13.10.2014, 08:59 Uhr

Wie Schweizer Banken bald Geld managen

BTs Netz verbindet Finanzkonzerne rund um den Globus. Dieses Netz wird künftig schneller und das Management von Geldflüssen leichter, verspricht BT.
Finanzunternehmen aus aller Welt setzen auf BT für die globale Vernetzung. Hiesige Banken und Versicherungen machen da keine Ausnahme. Neben den beiden Schweizer Grossbanken zählt Luis Alvarez, CEO von BT Global Services, rund 15'000 Konzerne in 170 Ländern zu seinen Kunden. Wie Alvarez an einem Anlass in Ipswich (Grossbritannien) sagte, setzen die Banken und Versicherungen auf ein spezielles Netzwerk mit besonders hoher Sicherheit und kurzen Latenzzeiten. In dieses Finanz-Netzwerk investiert BT jährlich Millionenbeträge, erklärte der CEO. Im laufenden Geschäftsjahr gäbe BT Global Services rund 400 Millionen Pfund (615 Millionen Franken) für neue Lösungen und Systeme aus. Die Gelder würden beispielsweise in neue Rechenzentren – wie jüngst in Argentinien, Japan und Südafrika – fliessen sowie für die Grundlagenforschung verwendet. Ein Prinzip dabei: Die bestehende Infrastruktur für den Finanzsektor, die das Analystenhaus Gartner als eine der grössten Stärken von BT Global Services bezeichnet, mit neuen Technologien zu verbessern.
Während des Anlasses im BT-Forschungszentrum Adastral Park in Ipswich berichtete der Managing Director Tim Whitley, dass seine Wissenschaftler in der Grundlagenforschung jüngst einen Erfolg verbuchen konnten: Über eine herkömmliche Glasfaserleitung wurden erstmals 3 Terabit pro Sekunde übertragen. Heute sind 2 Terabit pro Sekunde das Maximum. Die Versuche fanden unter realen Bedingungen und in einer installieren Infrastruktur statt, fügte Whitley hinzu. Die Leitung mit 359 Kilometer Länge verband das Labor in Adastral Park mit dem Londoner BT Tower und dem Transport Network Operations Center (TNOC) in Cambridge. Der für die Versuche verantwortliche Wissenschaftler Kevin Smith äusserte sich zuversichtlich, dass die gemeinsam mit Huawei entwickelte Technologie bald für den Einsatz in der Praxis geeignet sei. Auch soll mit 3 TBit/s noch nicht die maximale Übertragungsrate erreicht sein. Bis zu 25 TBit/s seien in einigen Jahren möglich – mit den heute verlegten Glasfasern. Jedoch erklärte Smith auch, dass höhere Übertragungsraten erforderlich werden, denn der Netzwerk-Traffic wächst ebenfalls: Marktforscher gingen von einem jährlich um 45 Prozent steigenden Datenaufkommen aus. Nächste Seite: Avocado als Sicherheitskonzept
Neben Grundlagenthemen wie Datenübertragung und Netzwerke arbeiten die BT-Forscher im Adastral Park auch an Innovationen für Big Data. Eine Anwendung ist Security: Ben Azvine, BTs Global Head of Security Research and Innovation, demonstrierte das Framework «Assure Analytics». Es folgt dem heutigen Sicherheitskonzept, das er mit einer Avocado verglich. Die Unternehmensinfrastruktur ist der harte Kern, der durch Security-Lösungen abgeschottet ist. Das Fruchtfleisch der Avocado sind externe Verbindungen zu beispielsweise Kunden, Lieferanten und Partnern. Hier lauern aber auch Bedrohungen. Mit Assure Analytics lassen sich die Netzwerk-Verbindungen visualisieren und interaktiv analysieren, erklärte Azvine. Das Framework wird gespeist mit strukturierte und unstrukturierte Daten, etwa Meldungen von Firewalls, Virenscannern und auch Warnungen der Sicherheits-Institutionen oder Tweets von Usern. Alle Informationen über die aktuelle Bedrohungslage werden von dem System grafisch aufbereitet und können dann von den Sicherheitsverantwortlichen untersucht werden. So wird eine Denial-of-Service-Attacke in einer dreidimensionalen Spinnengrafik angezeigt und lässt sich vom User auf einem Touch-Screen bis zum Ausgangsort zurückverfolgen. Allfällige Schwachpunkte in der firmeneigenen Infrastruktur sind so schnell ermittelt und bestenfalls eliminiert. Dabei lernt Assure Analytics von den Benutzerinteraktion: Hat ein Sicherheitsverantwortlicher eine Attacke mit einem bestimmten Vorgehen erfolgreich abgewehrt, werden ihm beim nächsten Angriff die neuralgischen Punkte sofort auf den Bildschirm gebracht und die Abwehrstrategie wieder vorgespielt.

Sicherheit, Social, Banking

Assure Analytics ist laut Azvine heute schon in den zwölf Sicherheitszentren von BT Global Services im Einsatz für das Monitoring von Bedrohungen. Grosskunden könnten ebenfalls einen Zugang zu den Systemen bekommen, natürlich gegen Bezahlung.
Der BT-Forscher arbeitet nach eigener Aussage daran, die zugrundeliegenden Algorithmen des Frameworks auch für andere Anwendungsfälle nutzbar zu machen. Asset-Management, Netzwerk-Monitoring und Social-Media-Analytics sind mögliche Bereiche, in denen die Technologie in Zukunft zum Einsatz kommen könnte, sagte Azvine. Auf Nachfrage von Computerworld bestätigte er, dass sich auch Finanztransaktionen mit dem Framework darstellen und verwalten liessen. Einen konkreten Anwendungsfall gibt es nach Aussage des BT-Wissenschaftlers allerdings noch nicht. Hier könnten Schweizer Kunden die Vorreiter sein.



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