Im Office von Beat Bussmann 31.05.2019, 08:30 Uhr

«Wir haben Raum für 100 zusätzliche Arbeitsplätze»

In unserer Rubrik «Im Office von» geben Exponenten der Schweizer ICT einen Einblick in ihren beruflichen Alltag. Diesmal spricht Beat Bussmann, CEO beim Softwarehersteller Opacc, über sein Arbeitsmotto und sein Erfolgsrezept bei der Rekrutierung von Fachkräften.
Beat Bussmann ist CEO beim Innerschweizer Softwarehersteller Opacc
(Quelle: Opacc)
Computerworld: Wie starten Sie in den Tag?
Beat Bussmann: Nach der Morgendusche geht es an den Frühstückstisch. Dort gibts einen Kaffee (obwohl ich im Entlebuch geboren wurde ohne Lutz), dazu die NZZ. Eine Zeitung, die bis heute weitgehend vom Nachdrucken un­recherchierter Texte verschont geblieben ist.
CW: Büro oder Home Office. Wo arbeiten Sie lieber?
Bussmann: Eindeutig in meinem Büro auf dem Opacc Campus in Rothenburg. Hier sind alle und alles in Gehdistanz. Home Office mache ich selten, meistens am Wochenende.
CW: Auto oder ÖV. Wie kommen Sie in die Firma?
Bussmann: Mit dem Auto.
CW: Was machen Sie zuerst im Büro?
Bussmann: Jeden Tag habe ich zwei Blöcke für das Schreiben und Beantworten von E-Mails reserviert. Einer davon ist gleich am Morgen nach Arbeitsbeginn. Dies natürlich nur, wenn keine Meetings oder externen Termine anstehen.
CW: Arbeiten Sie im Einzelbüro oder im Open Space?
Bussmann: Ich habe das Privileg eines Einzelbüros, jedoch mitten im Gebäude. So kann ich zahlreiche Zweiermeetings in meinem Büro abhalten und muss mich nicht um die Reservation von Meetingräumen kümmern.
CW: Wie planen Sie Ihren Tag?
Bussmann: Regelmässige Meetings und Termine plane ich ein Jahr im Voraus und packe sie in möglichst wenige Tage pro Monat. So bleibt dazwischen genügend Zeit für konzentriertes Arbeiten und Kundentermine. Die Feinplanung erfolgt im Wochenrhythmus. Dabei bereite ich auch gleich alle anstehenden Aufgaben vor.
CW: Welche Tools und Apps sind essenziell für Ihren Job?
Bussmann: Das wichtigste Werkzeug ist OpaccERP. Damit steuern wir unser Unternehmen, sprich den Einsatz der personellen und finanziellen Ressourcen. So weiss ich mit wenig Aufwand immer, auf wie vielen Touren der Motor läuft. Daneben natürlich auch Tools für E-Mails, die Textverarbeitung und wenn es sein muss auch Excel.
CW: Auf welche Technik warten Sie noch?
Bussmann: Ich warte auf die vielerorts bereits gesichtete künstliche Intelligenz, die mir schwierige und/oder un­angenehme Arbeit abnimmt und diese perfekt erledigt.
CW: Die grösste Herausforderung in Ihrem Job?
Bussmann: Die Priorisierung der verschiedenen und wechselnden Themen und Aufgaben. Es ist wichtig, diese Entscheidung jeweils wohlüberlegt zu treffen, um dann auch ohne Schaden daran festhalten zu können.
CW: Welcher ist Ihr bevorzugter Kommunikationskanal?
Bussmann: E-Mail, weil es auch asynchron funktioniert und deshalb effizient ist. Bei komplexeren Themen aber am liebsten immer noch der persönliche Austausch. Dieser ist nach wie vor durch nichts zu ersetzen.
CW: In wie vielen Meetings sitzen Sie pro Woche?
Bussmann: Die Anzahl schwankt und bewegt sich zwischen 10 und 15 Sitzungen.
CW: Worauf achten Sie bei Meetings?
Bussmann: Als Output-orientierter Mensch muss für mich bei jedem Meeting klar sein, was am Schluss als Ergebnis vorliegen soll. Wenn dazu noch die folgerichtig zu behandelnden Themen in einer sinnvollen Reihenfolge vorliegen, bin ich schon fast happy.
CW: Was stört Sie beim Arbeiten? Was sind Produktivitätskiller und wie vermeiden Sie diese?
Bussmann: Ein grosser Produktivitätskiller sind ungeplante Störungen. Diese haben wir bei Opacc mit organisatorischen Massnahmen im ganzen Unternehmen reduziert: Wir haben feste Zeitfenster für die Behebung ungeplanter Störungen, die wir Traffic Hour nennen. Dauer-Mailen haben wir durch E-Mail-Blöcke ersetzt. Auch helfen uns separate Arbeitsorte, an denen wir ohne Störung arbeiten können, wie unsere Bibliothek oder die Projektbüros.
CW: Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?
Bussmann: Kollegial fordern und selber liefern.
CW: Wie lautet Ihr Arbeitsmotto?
Bussmann: Output statt Input. Für mich steht das Ergebnis im Vordergrund. Darüber sollte man bereits beim Start eines Projekts eine klare Vorstellung haben. Der Weg dorthin ist dann automatisch schlank und rank. Schwierig wird es, wenn vor lauter Wie-Fragen das an­gestrebte Ergebnis aus dem Fokus verschwindet. Das kann in grösseren Organisationen mit für die Beteiligten kleinen Einzelaufgaben schnell passieren!
CW: Auf welche drei Eigenschaften achten Sie besonders bei Ihren Mitarbeitern?
Bussmann: Ich achte auf Leistungsbereitschaft, Fach­wissen und Freude an guter Arbeit.
CW: Inwieweit spüren Sie den Fachkräftemangel in der heimischen IT-Branche?
Bussmann: Wie überall gibt es auch in der IT weniger qualifizierte Fachkräfte, als wir es uns wünschen. Wir gehen davon aus, dass dies so bleiben wird, denn der Digitalisierungsdruck nimmt zu und Fachleute bleiben gefragt.
CW: Wie sieht Ihr Erfolgsrezept für die Rekrutierung von Fachkräften aus?
Bussmann: Es ist wichtig, dass man sich als Arbeitgeber klar positioniert. Dadurch zieht man Fachkräfte an, welche die Werte und Vorstellungen ihres Arbeitgebers teilen.
CW: Von welchen Websites, Blogs oder Print-Titeln holen Sie sich Informationen für den Job?
Bussmann: Wie es sich für meine Generation gehört, informiere ich mich am liebsten in Print-Medien. Ich lese alles, von der WOZ bis zur Weltwoche. Ab und zu studiere ich auch etwas Fachliteratur zur Digitalisierung.
CW: Wann oder wo haben Sie die besten Ideen?
Bussmann: Die erhalte ich im Austausch mit Kolleginnen und Kollegen sowie mit Kunden. Es ist nach wie vor immer inspirierend. Neue Gesichtspunkte, Vorstellungen und Anforderungen gegen das Bestehende abzugleichen, ist eine unerschöpflich sprudelnde Quelle für neue Ideen.
CW: Wer viel arbeitet, braucht viel Energie. Wie lautet Ihr Restauranttipp für den Lunch?
Bussmann: Ich fahre gerne zum Mittagessen in die Stadt Luzern und besuche das Restaurant Mekong im Hotel Astoria und geniesse die asiatische Bento Box. Ein schönes Lokal, eine sehr gute Küche sowie eine zügige und sympathische Bedienung.
CW: Wie fahren Sie nach der Arbeit runter?
Bussmann: Physisch mit meinem Tesla, mental beim Nachtessen mit der Familie.
CW: Wann gehen Sie schlafen?
Bussmann: Zwischen 23 und 24 Uhr.
CW: Wie laden Sie Ihre Batterien auf?
Bussmann: Ich liebe meine Arbeit und kann meine Batterien auch bei der Arbeit aufladen.
CW: Wenn Sie nochmal einen Beruf erlernen oder studieren würden, welcher wäre das?
Bussmann: In meiner Jugendzeit geschah die Berufswahl eher zufällig. So habe ich zunächst eine Lehre bei einer Bank absolviert und erst später studiert. Die Ausbildung bei der Bank würde ich in Zukunft durch eine «richtige» Arbeit ersetzen. Das Studium der Betriebswirtschaft würde ich aber wieder anschliessen.
CW: Wie sieht Ihr nächstes Projekt aus?
Bussmann: Nachdem wir im Herbst des letzten Jahres unseren neuen Opacc Campus endlich bezogen haben, möchte ich ihn mit zusätzlichen Kolleginnen und Kollegen ausfüllen und beleben. Wir haben hier in Rothrist noch Raum für fast 100 zusätzliche Arbeitsplätze.
Zur Person
Beat Bussmann
absolvierte eine Banklehre und studierte anschlies­send an der Fachhochschule Luzern Betriebswirtschaft. Danach arbeitete er bei Coopers & Lybrand (heute PwC), bevor er sich 1984 selbstständig machte. Der heute 60-Jährige gründete 1988 das Softwarehaus Opacc, wo er seither als CEO tätig ist. Der Hauptsitz von Opacc befindet sich in Rothenburg bei Luzern. Aussenstellen betreibt Opacc in Basel und im deutschen Nürnberg. Das Unternehmen beschäftigt über 130 Mitarbeitende.




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