Dunkle Wolken am Horizont

Konjunkturbarometer zeigt nach unten

Obwohl die Prognosen auf eine weiterhin gesunde Schweizer Wirtschaft hindeuten, steigen doch auch dunkle Wolken am Horizont auf. Zumindest bekommt man diesen Eindruck, wenn man sich das Konjunkturbarometer betrachtet, das die KOF monatlich berechnet und veröffentlicht. Dieses zeigt seit September 2018 nur in eine Richtung, nämlich nach unten (vgl. Grafik auf Seite 8).
Lag das Konjunkturbarometer im Herbst 2018 noch bei über 100 Punkten, fiel es im Januar 2019 auf 96,2 und im Fe­bruar 2019 gar auf 92,4 Punkte. Gemäss KOF ist dieser markante Rückgang auf negative Impulse aus dem ver­arbeitenden Gewerbe zurückzuführen. Aber auch andere Branchen trügen mittlerweile zur Stimmungseintrübung bei.
«Die Konjunkturentwicklung wurde in den vergangenen beiden Jahren sehr wesentlich durch das verarbeitende Gewerbe getragen», erklärt Klaus Abberger, Bereichsleiter Konjunkturumfragen an der KOF, auf Anfrage von Computerworld. «Dieses dürfte in der nächsten Zeit an Schubkraft verlieren», ergänzt er im Zusammenhang mit besagter Branche.
Klaus Abberger, KOF: «Die Konjunktur wird sich spürbar verlangsamen»
Quelle:

ETHZ

Auch der Handel in der Schweiz sorgt für Sorgenfalten bei den Konjunkturforschern. «Speziell die Detailhändler erwarten auch für die nahe Zukunft gemäss den KOF-Konjunkturumfragen keine umfassende Wende zum Guten», analysiert Abberger.
Schliesslich deute der Abwärtstrend des KOF-Konjunkturbarometers auf eine Abkühlung der Schweizer Konjunktur hin. «Die Konjunkturentwicklung wird sich daher in ihrer Grunddynamik spürbar verlangsamen, was wir bereits im Dezember 2018 prognostiziert hatten», bekräftigt Abberger. «Inwiefern wir diese Prognose noch einmal korrigieren, werden wir in einer Gesamtschau aller Daten gegen Ende März beurteilen», fügt er an.

Viele internationale Risiken

Ein wachsames Auge sollten Schweizer Unternehmen auch auf die internationalen Konjunkturentwicklungen werfen. Denn gerade eine weltweite Wachstumsabschwächung führt zu einem Rückgang der Schweizer Exporte, wie das SECO und die KOF in der zweiten Hälfte 2018 beobach­teten.
Die zwischenzeitliche Aufwertung des Frankens hemmte den Aussenhandel zusätzlich und beeinträchtigte auch den Detailhandel, da dies einen zunehmenden Einkaufstourismus im grenznahen Ausland zur Folge hat. Doch schlimmer wirken sich derzeit diverse internationale Unwägbarkeiten aus. Diese könnten sich nämlich schnell in handfeste Probleme für die Schweizer Wirtschaft verwandeln.
Laut KOF überwiegen für die Weltkonjunktur derzeit klar die negativen Risiken. So könnte sich der Handelsstreit zwischen den USA und anderen wichtigen Wirtschaftsräumen verschärfen, was zu einem Abschwung der Weltkonjunktur und des globalen Handels führen könnte. Eskaliert der Streit, wäre gemäss aktueller Analyse des SECO auch der Schweizer Aussenhandel betroffen. Zudem könnte die Investitionstätigkeit der Firmen in Mitleidenschaft gezogen werden.
Ebenfalls ein Unsicherheitsfaktor ist die hohe Verschuldung diverser europäischer Länder, deren Auswirkungen derzeit noch geldpolitisch in Schach gehalten werden. Sollte es hier zu einem stärkeren Zinsanstieg kommen, könnten gemäss SECO insbesondere Schwellenländer erneut von Kapitalabflüssen und Währungsturbulenzen betroffen sein. Der Schweizer Franken als klassische Fluchtwährung würde dann wieder zu stark werden mit entsprechenden bremsenden Wirkungen für den Aussenhandel.
Schliesslich hängt der Brexit wie ein Damoklesschwert über der Weltwirtschaft. Denn bis zur Niederschrift dieses Artikels, ist es nach wie vor offen, wie sich das Verhältnis zwischen der Europäischen Union (EU) und Grossbritannien nach dem offiziellen Ausstiegsdatum des Vereinigten Königreiches Ende März 2019 gestalten wird.
Ein harter Brexit, also ein Austritt Grossbritanniens aus der EU ohne Abkommen, wäre eine weitere Verwerfung, welche die internationale Konjunktur laut Wirtschaftsexperte Abberger zusätzlich beeinträchtigen und sich auf die Schweizer Produzenten auswirken würde. «Schweizer Vorprodukte und Investitionsgüter würden dann weniger stark nachgefragt», befürchtet er.
Zudem dürften auch Konsumgüter nicht mehr einen solch starken Absatz finden. «Ein harter Brexit würde daher weniger auf direktem Wege auf die Schweiz wirken, sondern eher über eine weitere Abkühlung in verschiedenen für die Schweiz wichtigen Volkswirtschaften», lautet Abbergers Analyse.
Letztlich sorgt gemäss SECO das Verhältnis zwischen der Schweiz und der EU für eine gewisse Unsicherheit, so etwa im Zusammenhang mit den Verhandlungen zum Rahmenabkommen. Sollten sich die Beziehungen zur EU deutlich verschlechtern, könnte auch dies die Investitionstätigkeit der Unternehmen belasten, befürchtet das SECO.
Doch das Ausland hat nicht nur Risiken, sondern auch Chancen für eine helvetische Kulturbelebung parat. So könnten die in letzter Zeit gesunkenen Erdölpreise die Konjunktur bei uns und weltweit befeuern.



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