«Für Manor ist die IT das Rückgrat»

Keine IT ohne interne Mitarbeiter vorstellbar

CW: Wenn Sie das Outsourcing auf die Spitze treiben: Können Sie sich eine IT vorstellen, die nur noch aus einem Juristen besteht, der SLAs aushandelt?
Guggenbühler: Ein klares Nein! Aus meiner Sicht hat die IT eines Unternehmens wie Manor generell zwei Aufgaben: erstens den Betrieb und zweitens Innovation sowie Projekte. Für den Betrieb – auch in der Cloud – finde ich pro­blemlos geeignete Partner. Dennoch sind interne Mitarbeiter notwendig, um die Anforderungen aus dem Business abzuholen, die Partner sowie Lieferanten zu steuern und Projekte zu koordinieren. Diese Aufgaben müssen nicht mehr wie früher vielleicht 80 Prozent der IT beschäftigen, aber sicher immer noch rund 50 Prozent. Die anderen 50 Prozent der IT-Mitarbeiter müssen Projekte bearbeiten, die das spezifische Business von Manor befördern.
Manors Markus Guggenbühler kann sich trotz Cloud keine IT ohne Mitarbeiter vorstellen
Quelle: Samuel Trümpy
CW: Aus der Business-Perspektive gefragt: Können Sie sich ein Warenhaus ohne Personal vorstellen? Allenfalls nach dem Vorbild der Avec Box.
Guggenbühler: Grundsätzlich finde ich die Avec Box eine gute und mutige Initiative von Valora, die dem Retail-Markt in der Schweiz neue Impulse gibt. Anhand solcher Beispiele können auch alle anderen Marktteilnehmer lernen, wie diese neuen Konzepte funktionieren.
Allerdings kann ich mir ein ganzes Manor-Warenhaus komplett ohne Personal nicht vorstellen. Im kleineren Stil beispielsweise mit einem eingeschränkten Food-Sortiment könnte ein Projekt aber funktionieren. Aber schon zum Beispiel der Textilbereich ist ungeeignet: Die Kunden bei der Bekleidungsauswahl allein zu lassen, empfinde ich als eine vergebene Chance für Manor.
CW: Wenn Geld keine Rolle spielen würde. Was würden Sie am liebsten sofort abschalten?
Guggenbühler: Die IT von Manor betreibt noch ein «Universum» an Altsystemen, die ich wirklich gerne abschalten würde. Da wir den Kern bald erneuert haben, stehen nun diese Applikationen im Fokus meiner Bemühungen. Ein Beispiel ist das PMS-System, das Kreditkarten- und andere Zahlungen abwickelt. Die Funktionen können jetzt von der neuen Bezahlplattform übernommen werden. Ein anderer Fall ist eine eigene Lösung für die Stammdatenerfassung auf der Online-Plattform. Hier sind einige Spezialfälle implementiert, die wir vereinheitlichen können, sodass die separate Plattform obsolet wird.
CW: Was bedeutet für Sie die digitale Transformation?
Guggenbühler: Die digitale Transformation ist zurzeit ein grosses Schlagwort – das oft auch etwas zu allgemein verwendet wird. Die Transformation hat für mich zwei Komponenten: das Digitalisieren der Prozesse in Richtung des Kunden und das Digitalisieren der internen Prozesse.
Aufgrund dieser Definition lässt sich festhalten, dass die Digitalisierung schon immer das Kernthema der IT war. Die Herausforderung ist es heute, für den spezifischen Einsatzfall – wie im Warenhaus – die adäquaten Prozesse konkret zu identifizieren, sie umzusetzen und sie auch auf die Fläche, sprich an den Kunden, zu bringen. Für diese Fragestellung kann die IT überall wichtige Impulse geben.



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