Nach schwächerem Schlussquartal 29.01.2019, 15:37 Uhr

SAP will für den Cloud-Kampf Ballast abwerfen

Bei SAP verlangsamte sich das Cloud-Wachstum zum Jahresende. Ein Restrukturierungsprogramm, das über 4000 Angestellten den Job kosten wird, soll den Konzern nun fit für den Fight gegen Salesforce, Oracle und Co. machen.
CEO Bill McDermott will neue Mitarbeitende an Bord holen, um gegen die Konkurrenz zu bestehen
(Quelle: SAP / Wolfram Scheible)
Der deutsche Softwareriese SAP will sich mit einem Restrukturierungsprogramm fit für den Wettbewerb im Cloud-Geschäft machen. Laut einer Sprecherin sollen über 4'000 Arbeitsplätze gestrichen werden. Inwiefern SAP Schweiz davon betroffen ist, steht noch nicht fest. Mitarbeitern werde die Frühpensionierung angeboten, kündigte Firmenchef Bill McDermott am Dienstag bei der Vorstellung der Jahresbilanz an. «Es geht nicht darum, Kosten zu sparen. SAP ist ein Wachstumskonzern.» Letztlich werde SAP in einem Jahr wohl 105'000 Mitarbeiter zählen. Ende 2018 waren es knapp 96'500 Beschäftigte.
Derzeit gehe man davon aus, dass im Rahmen des Restrukturierungsprogramms weltweit etwa 4'400 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen würden, sagte Stephanie Freise, Unternehmenssprecherin von SAP Schweiz auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. Die grössten Auswirkungen würden in Deutschland und in den USA erwartet. Hinzu kämen das restliche Europa und Amerika sowie Afrika, Asien und Australien/Neuseeland. Die Gespräche mit den Sozialpartnern hätten gerade erst begonnen, daher könne sie zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Details nennen, auch nicht heruntergebrochen auf einzelne Länder wie die Schweiz, sagte die Sprecherin weiter. «Wo neue Arbeitsplätze entstehen, planen wir, zuerst SAP-Mitarbeiter zu berücksichtigen.»

Marge enttäuscht

Neue Mitarbeiter, die SAP einstellen will, sollen dem Unternehmen helfen, den Wandel zu einem Anbieter von Mietsoftware über externe Server zu vollziehen und im Wettbewerb mit den stark investierenden US-Konzernen Salesforce, Workday und Oracle zu bestehen. «Wir sind der weltgrösste Cloud-Konzern gemessen an den Kunden», sagte der 57-jährige Amerikaner, der SAP seit gut zehn Jahren führt.
Am Aktienmarkt kamen vor allem die Jahresbilanz und der Ausblick von SAP nicht gut an. Die Aktie gehörte mit einem Minus von 2,6 Prozent zu den grössten Verlierern im Leitindex Dax. Analysten der DZ Bank fanden vor allem den Ausblick für das laufende Jahr konservativ und die Entwicklung der Marge nicht zufriedenstellend. Während der Konzern bei Umsatz und Betriebsgewinn seine im vergangenen Jahr dreimal angehobenen Prognosen erfüllen konnte, war dies bei der am Aktienmarkt vielbeachteten Marge nicht der Fall.
Der Jahresumsatz kletterte 2018 währungsbereinigt um elf Prozent auf 25,96 Milliarden Euro (rund 28,5 Milliarden Schweizer Franken) – im Oktober hatte SAP Erlöse von mindestens 25,2 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Das Betriebsergebnis wuchs um zehn Prozent auf 7,48 Milliarden Euro, hier hatte das Unternehmen mindestens 7,425 Milliarden Euro angepeilt.

Neue Cloud-Buchungen verlieren an Fahrt

Im vierten Quartal büssten vor allem die für das zukünftige Geschäft entscheidenden neuen Cloud-Buchungen an Dynamik ein. Sie stiegen währungsbereinigt nur noch um 23 Prozent, nachdem es im Vorquartal noch zu einem Plus von 37 Prozent gereicht hatte. «Fluktuation ist absolut normal», sagte Finanzchef Luka Mucic. McDermott sagte: «Wir können keinen Gegenwind ausmachen.» McDermott gab sich auch angesichts der Zukäufe gewohnt siegessicher: «Wir werden gewinnen.» Im laufenden Jahr soll das Betriebsergebnis maximal um 11,5 Prozent auf acht Milliarden Euro zulegen. Einen Ausblick auf den Umsatz will SAP nicht mehr geben, er soll allerdings «etwas geringer» als das Betriebsergebnis wachsen. Das soll laut McDermott auch über «gut gemanagte Ausgaben» gelingen.
Angesichts der zunehmenden Digitalisierung und einfacherer Wartungsmöglichkeiten verzichten immer mehr Firmen darauf, teure Softwarelizenzen zu erwerben. Sie kaufen stattdessen flexiblere Web-Abos, die in der Regel monatlich bezahlt werden und nicht einmalig. Dadurch verteilen sich Gewinne auf einen längeren Zeitraum, was bei SAP angesichts hoher Investitionen seit vielen Quartalen die operative Marge belastet.



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