19.04.2007, 08:43 Uhr

Fusionsschmerzen überwunden

Die Satisloh in Baar war aus der Fusion zweier Unternehmen entstanden. Bei der Integration erwies sich die mangelhafte Nutzung des dezentralen Wissens der beiden Firmen als Hemmschuh. Abhilfe brachte ein Produktkonfigurator, über den eine einheitliche Wissensbasis aufgebaut werden konnte.
Dominik Suter, Mitglied des Executive Teams von Satisloh, setzt voll auf -Automatisierung - auch bei den internen Prozessen des Unternehmens.
Ein hoher Grad an Automatisierung ist in der Maschinenbaubranche ein unabdingbares Gut. Das gilt auch für die in Baar ansässige Satisloh, die sich auf Optikmaschinen, etwa für die Linsenherstellung, spezialisiert hat. Auch sie setzt auf Automatisierung - bis hin zur Verbesserung interner Prozessabläufe. Hierzu vertraut die Firma auf einen Produktkonfigurator - eine Software, welche sowohl einen aktiven Know-how-Transfer als auch die transparente Abbildung aller Produkte gewährleistet.

Konzernwissen gebündelt

Anlass für deren Einführung war die im Jahr 2005 erfolgte Fusion der Schweizer Satis Vacuum mit der deutschen Loh Optical Machinery zur Satisloh. Zwar brachte die Fusion eine hervorragende Ergänzung der Produkte. Doch neben den Unternehmenskulturen galt es auch, das voneinander unabhängige Expertenwissen beider Firmen zu bündeln. Aus zwei bis anhin strategisch getrennten Bereichen, den Verfahren zum Schleifen von Brillengläsern und jenen zu deren Beschichtung, sollte einer werden. Zudem sollten alle Produktpaletten künftig über die gleichen regionalen Kanäle vertrieben werden.

Entscheidungsgrundlage

In Baar entschied man sich zur Lösung des Problems für einen Produktkonfigurator, mit dessen Hilfe sich eine einheitliche Wissenbasis aufbauen lässt. Laut Dominik Suter, Mitglied des Executive Teams bei Satisloh, sollten die Optikspezialisten in die Lage versetzt werden, ihre Offerten schneller und in besserer Qualität zu erstellen. Zudem sollten die Angebote optisch ansprechend gestaltet sein.
Hierfür musste die Software vier Kriterien genügen. Erstens fokussierte man sich bei der Anbieterauswahl auf deutsche Firmen - denn die IT-Abteilung von Satisloh ist im deutschen Wetzlar angesiedelt. Zweitens sollte die Software in das bestehende SAP-Backend integriert werden, drittens weltweit einsetzbar und viertens für einen KMU-Betrieb wie die Satisloh, die derzeit 430 Mitarbeiter beschäftigt, auch bezahlbar sein.

Drei Anbieterinnen in der Wahl

Dominik Suter: «Wir suchten nach einer anwenderfreundlichen Lösung, die alle notwendigen Informationen und Funktionen auf einer Oberfläche bietet - und die sehr einfach zu bedienen ist.» Mit der Münchner Planware, SAP und der Stuttgarter Camos kamen drei Lieferantinnen in die engere Wahl, welche allesamt Programme für die Angebotserstellung beim Vertrieb variantenreicher Maschinen und Anlagen anbieten.
«Der Entscheid fiel letzendlich zu Gunsten des Programms «Configurator» von Camos aus», erklärt Suter. «Die Software erlaubt es unseren Vertriebsmitarbeitern, technisch korrekte und -exakt kalkulierte Angebote für alle Satisloh-Maschinen zu erstellen, ohne dass sie sich Expertenwissen aneignen müssen.»

Schlüssiges Gesamtpaket

Da Satisloh in Wetzlar neben der unternehmensweiten IT auch ihre grösste Produktionsstätte unterhält, sei Camos unter anderem wegen der garantierten Präsenz vor Ort gewählt worden, sagt Suter. Zudem stellte mit der Camos-Applikation die SAP-Integration kein Problem dar. Und auch die weltweite Anbindung ist gewährleistet. «Die Anwender können sich ohne Umstände von überall online einloggen», bestätigt Suter. Da Satisloh mit der Software zudem eine schlüsselfertige Lösung inklusive Knowledge-Engineering übernahm, hielten sich auch die Kosten in Grenzen. Inklusive Lizenzgebühren und Beratungen für das erste Release kostete die Software rund 200000 Franken. Inbegriffen ist dabei - entgegen der Branchenpraxis - dass Camos das Einlesen und die Pflege der Systeme verantwortet.
«Zusätzlich fiel die Entscheidung für Camos aufgrund von Erfahrungen und Referenzen aus vergleichbaren Betrieben», erklärt Suter. So setzt etwa die Winterthurer Rieter Textile Systems das Camos-Programm erfolgreich ein. Für Suter deshalb eine wichtige Referenz, weil die Spezialistin für Kunststoffverarbeitungsmaschinen vergleichbar komplexe Produkte anbietet wie Satisloh.
Trotz aller Vorabklärungen wollte Suter sicher gehen, dass das, was die IT-Experten überzeugt, auch praxistauglich ist. Deshalb stellte er «Configurator» auf die Probe.

Harte Testphase vor dem Kauf

Suter: «Im Rahmen eines Prototypen-Workshops - quasi als Showcase für unsere Mitarbeiter - bildeten wir eine komplette Maschine in der Software ab, hinterlegten alle Komponenten und Regeln zu deren Kombinationen und prüften eingehend, ob wir unsere Produkte auf dieser Basis tatsächlich korrekt konfigurieren können. Dabei stand selbstredend eine unserer komplexesten Anlagen im Test.» Dabei stellte sich heraus, dass die Applikation über das geforderte Potenzial verfügt. «Das Expertenwissen liess sich gebündelt verwalten und stand personenunabhängig zur Verfügung», resümiert Suter.
Allerdings sahen zunächst nur die Mitarbeiter im Vertrieb den Nutzen, während die Produktmanager sehr reserviert reagierten. «Sie sahen viel Arbeit auf sich zukommen - schliesslich galt es, das gesamte Wissen über alle Maschinen ins Tool einzulesen und vor allem dort auch zu pflegen», erinnert sich Suter. «Im Verlauf der viermonatigen Projektarbeit hat sich diese Skepsis aber gelegt und zwischenzeitlich hat sich «Configurator» bewährt.
Entscheidungshilfe

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Satisloh

Der 430 Mitarbeiter zählende Maschinenbauer beliefert die optische Industrie mit Maschinen für die Bearbeitung und Beschichtung von Brillengläsern. Mit 16 Niederlassungen und 11 Repräsentanten ist Satisloh in 23 Ländern präsent, der Hauptsitz ist Baar. Das Unternehmen hat den Umsatz im Geschäftsjahr 2006 um 22 Prozent auf 242,3 Millionen Franken gesteigert. Satisloh ist im Besitz der Schweizer Technologies Group in Horgen.
Volker Richert



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