Finnova und die Schweizer Banken im Wandel

Der Einfluss von msg systems

CW: Welchen Einfluss nimmt der Mehrheitsaktionär msg systems auf das Tagesgeschäft von Finnova?
Matter: Operativ funktionieren wir absolut unabhängig von msg. Im Tagesgeschäft haben wir seit zehn Jahren einen Austausch auf Augenhöhe. Wir beziehen personelle Ressourcen aus dem Mutterhaus und führen teilweise auch Diskussionen zu Architektur- oder Technologie-Themen. Bei Bedarf können wir uns jederzeit an msg wenden, um uns mit ihnen auszutauschen, genau wie umgekehrt.
CW: War Finnova allenfalls Pilotkonzern von msg für den Wechsel auf Agile?
Matter: Das waren vollkommen unabhängige Initiativen. Ich könnte nicht einmal sagen, auf welchem Transformationsstand die einzelnen Sparten von msg sind. Simon Kauth, unser Chief Product Officer, hat an einem Management-Treffen der msg ein Referat über «von Wasserfall zu agile» gehalten, was sehr gut ankam. Mit dem Thema haben sich offenbar noch nicht alle Führungskräfte im Konzern auseinandergesetzt. Allerdings funktioniert msg auch nicht so hierarchisch. Die verschiedenen Einheiten sollen sich frei bewegen und selbst entwickeln können. Aufwendiges Reporting und komplizierte Bewilligungsprozesse gibt es nicht.
Lang: Ich habe 20 Jahre in US-amerikanischen Konzernen gearbeitet und dort immer das Gegenteil erlebt. Hier ist es herrlich!
CW: Kommen wir zum Fachlichen: Was fehlt im Portfolio von Finnova?
Lang: Wir bieten kein Business Process Outsourcing (BPO) an. Dies ist allerdings ein bewusster Entscheid, weil wir Partner wie Finanz-Logistik, InCore/Sobaco und Swisscom haben. Bei BPO setzen wir bewusst auf die Partner.  Auch in Zukunft wird es Lösungen geben, die im Portfolio von Finnova vermeintlich fehlen. Wir haben in den vergangenen Monaten eine «Business Capability Map» erarbeitet, auf der das Raison d'Être, von Finnova ersichtlich ist. In den definierten Kernbereichen werden wir konsequent und langfristig investieren. In Bereichen, in denen wir keine eigene Lösung anbieten werden, unterstützen wir die Kunden beim Anbinden von Drittapplikationen. In einem mittleren Bereich prüfen wir die jeweiligen Business Cases und bei einem positiven Business Case bieten wir unseren Kunden eine Finnova-Lösung an – diese kann dann in Eigenregie oder mit einem Partner entwickelt werden.  Wir haben uns von dem Anspruch in der Vergangenheit gelöst, alle Ideen selbst zu generieren und alles selbst zu entwickeln. Manche werden sagen, Finnova fehlen Produkte im Portfolio. Wir glauben aber, mit dem erwähnten Approach besser und schneller zu werden.
CW: Worauf wollen Sie in Zukunft bewusst verzichten?
Lang: Im Zuge der Digitalisierung des Finanzwesens kommen diverse Technologien und Andwendungen auf, die bereits gut am Markt etabliert sind. Zum Beispiel die Unterstützung der Anlageberatung mit Robo-Advisors. Dafür haben Dritt-Anbieter bereits gute Lösungen entwickelt, die bei Finnova integriert werden können; wir planen in diesem Bereich somit kein eigenes, zusätzliches Produkt. Im Kreditberatungsgeschäft, das für unsere Kunden von zentraler Bedeutung ist, wollen wir hingegen selbst eine Lösung lancieren, und zwar zusammen mit einem Partner.



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