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Wie man Mitarbeitenden die Angst vor Assessments nimmt und lebenslanges Lernen die Zukunft ist.

CW: Für Unternehmen kann das interessant sein. Bei Mitarbeitenden kann das aber auch Ängste wecken: Werde ich vielleicht meinen Job los, wenn ich nach dem Assessment nicht genügend gut dastehe?
Decurtins: Ich könnte mir vorstellen, dass manche Befürchtungen haben könnten. Doch ich habe bisher nicht den Eindruck. Das Spektrum an Aus- und Weiterbildungen ist breit gefächert und das Bedürfnis der Leute, sich zusätzliches Fachwissen anzueignen, ist sehr gross.
Hürlimann: Ich finde den Ansatz sehr spannend, frage mich nur, wie man die Mitarbeitenden dazu bewegt, an einem Assessment teilzunehmen. Wer sich auf eine Führungsposition bewirbt, wird sich beweisen wollen und sich ohne Diskussion einem Assessment stellen. Es gibt aber auch Leute, die der Meinung sind, dass ihr ursprüngliches IT-Studium genügt. In Anbetracht der Lage am Arbeitsmarkt sitzen die Mit­arbeitenden am längeren Hebel. Sie können sich aus­suchen, wo sie arbeiten wollen. Hierin liegt die Herausforderung: Welchen Mehrwert nimmt der Einzelne für sich mit, sodass es sich für ihn lohnt, sich so einem Assessment zu stellen
Decurtins: Über diese Frage haben wir auch nachgedacht. Wir wollen die Mitarbeitenden motivieren, für sich herauszufinden, wo sie noch Lücken haben, und ihnen helfen, diese zu schliessen. Dadurch kann man gezielt die Aus- und Weiterbildung fördern. So betrachtet, sind die Zertifizierung und Arbeitsmarktfähigkeit Nebenprodukte, die entstehen. Vielleicht ist das ein gangbarer Weg.
Stucki: Mitarbeitende sind am besten gerüstet, wenn das Dreieck Weiterbildung, On-the-Job-Erfahrung und passende Führungsperson stimmt. Alle drei sind wichtig, um die Motivation möglichst hochzuhalten. Um das zu schaffen, bedarf es guter Führungskräfte, die mit den Mitarbeitenden analysieren, was bei ihnen intrinsische Motivation auslöst. Dann ist auch das Assessment keine Hürde mehr.
Gutknecht: Ein wichtiger Aspekt, der bisher noch nicht genügend erwähnt wurde, ist das Vertrauen als Folge der Verpflichtung zur Einhaltung des Code of Ethics der SI im Rahmen der 3L-Zertifizierung. Beispielsweise geniesst ein Arzt mit FMH-Zertifikat deutlich mehr Vertrauen als einer ohne. In der IT bewegen wir uns zwar nicht in der Medizin, aber man arbeitet häufig ebenfalls an sicherheitskritischen Projekten. Wenn ein IT-Zertifikat in solchen Fällen das Vertrauensverhältnis zwischen den Beteiligten erhöhen kann, schafft das einen substanziellen, zusätzlichen Mehrwert.
CW: Welches Fazit nehmen Sie aus der Debatte mit?
Stucki: Mitarbeitenden Vertrauen entgegenzubringen, sodass sich diese Herausforderungen stellen, ist matchentscheidend. Betonen möchte ich zudem, dass neben klassischen ICT-Skills auch generelle Fähig­keiten wie Neugierde und Offenheit wichtiger werden, um die Zukunft zu meistern.
Decurtins: Ein Thema in der IT ist die Beobachtbarkeit. Man muss Computersysteme besser beobachten und analysieren können, wie sie funktionieren. Vielleicht könnte es ein Ansatz sein, dieses Prinzip auf die Aus- und Weiterbildung zu übertragen und zu schauen, wo Know-how-Lücken bei Mitarbeitenden sind, aber auch bei den Firmen selbst.
Hürlimann: Einerseits nehme ich die Erkenntnis mit, dass alle mit den gleichen Themen kämpfen. Andererseits ist der 3L-Ansatz interessant und ich werde ihn zukünftig für meine Personalbedarfs- und Weiterentwicklungsplanung berücksichtigen. Ich bin gespannt, wohin die Reise führt, und wünsche dem Projekt viel Erfolg.
Marti: Wir erleben in der täglichen Praxis, wie bedeutend Lebenslanges Lernen für die Karriere von IT-Fachkräften ist. Im Moment spielt zwar der Markt für Arbeitnehmende. Aber irgendwann kann sich der Spiess umdrehen. Genau dann wird es wichtig sein, dass man gut ausgebildet und up to date ist. Da trägt eine Initiative wie 3L sehr gut dazu bei.
Hunziker: Die Digitalisierung wird unsere Welt verändern. 3L hilft allen zu identifizieren, in welchen Bereichen sich Wissenslücken aufgetan haben und wo man jemanden weiterbilden kann. Ganz speziell für Quereinsteiger eröffnet sich hier eine Chance, sich als qualifizierte Fachkräfte auszuweisen. Die benötigen wir, um die digitale Transformation vorwärtszubringen. Sodass wir auch in einer Corona-Krise 2.0 hoffentlich viele Unternehmen haben, die auf die neuen Arbeitssituationen vorbereitet sind. Damit wir noch besser durch die herausfordernden wirtschaftlichen Zeiten hindurchkommen.



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