gesetzlich festgelegt und dient dazu, die Kosten zu denken», sagte Jean-Philippe Amstein, Direktor des Bundesamts für Landestopografie, an einem Anlass in Bern am Mittwoch. Swisstopo hat gemäss Amstein jährliche Kosten von rund 30 Millionen Franken. Die Hälfte würde durch die Leistungsverrechnung mit behördlichen Stellen gedeckt. Weitere 10 Millionen Franken stammten aus der Anwendungen von Bund, Kantonen, Gemeinden und der Wirtschaft. Die verbleibenden 5 Millionen sind Gebühren, die Swisstopo kommerziellen Anbietern für die Nutzung des Kartenmaterials berechnet. Letzterer Betrag sinke, so Amstein. Tiefere Einnahmen dürften bei Swisstopo auch in geringeren Ausgaben resultieren. Die Mehrzahl der circa einer halben Milliarde digitalisierten Karten liegen auf den 20 Servern in Wabern vor den Toren Berns. Weitere 40 Grossrechner betreibt der US-amerikanische Anbieter Amazon. Die Auslastung der Amazon-Rechner bezahlt das Bundesamt nur bei Bedarf – eine typische Cloud-Anwendung. Nächste Seite: Google keine Alternative
Um einen Profit durch das Cloud-Bezahlmodell von Swisstopo geht es Tydac-Geschäftsleiter Flavio Hendry allerdings nicht. In einer Aufsichtsbeschwerde (PDF) an die Adresse von Bundesrat Ueli Maurer sieht Tydac Verstösse gegen das Geoinformationsgesetz und das Kartellgesetz durch das Bundesamt für Landestopographie. Swisstopo wird darin «willkürliche Gesetzesinterpretation» und der Versuch der «Abzocke» vorgeworfen. Zu den Geodaten des Bundesamts gäbe es laut Geschäftsleiter Hendry keine Alternative. Google offeriere seine Karten zwar für einen Bruchteil der Kosten von Swisstopo, dort fehlten aber weitestgehend die Angaben zu «Points of Interest», etwa Bahnhöfe, Hotels, Jugendherbergen, SAC-Hütten, Seilbahnen oder Touristeninformationszentren. An dem Anlass in Bern reagierte Swisstopo-Direktor Amstein gelassen auf die schweren Anschuldigungen. Er wies auf die Notwendigkeit seiner Dienststelle hin, geltendes Recht anwenden zu müssen. Der Veranstalter des Abends, die Parlamentarische Gruppe Digitale Nachhaltigkeit, kündigte an, sich des Anliegens anzunehmen und zur Lösung des Disputs beizutragen.



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