10.02.2006, 16:50 Uhr

Funkspruch aus dem Darm

Ein US-Jungunternehmen hat mit Smartpill eine kleine Sonde entwickelt, mit der Magendarmkrankheiten besser analysiert werden können.
Die Smartpill sendet während ihrer Wanderung durch den Verdauungstrakt ständig Daten.
Bislang müssen Patienten mit Verdauungsstörungen Endoskopieuntersuchungen und Gammastrahlbehandlungen über sich ergehen lassen. Diese unangenehmen und zeitaufwändigen Methoden könnten bald ein Ende haben. Denn das US-Start-up Smartpill wird voraussichtlich im Frühling eine kleine, gleichnamige Pille auf den Markt bringen, die Daten aus dem Verdauungstrakt liefert und den Magen-Darm-Spezialisten bei der Diagnose unterstützt.
Die intelligente Tablette ist nicht grösser als ein Vitamindragee, aber mit allerhand Hightech vollgestopft. So verfügt die Smartpill über Sensoren, die ständig den Säuregehalt (pH-Wert), die Temperatur und den Druck in den Innereien ermitteln, mit einem Mikroprozessor verarbeiten und über einen kleinen Sender übertragen. Der Patient trägt, nachdem er die Miniatursonde geschluckt hat, während der Untersuchung ein Handy-grosses Gerätchen am Gürtel, das die Informationen der gescheiten Kapsel speichert. Während gut zwei Tagen - solange dauert normalerweise die Wanderung durch den menschlichen Verdauungstrakt - sendet die Pille aus dem Innern des Körpers. Nachdem die Smartpill ausgeschieden worden ist - laut Firmenangaben sollen alle Komponenten abbaubar sein -, lädt der Arzt die gespeicherten Daten auf seinen PC und beginnt mit der Auswertung der Informationen.
Wie David Barthel, Chef des Start-ups aus dem US-Bundesstaat New York, meint, eigne sich die Smartpill derzeit vor allem für Krankheiten, bei denen es bei der Verdauung zu Verzögerungen kommt. Beispiele sind laut Barthel die verspätete Entleerung des Mageninhalts (Gastroparesis), schmerzhafte Verdauungsstörungen (Dyspepsie) und das Reizdarmsyndrom. Unter letzterem allein erkrankten jährlich in den USA über 50 Millionen Menschen, betont Barthel.
«Wichtigster Vorteil ist allerdings, dass die Smartpill nicht invasiv ist. Die Patienten müssen nicht operiert werden und sie können während der Untersuchung ihren täglichen Verrichtungen nachgehen», sagt er. «Dadurch lassen sich die Untersuchungskosten drastisch senken», ist der Smartpill-Chef überzeugt. Dass seine intelligente Tablette erfolgreich sein wird, begründet Barthel damit, dass in Sachen Verdauungstrakt wenige Untersuchungsmethoden bestehen. Dieser Bereich sei lange von der Forschung vernachlässigt worden, sagt er.



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