New Economy, Dotcom-Blase, Globalisierung 13.04.2018, 13:10 Uhr

Aus stürmischer See in ruhige Gewässer

Mit seiner früheren Firma PPC durchkreuzte Peter Weber stürmische Zeiten. Heute schippert er bei GS Swiss PCB in ruhigeren Gewässern – auch bei der Zürichsee Schifffahrtsgesellschaft.
Peter Weber führte die frühere PPC durch die New Economy und die Dotcom-Blase
(Quelle: Samuel Trümpy)
Der Hobbykapitän Peter Weber ist heute wieder in ruhigen Fahrwassern unterwegs. Als Technologie-Leiter der Hightech-Firma GS Swiss PCB ist seine Hauptaufgabe, qualitativ hochwertige und zuverlässige Leiterplatten zu liefern. Tönt nach einem soliden Geschäft. Ist es auch. Als Inhaber der früheren PPC Electronic wähnte sich Weber in einer ähnlichen Situation. Dann platzte die Internetblase, die Globalisierung schwappte in die Schweiz und der Franken stürmte in ungeahnte Höhen.
Computerworld: Was ist das Kerngeschäft der Küssnachter GS Swiss PCB?
Peter Weber: GS Swiss PCB ist spezialisiert auf die Produktion von miniaturisierten flexiblen Leiterplatten. Seit 1981 beliefern wir die globalen Anbieter von Medizinaltechnik. Mit 170 Mitarbeitern erwirtschaftet GS einen Umsatz von etwa 40 Millionen Franken. Alleinstellungsmerkmale von GS sind die enorme Miniaturisierung, die hohe Qualität und Zuverlässigkeit der Produkte sowie die kompetente Beratung beim Kunden vor Ort. Diese Kombination erlaubt GS die Fertigung exklusiv in der Schweiz. Küssnacht am Rigi ist der einzige Standort. Insbesondere in Südostasien gibt es Tausende Leiterplattenhersteller. Sie liefern ebenfalls gute Produkte. Allerdings benötigen die Kunden aus der Medizinaltechnik zwingend die hohe Zuverlässigkeit der Leiterplatten. Die können wir liefern, auch wenn wir etwas teurer sind als die Wettbewerber. Daneben wollen die Kunden Kontinuität in der Lieferantenbeziehung, da die Freigabeprozesse für die Leiterplatten extrem aufwendig sind. Ein Wechsel zu einem anderen Lieferanten würde grossen Aufwand bedeuten.
CW: Die Medizinaltechnik ist ein weites Feld. Welchen Kunden liefert GS die Leiterplatten?
Weber: Kunden kann ich nicht nennen. Die meisten Abnehmer entwickeln und verkaufen Hörhilfen. Ein australischer Anbieter stattet beispielsweise seine patentierten Implantate mit unseren Leiterplatten aus. Aber auch in der Schweiz, in Nordeuropa und den USA haben wir Kunden. Die Technologie entwickelt sich sehr schnell weiter, die Geräte werden immer kleiner (und komplexer) und die Menschen immer älter. Das Geschäft von GS läuft sehr gut.
CW: Gibt es Produkte jenseits der Hörhilfen?
Weber: Ja. Weitere Geschäftsbereiche sind Leiterplatten für Implantate, darunter Blut- und Schmerzmittelpumpen, Defibrillatoren und Herzschrittmacher. Heute wird schon sehr viel Elektronik implantiert.
CW: Die Elektronik unter der Haut war lange Jahre noch eine Zukunftsvision.
Weber: Eine Zukunftsvision ist es definitiv nicht mehr. Heute werden schon die verrücktesten Sachen implantiert. Zum Beispiel ein Impulsgeber für den Zungenmuskel, der das Schnarchen verhindern kann. [lacht]
CW: Inwieweit ist GS Swiss PCB an der Entwicklung solcher Produkte beteiligt?
Weber: Die Kunden kommen mit Produktideen auf GS zu. Dann beraten wir die Unternehmen bei der Materialauswahl, beim Leiterplattenlayout und beim Entwickeln des Prototyps. Nach erfolgreichen Tests und dem Auftrag des Kunden geht die Platte in Serie.
Zur Person
Peter Weber
ist seit 2012 Head of Technology bei GS Swiss PCB. Zu seinem Verantwortungsbereich zählen Forschung und Entwicklung, Produkt- sowie Prozess-Engineering, Einkauf und die IT. In den Jahren zuvor war er CEO und Mitinhaber von PPC Electronic. Das heute insolvente Unternehmen aus Cham stellte Leiterplatten für die Telekommunikationsindustrie her. Daneben ist Weber seit 2000 ehrenamtlich Präsident der Zürichsee Schifffahrtsgesellschaft.



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