Energieversorger CKW 18.02.2020, 14:30 Uhr

«Wir müssen digitalisieren»

Am Anfang stand eine abzulösende Plattform, alsbald könnten die Geschäftsprozesse des Energieversorger CKW komplett digitalisiert sein, berichten Urs Meyer und Nastasja Nicke im Interview.
Nastasja Nicke ist in der IT-Division von CKW neu auch als Process Managerin angestellt. Urs Meyer verantwortet als Geschäftsleitungsmitglied bei CKW den Konzernbereich «Netze»
(Quelle: Samuel Trümpy)
Energieversorger gelten nicht eben als Vorreiter bei der Digitalisierung. Ihr Geschäft ist streng reguliert und die Kunden sind staatlich zugeteilt. Eine auf dem Papier bequeme Situation, auch für die Centralschweize­rischen Kraftwerke CKW. Das Unternehmen aus Luzern schickt sich aber dennoch an, bei der Digitalisierung eine Vorreiterrolle für die Branche einzunehmen. Ausgehend von einem Geschäftsprozess probt CKW, wie das gesamte Unternehmen digital optimiert und organisiert werden kann. Das Geschäftsleitungsmitglied Urs Meyer und Projektmanagerin Nastasja Nicke erklären im Interview mit Computerworld die Hintergründe.
Computerworld: Wie hilft die Digitalisierung einem Stromnetzbetreiber wie der CKW?
Urs Meyer: Digitalisierung hat immer das Ziel, für den Kunden einen einfachen, transparenten und wo sinnvoll mobilen Prozess zu liefern. Für uns als CKW hat Digitalisierung das Ziel, einen durchgängigen Prozess zu implementieren, damit wir Ressourcen für unsere zunehmend komplexe Geschäftswelt freibekommen. Damit haben wir keine Wahl: Wir müssen digitalisieren.
CW: Wie ist die IT bei CKW und im Geschäftsbereich «Netze» aufgestellt?
Meyer: Noch bis vor 24 Monaten war die IT bewusst zweigeteilt: Eine zentrale IT lieferte die grundlegenden Dienstleistungen für alle Systeme und Plattformen. Hier wurden die Querschnittsfunktionen abgedeckt, also beispielsweise Einkauf, Finanzen, HR und Logistik. Zusätzlich gab es in jedem der drei Geschäftsbereiche «Energie», «Gebäudetechnik» sowie «Netze» eine kleine, eigenständige IT, die alle fachspezifischen Applikationen betrieben, gewartet und verantwortet hat. In der Geschäftsleitung kamen wir zum Schluss, dass wir mit dieser Organisationsform grosse Schwierigkeiten haben werden, die IT zu standardisieren und über die Geschäftsbereiche hinweg zu synchronisieren. Weiter steht der SAP-Wechsel von R3 zu S4 an, was in einer dezentralen Struktur kaum oder nur schwer umsetzbar ist.
Wir haben uns dann mit Helmut Krasnik einen CIO ins Haus geholt, der begonnen hat, die IT zusammenzufassen und die Standardisierung voranzubringen. Heute gibt es in der Informatik Verantwortliche für die Kernsysteme und zusätzlich Teams, die sich um die Business-Applikationen der Geschäftsbereiche kümmern. Auf dem Weg in diese neue Organisation ist klar geworden, dass wir die IT befähigen müssen, nicht nur in IT-Dimensionen zu denken, sondern in Geschäftsprozessen. Die Kollegen sollen in Themen wie Business-Prozessanalyse, Business-Prozessmanagement und auch dem Change Management geschult werden.
CW: Sie haben neu einige Geschäftsprozesse in Software abgebildet. Können Sie bitte die Ausgangslage vor dem Projekt kurz schildern?
Meyer: Wir haben schon vor etwa vier Jahren erkannt, dass die Kommunikation mit den Installateuren als wichtige Kundengruppe für einen Netzbetreiber digital erfolgen sollte. Einerseits soll dem Installateur die Kommunikation mit CKW vereinfacht werden, andererseits will CKW mehr Übersicht über die Arbeiten und Prozessschritte gewinnen. Das frühere Portal besass eine gewisse Grundfunktionalität. Es basierte allerdings auf einer Software, die ihr Lebensende erreicht hatte. Diesen Umstand haben wir als Chance gesehen, um nicht nur die Grundfunktionen abzubilden, sondern alle unsere Kernprozesse auf einer einzigen Plattform zu digitalisieren.
Nastasja Nicke: Ursprünglich bin ich für dieses Ablösungsprojekt zu CKW gewechselt. Als ich die Position als Projektmanager antrat, standen noch mehrere Lösungen zur Auswahl. Das Ziel war damals, ein CRM für den Geschäfts­bereich «Netze» einzuführen. Wir kamen dann rasch zu der Überlegung, nicht nur das Altsystem durch eine neue Plattform zu ersetzen, sondern auch die dahinterliegenden Prozesse zu prüfen. Wir waren dann schnell weg von der Idee, ein konventionelles CRM zu implementieren, sondern eine umfassendere Prozessplattform zu verwenden.
Zu den Personen
Nastasja Nicke
ist seit Mitte 2016 als  IT-Projektmanagerin und Process Managerin bei CKW tätig. Zuvor war sie während zwei Jahren als Business Program Manager bei QSC angestellt. Ihre berufliche Laufbahn begann Nicke als Produktmanagerin Software bei der Centrosolar Group. Sie absolvierte Studien des Wirtschaftsingenieurwesen an der Fachhochschule Bielefeld sowie der Universität Paderborn.
Urs Meyer
ist seit 2013 der Leiter des Geschäftsbereichs «Netze» und Mitglied der Geschäftsleitung der CKW. Zuvor war er als CEO der Franke Kitchen Systems tätig. Von 2008 bis 2011 verantwortete er als CEO der Venetos Management die industriellen Investi­tionen der Renova Gruppe. Zwischen 2001 und 2007 führte Meyer die Satisloh, eine Division des Maschinenherstellers Schweiter. Der Maschinenbau-Inge­nieur hat an der ETH Zürich studiert und promoviert.



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