«Das Management muss die Digitalisierung vorleben»

Auf neuem Posten

CW: Welches waren Ihre ersten Schritte auf dem neuen Posten?
Quelle: Samuel Trümpy
Schaniel
: Zuerst ging es darum, Awareness zu schaffen für die neue Einheit. Die Reorganisation wurde Top-down angegangen, was zu Irritationen hätte führen können. Die Ansiedlung des Digital Officers als weiteres Mitglied in der Geschäftsleitung war zudem erklärungsbedürftig. Ich habe erläutert, was die Aufgaben der neuen Einheit sind, welchen Beitrag sie zur «Pfister Cross-Channel Strategie 2020» leistet und welche Ziele verfolgt werden.
Zusätzlich musste ich noch neue Mitarbeiter einstellen. Auch heute sind wir immer noch auf der Suche nach Fachleuten. Es ist eine He­rausforderung für alle Retailer, Spezialisten zu bekommen. Wir arbeiten zwar an sehr spannenden Projekten, die jedoch nur selten wirklich sichtbar werden. Doch die Aufgaben sind vielfältig und auch hochattraktiv.
Eine dritte Aufgabe war die Abstimmung mit dem Management. Hier musste definiert werden, welche Aufgaben ich mit meiner Mannschaft für die anderen Abteilungen übernehmen kann und welche sie mit uns zusammen angehen. Auch wurde bestimmt, welche guten Lösungen schon existieren, die allenfalls gestärkt werden sollten. Und von welchen Anwendungen wir uns verabschieden müssen.
“Digitalisierung muss in der Unternehmenskultur verankert werden„
Marcel Schaniel, Möbel Pfister
CW: Welche Aufgaben haben Sie den Geschäftsleitungskollegen abgenommen?
Schaniel: Früher haben die Geschäftseinheiten die Konzeptarbeiten selbst erledigen müssen. Diese Aufgabe haben wir ihnen praktisch zu 100 Prozent abgenommen. Die Build-Prozesse leisten wir heute ebenfalls selbstständig, das Testing auch. Hier hat es sich mittlerweile herausgestellt, dass das Testing nahe beim Business besser ist. Bei der Weiterentwicklung einer über 130-jährigen Firma klappt jedoch nicht immer alles so, wie man sich das vorstellt. Den Prozess überarbeiten wir gerade.
Neu eingeführt haben wir ausserdem ein Schulungskonzept, das über eine Mausklick­anleitung hinausgeht. Geschult werden nun nicht mehr einzelne Abläufe, sondern Prozesse.
Verabschiedet haben wir uns ausserdem vom Abarbeiten einzelner Requirements, die bis dahin aus dem Business kamen. Stattdessen wurden gemeinsam mit der Geschäftsleitung fünf End-to-End-Prozesse definiert. Alle Requirements, die nicht in diese Prozesse passten, wurden verworfen. Das hat nicht nur Freude be­reitet. Umso grösser war die Zufriedenheit, wenn die anderen Requirements tatsächlich auch um­gesetzt wurden. Dank dieser Massnahmen ist die Maschine dann langsam angelaufen.
CW: Läuft die Maschine mittlerweile?
Schaniel: [schmunzelt] Die Maschine läuft schon ganz ordentlich. Denn jenseits der digitalen Kanäle haben wir auch noch ein sehr stabiles stationäres Geschäft, das sowieso gut läuft. Und das trotz eines nicht sehr freund­lichen Marktumfelds, in dem wir uns gut behaupten. Nun geht es darum, unsere Chancen auch im Cross-Channel optimal zu nutzen.



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