«Die IT wird zur grössten Branche der Schweiz»

Wider den Fachkräftemangel

CW: Microsoft Schweiz und sein Ökosystem klagen seit vielen Jahren über die Fachkräfteknappheit. Konnten Sie das Problem lösen?
Marianne Janik von MIcrosoft kämpft gegen den Fachkräftemangel
Quelle: Samuel Truempy
Janik:
Nicht abschliessend, aber wir haben mittlerweile einige Lösungsansätze entwickelt. Vor zirka zwei Jahren glühten die Telefondrähte in allen Abteilungen von Microsoft Schweiz. Die immer gleiche Frage lautete: «Wir haben sehr viele freie Stellen – könnt Ihr uns helfen?» Zunächst haben wir versucht, das Problem mit Einzelaktionen zu lösen: Wir haben beispielsweise Speeddatings für Stellensuchende und Arbeitgeber organisiert. Damit wurden immerhin einige Engpässe überbrückt, das Gesamtproblem aber natürlich nicht gelöst. Denn die Aktionen skalierten nicht.

CW: Haben Sie unterdessen eine skalierungsfähige Rekrutierungsmethode gefunden?
Janik: Teilweise. Wir gehen das Fachkräftethema gemeinsam mit unseren Partnern heute aus drei Richtungen an: Junge Talente mit zeitgemässen Arbeitsbedingungen anziehen und halten, die Vermittlung von Stellensuchenden jenseits der 50 Jahre und drittens der «Elephant in the room», sprich: die Corporate Layoffs. Ohne grossen Medienrummel werden bei verschiedenen Schweizer Konzernen und insbesondere in deren IT-Abteilungen heute Stellen abgebaut. Die Kürzungen bei Nestlé gingen durch die Presse, diejenigen zum Beispiel bei Novartis nicht. Die Mitarbeiter werden oftmals ohne Fortbildungsprogramme vor die Tür gesetzt. Hier setzen wir an, indem wir auf die Konzerne zugehen und die Angestellten schon vor ihrem Ausscheiden weiterbilden, sodass sie im Unternehmen in anderen Funktionen eingesetzt werden können oder arbeitsmarktfähig sind. Dieses Engagement werden wir in den nächsten zwölf Monaten nochmals massiv verstärken.

CW: Die arbeitslosen Fachkräfte über 50 Jahre sind schwierig zu vermitteln?
Janik: Nicht unbedingt. Ausserdem sind die Ü50-Kandidaten leider nicht so zahlreich, wie es die Medien gerne schreiben. Einige der stellensuchenden Mathematiker und Physiker existieren aber doch. Sie können meistens mit relativ geringem Aufwand nochmals fit gemacht werden für die heutige Arbeitswelt. Für sie eignen sich beispielsweise die erwähnten «Speeddatings». Hier werden gezielt etwa Kompetenzen in der Personalführung oder dem Projektmanagement mit potenziellen Arbeitgebern zusammengebracht. Beim letzten Anlass im Mai dieses Jahres zählten wir rund 350 Stellensuchende, die vollauf begeistert waren
von der Art der Arbeitsvermittlung.

CW: Wie gewinnen Sie die jungen Talente für Microsoft Schweiz und ihre Partner?
Janik: Wir beschränken uns nicht mehr nur auf die Zusammenarbeit mit der ETH und der EPFL, sondern gehen in jede Universität und jede Fachhochschule. Weiter engagieren wir uns mittlerweile auch in der Lehrlingsausbildung an den berufsbildenden Schulen. Dafür beteiligen sich meine Kollegen von Microsoft Schweiz an der Lehre und geben zum Beispiel Blockkurse – auf freiwilliger Basis.
Zur Firma
Microsoft Schweiz
ist eine Tochtergesellschaft der Microsoft Corporation. Seit Gründung im Jahr 1989 hat sich die Ländergesellschaft zu einem mittelständischen Betrieb mit 620 Mitarbeitern entwickelt. Die Angestellten arbeiten am Hauptsitz in Wallisellen sowie in Büros in Bern, Genf und Zürich. Das Partner-Netzwerk umfasst landesweit 4600 Unternehmen und 14?000 zertifizierte Produkt- und Lösungsspezialisten.
www.microsoft.ch



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