18.01.2007, 09:12 Uhr

Berufsfachschule Baden als IT-Avantgarde

An der Berufsfachschule in Baden sind vier virtuelle Netzwerke aufgebaut worden. Diese jetzt für den Unterricht nutzbar zu machen und mit Inhalten zu füllen, ist die Herausforderung.
Hanspeter Vogt ist im Lehrerberuf zum IT-Spezialisten geworden. Heute beschäftigt ihn die pädagogische Umsetzung der jüngsten IT-Möglichkeiten.
Nahezu ignoriert vom grossen Nachbarn Zürich mutiert der ehemalige Badener ABB-Campus in zahlreichen Sektoren zum Trendsetter. Architektonisch und insbesondere IT-mässig dazu beigetragen hat die Badener Berufsfachschule, genannt BBB (Berufs-Bildung Baden). 1999 aus der Gewerblich-Industriellen- und der ABB-Berufsschule-Baden entstanden, werden dort heute 2169 Berufslernende von etwa 120 Lehrpersonen auf der Grundlage neuster IT-Infrastruktur unterrichtet. Allein 400 der Schüler besuchen die Berufsmaturitätsschule.
Dass die Badener Vorreiterrolle bei der Lehrlingsausbildung sich nach Gebäuderenovation und Neubau nicht im schönen Schein erschöpft, dafür sorgt eine umfassende IT-Infrastruktur auf der diverse Lern- und Lernmanagement-Plattformen laufen. Sie werden permanent ausgebaut und umfassen heute 40 Module. Im Einsatz stehen dafür 22 Server von Hewlett-Packard (HP).
Via 2800 Netzwerkanschlüsse -werden Berufslernende, Lehrpersonen und die Verwaltung versorgt. Dabei ist das 300 -Kabelkilometer umfassende physi-kalische Netz in die vier virtuellen Bereiche Verwaltung, Lehrer, Schüler und Telefonie gegliedert.
Begleitet wurde der Aufbau der Infrastruktur von der Konzeption bis zur Inbetriebnahme von Hanspeter Vogt, Mitglied der Schulleitung und Leiter der BBB-IT-School. Dass die BBB alle IT-Prozesse selbst aufgebaut hat, ist laut Vogt deshalb sehr wesentlich gewesen, weil -«bereits bei der Konzeption der Lösung beachtliches Know-how entstanden ist, das wir im Hause haben wollten». Die Entscheidung für den Einsatz von HP-Hardware sei aus Kostengründen gefallen, schiebt der IT-Chef der Schule nach, «doch hätten wir diese Infrastruktur ohne die fachliche Unterstützung der Abtwiler Implemenationsspe-zialistin Niederer Electronic sowie ohne HP und HP Procurve überhaupt nicht leisten können». Aber Vogt will keineswegs den Eindruck erwecken, das Projekt sei problemlos über die Bühne gegangen. So hat er sich inzwischen etwa mit Kabelgewirr am Boden der Schulzimmer abfinden müssen, denn die Entscheidung für punktuelle Kabelausgänge hat sich als nicht flexibel genug erwiesen. Zudem setzt die Berufsfachschule auf neueste Lehrmittel, wie Lehrerpulte in den Schulzimmern mit aktiven Wandtafeln und so genannten Visual Presentern. -Damit kann die traditionelle Tafel ersetzt werden. Vorausgesetzt, die Lehrer beherrschen die diversen ins Pult integrierten Geräte. Sie umfassen das Notebook genauso wie Beamer, DVD- und Video-Player und das per Stift ge-steuerte Whiteboard als Krei-de- und Tafelersatz.
«Hier hat die Lehrerschaft einen erheblichen Schulungsaufwand geleistet, der aber noch keineswegs abgeschlossen ist», hält Vogt fest. Er selbst hat erst kürzlich ein Weiterbildungs-studium mit dem MAS (Master of Advanced Studies) in E-Learning und Wissensmanagement abgeschlossen. Denn an diesem Punkt zeigten sich die Schwierigkeiten beim Übergang in die moderne IT-Welt deutlich.
«Konnte ein Lehrer bisher auf Konzepte zurückgreifen, die oft in jahrelanger Erfahrung entstanden sind, muss er diese Inhalte heute in digitalisierten Formaten zur Verfügung haben», weiss Vogt. Hinzu kommt, dass diese Inhalte im Netzwerk zur Verfügung stehen und bearbeitet werden können. Das macht den Unterricht zwar transparenter - aber auch komplett überprüfbar. «Ob diese Situation produktiv genutzt wird», so Vogt, «hängt stark von den Anwendern ab». Wer Vogts Begeisterung für «die avantgardistische IT», wie er sagt, im Schulhaus erlebt, der glaubt durchaus, dass er auch diese Probleme lösen wird.
Noch diskutiert selbst der IT-Chef gelegentlich mit seinem Whiteboard, anstatt die Schüler im Blick zu haben.
Volker Richert



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