«Die IT wird zur grössten Branche der Schweiz»

Virtual Reality und künstliche Intelligenz


CW: Wie weit ist Microsoft Schweiz und seine Kunden bei Virtual Reality oder künstlicher Intelligenz?
Marianne Janik sieht in der Entwicklung von Digital Twins riesige Chancen für die Schweizer Wirtschaft 
Quelle: Samuel Truempy
Janik: Microsoft Schweiz arbeitet schon seit zehn Jahren sehr eng mit der ETH und der EPFL zusammen an den neuen Technologien. Neu konnten wir einen ETH-Lehrstuhl mit unterstützen: Professor Marc Pollefeys ist einerseits Lehrbeauftragter und andererseits Forschungsleiter bei Microsoft. Im Herbst eröffnet er das Mixed Reality & AI Labor in der Zürcher Innenstadt. An der ETH und im Labor forscht Pollefeys an «Computer Vision». Denn auch wenn es schon Anwendungen von HoloLens in der Schweizer Wirtschaft gibt: Die Technologie ist längst nicht ausgereizt. Ein Beispiel ist die Darstellung respektive Simulation bewegter Gegenstände. Wenn ein Servicetechniker heute mithilfe der HoloLens-Datenbrille eine Maschine wartet, können nur statische Bauteile in sein Gesichtsfeld projiziert werden – nicht aber beispielsweise rotierende Achsen.

CW: Wo könnte die Computer Vision in der Schweizer Wirtschaft zum Einsatz kommen?

Janik: Riesige Chancen sehe ich für die Schweizer Wirtschaft in der Entwicklung von Digital Twins, bei denen Maschinen im Computer 1:1 nachgebildet werden, inklusive der Möglichkeit zur Simulation und dem Identifizieren von potenziellen Verschleissteilen. Wer diese Technologie wirklich beherrscht, wird sich damit schnell einen Wett­bewerbsvorteil verschaffen können.Nun bräuchte es Impulse auch aus der Politik, die eine gezielte Förderung ermöglichen würden. Damit wären wir wieder bei der noch zu fördernden «Beurteilungsfähigkeit». Hier kann helfen, dass die Firmen etwa mit unseren «PowerApps» per Mausklick eigene Business-Anwendungen erstellen. Dafür benötigt es keine Programmierkenntnisse, wohl aber das Fachwissen über die Geschäftsabläufe. Sie werden mit den PowerApps modelliert und automatisiert, sodass auch die weniger versierten Angestellten mit ihnen arbeiten können.Gleichzeitig lässt sich für fachfremde Entscheidungsträger aufzeigen, wie Technologie heute die Arbeit unterstützen kann. Bei
den französischen Staatsbahnen SNCF kommen PowerApps mittlerweile unternehmensweit zum Einsatz. Ich habe die Hoffnung, dass durch solche Anwendungsfälle auch der Appetit der Schweizer Unternehmen geweckt wird.

CW: Auch wenn die Technologie mittlerweile im Hintergrund steht: Windows dürfte weiterhin einer der Umsatztreiber sein. Wie läuft das Geschäft?
Janik: Windows ist eine grosse Erfolgsgeschichte. Wir sind dankbar, dass auch Windows 10 von den Kunden sehr gut angenommen wird. Aber natürlich beobachten wir auch, dass sich die Welt verändert und sie immer offener wird. Mit Teams sehen wir mittlerweile eine weitere Erfolgsgeschichte entstehen. Dafür haben wir noch nicht einmal die Werbetrommel gerührt – die Verbreitung verlief hauptsächlich viral. Heute ist die Community – auch schon in der Schweiz – sehr aktiv, sie baut Applikationen und Erweiterungen für die Teams-Plattform.

CW: Bei Teams handelt es sich um einen Bestandteil von Office 365 – mit allen Vor- und Nachteilen.
Janik: Das ist korrekt. Der Einstiegspunkt ist Office 365, was den Benutzerkreis etwas einengt, denn Teams setzt ein Abonnement voraus. Über die letzten Jahre hat dies der Popularität aber keinen Abbruch getan. Teams ist mittlerweile das Zentrum eines sehr lebendigen Ökosystems.



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